Mansour Ojjeh über McLaren-Honda-Bruch: "War wie in Ehe"

, 13.10.2017

McLaren-Miteigentümer Mansour Ojjeh erklärt, wie er die Schuldfrage in der Trennung zwischen McLaren und Honda sieht und warum Renault ideal ist

Bis zum Schluss gab es Zweifel, ob es wirklich zur Scheidung zwischen McLaren und Honda kommen würde. Doch am Ende war der Graben zwischen den stolzen Unternehmen nach Jahren des Misserfolgs und der gegenseitigen Demütigungen zu groß. Doch wer ist nun schuld am Scheitern? "Ich muss glaube ich nicht sagen, dass es hart war", sagt McLaren-Anteilseigner Mansour Ojjeh gegenüber dem Magazin 'GP Gazette'. "Das war es auch für sie. Man kann nicht sagen, dass sie sich nicht bemüht hätten, und auch uns kann man das Bemühen nicht absprechen." Am Ende kann er aber keinen Schuldigen ausmachen: "Es hat einfach nicht funktioniert."

Stattdessen sei es am Ende wichtig gewesen, dass beide dies anerkennen. "Es war nicht gut für sie und nicht gut für uns", erklärt Ojjeh. "In so einem Fall müssen beide etwas anderes probieren. Hoffentlich funktioniert es für sie und hoffentlich auch für uns." Der Geschäftsmann aus Saudi-Arabien, der mit seinem Unternehmen TAG bereits in den 1980er-Jahren bei McLaren eingestiegen ist, vergleicht die Situation mit einer zwischenmenschlichen Beziehung: "Es ist wie bei unüberwindbaren Differenzen in einer Ehe oder so. Dann muss jeder seine Wege gehen."

McLaren wird in der kommenden Saison von Renault mitbetreut, während die Honda-Triebwerke zunächst zu Toro Rosso und dann wohl auch zu Red Bull abgeschoben werden. Mit dem Nachteil, dass man bei Renault neben dem Werksteam nicht die Top-Priorität genießen wird. Honda kann währenddessen beim kleinen Red-Bull-Team einen Neuanfangen wagen und somit das schwer ins Trudeln geratene Projekte später mit dem A-Team doch noch zum Erfolg führen.

Freude bei McLaren: Renault und Red Bull als direkte Messlatte

"Ich bin froh, dass Honda in der Formel 1 geblieben ist, denn sie könnten ein großartiger Konkurrent sein", meint Ojjeh. Er selbst freut sich aber darüber, dass sein Team nun endlich wieder eine ordentliche Messlatte hat: Nicht nur eine, sondern gleich zwei - denn neben Renault wird 2018 auch noch das Red-Bull-Team mit den französischen Antriebseinheiten ausrücken.

"Das sorgt für eine andere Motivation", sieht er den direkten Vergleich positiv, denn in den vergangenen Jahren war man das einzige Team, das von Honda ausgestattet wurde. "Wir müssen es also hinbekommen, wenn wir besser sein wollen als diese Messlatte. Wir freuen uns auf diese Herausforderung."

Zumal Ojjeh mit McLaren in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erleben musste, wie stark Renault sein kann. Unvergessen bleibt die Ära, als die Franzosen mit Williams und Nigel Mansell gegen McLaren-Honda und Ayrton Senna kämpften. Die damalige Rivalität ist aber Geschichte: "Sind sind froh, dass sie uns haben, was sehr wichtig ist. Wir beide wollen einander."

Mitbesitzer Ojjeh hofft auf Aufbruchstimmung

Obwohl McLaren nun keinen Werksstatus mehr besitzt, was sich nicht nur auf die Leistungen, sondern auch auf das Budget auswirken könnte, glaubt Ojjeh an die Rückkehr in die Erfolgsspur. "Wir müssen wieder in die Spur kommen", fordert er. "Man darf nicht vergessen, dass auch Ferrari 20 Jahre lang keinen WM-Titel geholt hat. Das vergessen die Leute. Aber wir werden zurückkommen."

Der Verlust der Honda-Gelder und die aktuelle Leistungsschwäche machen es diesbezüglich nicht einfacher. "Klar ist es viel leichter, einen Sponsor zu finden, wenn man wie Mercedes immer gewinnt und nicht Neunter oder Zehnter wird. Das ist simples Marketing."

Abschließend stellt er die Frage: "Wird es die Sache einfacher machen, wenn man eine Marketing-Abteilung davon überzeugen kann, dass wir die Sache jetzt anders angehen, über eine gewisse Marke verfügen und hoffentlich wieder besser werden?" Seine Antwort: "Ja."

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Ex-Renault-Testpilotin Carmen Jorda zog sich den Ärger ihrer Kolleginnen zu

Frauen-Formel-1? Ex-Testpilotin Jorda löst Shitstorm aus

Lange war es ruhig um die ehemalige Renault-Testpilotin Carmen Jorda. Doch am internationalen Mädchentag (11. Oktober) sorgte die 29-Jährige für Aufregung, als sie bei einer Diskussionsrunde ihrer Agentur …

Toto Wolff findet die Aussagen von Helmut Marko gar nicht so witzig ...

Wolff kontert Marko: "Denken mit dem Kopf statt mit …

Helmut Marko und Toto Wolff werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Nachdem die beiden Österreicher in der Vergangenheit bereits mehrfach verbale Spitzen gegeneinander verteilt haben, fliegen die …

Wie lange wird Daniel Ricciardo seine Pokal noch für Red Bull holen?

Ricciardo ohne Zukunftsangst: "Dann werde ich …

Daniel Ricciardo ist noch bis Ende der Formel-1-Saison 2018 an Red Bull gebunden. Anschließend könnte der Australier zum ersten Mal in seiner Karriere auf eigenen Beinen stehen und sich vom österreichischen …

Fernando Alonso und Co. drohen 2018 noch deutlich mehr Rückversetzungen

Motorenregeln 2018: Strafenchaos oder Kostenexplosion?

Der Formel 1 könnte in der Saison 2018 ein noch größeres Strafenchaos drohen als in diesem Jahr. Hintergrund: In der neuen Saison sind noch einmal weniger Antriebsteile erlaubt als aktuell. Dürfen die Teams …

Verzweifelter Rettungsversuch in Suzuka: Das soll in Zukunft verhindert werden

Ferrari holt Expertin: Spanierin soll das …

Der Schock sitzt in Maranello immer noch tief: Bis zum Heimspiel in Monza war Sebastian Vettel WM-Leader, doch ein Startcrash in Singapur sowie technische Defekte im Sepang-Qualifying und im …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo