Mercedes: In Singapur wirklich nur Schadensbegrenzung?

, 12.09.2017

Mercedes ist beim Großen Preis von Singapur 2017 nicht der Favorit - Oder hat die Mannschaft rund um Toto Wolff das Ruder längst herumgerissen?

Manchen Ankündigungen von Toto Wolff zufolge müsste Mercedes beim Großen Preis von Singapur 2017 von Ferrari und Red Bull abgehängt, überrundet und in der Marina Bay versenkt werden. Das Tiefstapeln mag nach außen hin nach dem überlegenen Sieg beim Großen Preis von Italien in Monza befremdlich gewirkt haben, hat aber Substanz: Der Mercedes W08 war auf winkligen Kursen wie Monaco und Budapest dem Ferrari bislang nicht gewachsen. Red Bull könnte das Zünglein an der Waage sein.

Ist also der erneute Wechsel der Tabellenführung schon eingeplant? Nicht, wenn es nach Lewis Hamilton geht. Der dreimalige Weltmeister gibt sich wie gewohnt kämpferisch: "Die Probleme, die wir in der Vergangenheit in Singapur hatten, sind nicht in meinem Kopf. In der Vergangenheit war Ferrari an heißen Orten besser, aber ich denke, wir können uns ein gutes Rennen mit ihnen liefern. Unser Auto verbessert sich kontinuierlich weiter. Würden wir heute etwa nach Ungarn zurückgehen, dürften wir in einer besseren Position sein. Ich gehe mit der positiven Einstellung nach Singapur, dass wir das Rennen gewinnen können."

Hamilton hat mit seinem Sieg in Monza die Tabellenführung von Sebastian Vettel übernommen. Von der Papierform her müsste er sie in Singapur wieder verlieren, bevor es für den Rest der Saison auf Strecken geht, auf denen das Kräfteverhältnis ausgeglichen sein sollte. Hamilton weiß, dass sein Team eine Niederlage auf den Straßen der Perle Südostasiens durchaus eingeplant hat: "Sollten wir nicht um den Sieg kämpfen können, werden wir uns auf Schadensbegrenzung konzentrieren."

Keine Updates für Straßenrennen

Gegen Mercedes spricht, dass sich das Fahrzeug gegenüber dem bisherigen Stand nicht großartig verändern wird. Updates seien in der Hinterhand, aber nicht für Singapur, verrät Valtteri Bottas. Für den Finnen geht es in erster Linie darum, die eigenen WM-Chancen wieder auf Kurs zu bringen. Diese haben bei den Rennen in Spa-Francorchamps und Monza beträchtlichen Schaden genommen. Mit 41 Punkten Rückstand ist Bottas zwar noch nicht aus dem Rennen, müsste aber schnellstens ein paar Siege einfahren, wenn er noch ein Wörtchen um den Titel mitreden will.

Um ihm das zu ermöglichen, hat Mercedes alle Hebel in Bewegung gesetzt, das Defizit auf winkligen Kursen auszumerzen, wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erklärt: "In den vergangenen Jahren gehörte es zu den Stärken unseres Teams, unsere Stärken und Schwächen klar zu identifizieren. Um in jedem Bereich besser und stärker zu werden, haben wir den Finger in die Wunde gelegt, damit wir sowohl die Gründe für unsere guten als auch für unsere schlechten Leistungen verstehen. "

"2015 machten wir in Singapur eine der schmerzlichsten Erfahrungen der vergangenen Saisons. Also krempelten wir die Ärmel hoch, zogen unsere Lehren daraus und schlugen im vergangenen Jahr mit einem großartigen Sieg zurück." Dieses Kunststück hofft Mercedes, nun zu wiederholen. Allerdings war Silber 2016 weitaus dominanter als dieses Jahr, sodass der generelle Speedvorteil den konzeptionellen Nachteil überstrahlt haben dürfte.

Wolff zwischen Tiefstapelei und Hoffnung

Denn 2017 fiel Mercedes in Monaco und Ungarn wieder in alte Muster zurück. Der W08 mit seinem langen Radstand tat sich auf den Mickey-Maus-Kursen schwer. "Manchmal sind solche Charakteristiken einfach in der DNS eines Autos verankert", begründet Wolff. "Aber ich glaube nicht, dass das kein Muster ist, das man nicht durchbrechen kann. Wir haben viel durch unsere Schwierigkeiten in Monaco gelernt, unser Performance-Niveau in Ungarn deutlich angehoben und verstehen nun besser, was wir tun müssen, um das Optimum aus dem Chassis herauszuholen."

Und wenn es schon vom Speed her nicht reichen sollte, so halten Rennen auf dem Marina Bay Circuit in der Regel einige unvorhersehbare Spannungselemente bereit, die Mercedes in die Karten spielen könnten. "Safety-Car-Einsätze sind nahezu garantiert, entsprechend viele Variablen gibt es, die bei der Strategie bedacht werden müssen", weiß Wolff. "Aber es ist auch ein anstrengendes Wochenende für die Teams: Die Bedingungen erschweren die Arbeit in der Box, es ist physisch anspruchsvoll für die Fahrer und eine Herausforderung, die Brems- und Reifentemperaturen im Griff zu haben."

Zuletzt bricht der Österreicher aller Mercedes-Schwierigkeiten zum Trotz eine Lanze für den Singapur-Grand-Prix. Die Zukunft des asiatischen Pendants zum Großen Preis von Monaco ist nach wie vor ungewiss. "Singapur ist eine fantastische Bühne für unseren Sport und ein einzigartiges Flutlicht-Spektakel", sagt er über das Nachtrennen, das sich innerhalb weniger Jahre als Klassiker im Rennkalender etabliert hat. Aber eben als gefährdeter Klassiker...

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