Jochen Mass: Ende der 1990er-Jahre ging Formel-1-Talfahrt los

, 06.04.2016

Ex-Formel-1-Pilot Jochen Mass analysiert die Probleme der Grand-Prix-Szene: "Früher hatten die Rennen eine Botschaft" - Wer soll das Reglement formulieren?

Angesichts der anhalten Kritik an der aktuellen Formel 1 mit ihren hohen Kosten, politischen Spielen und der Farce um den Qualifying-Modus läuft es zahlreichen ehemaligen Stars der Szene kalt den Rücken herunter. Jochen Mass, Sieger des arg umstrittenen Spanien-Grand-Prix 1975, sieht die Ursachen der Misere bereits viele Jahre zurückliegen. Aus Sicht des Deutschen geht es seit Ende der 1990er-Jahre mit dem Grand-Prix-Sport stetig bergab.

"Plötzlich verdienten die Fahrer irrsinnig viel Geld. Gleichzeitig explodierten die Kosten für alle anderen Beteiligten: die Veranstalter, die Teams, die Hersteller - alle mussten sehr viel Geld bezahlen, um dabeizubleiben", schildert Mass seine Sicht in der Zeitung 'Die Welt'. Er fügt hinzu: "Die Formel 1 war immer teuer, keine Frage. Aber man könnte sie mit einfachen Mitteln wieder erschwinglicher machen."

Durchschaubare Regeln, einfachere Technik - das sind nach Meinung des gebürtigen Oberbayern die Zutaten für einen erfolgreichen Sport. "Das Reglement wird heutzutage von Menschen gemacht, die keine Ahnung haben, wie die Autos funktionieren", sagt er. "Es wurden in den vergangenen Jahren so viele Experimente eingeführt, die völliger Blödsinn waren." Mass nennt die Rillenreifen und die Holzplatte am Unterboden als Beispiele.

"Worauf ich hinaus will: In das Gremium, die bei der FIA die Regeln machen, gehören Menschen, die wissen, wie die Autos früher waren. Die heutigen Fahrer, mein Gott. Woher sollen die sich damit auskennen?", fragt der Ex-McLaren-Pilot. "Wir müssen wieder definieren können, was wir eigentlich von den Rennen wollen. Warum fahren wie Autorennen? Wegen der Technik? Oder wegen der Geschwindigkeit? Ich habe das Gefühl, diese Frage kann inzwischen niemand mehr beantworten. Der Formel 1 fehlt die Identität."

In den Jahren bis zum Tod von Ayrton Senna hätten sich die Zuschauer viel besser mit dem Grand-Prix-Sport identifizieren können, meint der 69-Jährige. "Weil sie die Technik noch verstanden haben. Jeder konnte einschätzen, wie talentiert welcher Fahrer war, wo Stärken und Schwächen lagen. Die Rennen hatten eine Botschaft", so Mass. Ob man einen Weg zurückfinden könne? Nein, so der Deutsche. "Mein Vertrauen in die handelnden Personen ist nicht besonders groß."

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