Nico Rosberg mit Rücken zur Wand: Ist die WM entschieden?

, 13.09.2015

Lewis Hamilton sorgte in Monza im Titelkampf für eine Vorentscheidung - Was Nico Rosberg noch retten kann und wieso seine Chancen nicht mit 2014 vergleichbar sind

Noch sind sieben Rennen zu fahren, aber ist Mercedes-Star Lewis Hamilton der WM-Titel noch zu nehmen? Der Brite erlebte in Monza abgesehen von der Reifendruck-Farce ein perfektes Wochenende. Mit Saisonsieg Nummer sieben baute er seinen WM-Vorsprung auf Stallrivale Nico Rosberg, der in Italien vom Pech verfolgt war und mit Motorschaden ausschied, auf 53 Punkte aus. Der Deutsche wirkte in dieser Saison fast nie stärker als Hamilton - dass sich das Blatt nun wenden wird, glauben nur die wenigsten.

Auch nicht die Leser von 'Motorsport-Total.com'. Sie scheinen überhaupt den Glauben an den Jungvater verloren zu haben: Bei einer Umfrage, an der 6.236 Menschen teilgenommen haben, bezweifeln 82,26 Prozent, dass Rosberg jemals Weltmeister wird. Nur 17,74 glauben das Gegenteil.

Zetsche und Häkkinen: WM noch nicht entschieden

Im Vorjahr sah es zu diesem Zeitpunkt deutlich besser aus für Rosberg: Da führte er noch mit einem Vorsprung von 22 Zählern auf Hamilton. Rosbergs Pannen-Wochenende in Singapur sorgte dann für die Trendwende. "Wir haben bei Nico gesehen, wie schnell man eine große Menge an Punkten verlieren kann, mit der man bereits gerechnet hat", warnt Daimler-Boss Dieter Zetsche davor, seinen Landsmann abzuschreiben. "Warten wir mal ab, bis die Situation rechnerisch klarer ist."

Und auch Ex-Weltmeister Mika Häkkinen sieht die Situation für Rosberg, der in der Jugend vom Finnen gefördert wurde, noch nicht aussichtslos. "Es stehen noch viele Rennen aus, und da kann allerhand passieren. Das Spiel ist noch nicht entschieden", so der zweimalige Weltmeister in seinem Blog bei Hermes.

Insgesamt sind diese Saison noch 175 WM-Punkte zu holen: Will Rosberg aber wirklich noch eine Chance haben, dann muss er auf kräftige Mithilfe von Hamilton hoffen. Selbst zwei Siege Rosbergs bei zwei Ausfällen Hamiltons würden den Vizeweltmeister des Vorjahres in der WM nicht in Führung bringen - der Brite hätte immer noch 13 Zähler Vorsprung.

Webber: Keine Chance für Rosberg

Und Rosberg gewann in dieser Saison bislang bloß drei Rennen. Deswegen ist für Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber klar: "Es ist vorbei, alles ist vorbei." Der "Aussie" findet, dass die Situation nicht mit dem Vorjahr vergleichbar ist. Neben dem Nimbus des Verlierers, den Rosberg 2014 erhalten hat, spricht auch die aktuelle Dynamik gegen ihn.

"Lewis ist derzeit unglaublich selbstbewusst, es wird also schwer", meint Webber gegenüber 'ESPN'. "Er wird versuchen, es unter Dach und Fach zu bringen." Das Argument, dass auch Hamilton eine Pechsträhne haben könnte, lässt der Porsche-WEC-Star nur bedingt gelten: "Lewis könnte nicht ins Ziel kommen, und wir haben bei Nico in Italien gesehen, dass das passieren kann, aber das wäre schon eine Bedingung. Wir haben aber dieses Jahr in Abu Dhabi keine doppelten Punkte, und es könnte Strecken geben, wo Ferrari ins Spiel kommt. Wenn die Punkte also etwas mehr verteilt werden, dann wird es für Nico sogar noch schwieriger, den Rückstand aufzuholen."

Titel 2015: Hamilton meldet Besitzansprüche an

Doch wie sieht dies der Hauptakteur selbst? Hamilton zeigt nicht das leiseste Anzeichen, dass er an seinem dritten Titelgewinn zweifelt. "Ich lasse es nicht zu, dass mich irgendjemand daran hindert", stellt er gegenüber 'Formula1.com' Besitzansprüche. "Die einzige Person, die mir im Weg stehen könnte, bin ich selber. Und das lasse ich nicht zu."

Der 30-Jährige, der mit seiner ständig wachsenden Tattoo-Sammlung, der neuen Haarfarbe und einem spontanen Gesangsautritt in einem New Yorker Nachtclub auch abseits der Rennstrecke für dauernden Gesprächsstoff sorgt, will unbedingt den dritten Titel einfahren.

"Ich weiß, dass ich nur eine gewisse Anzahl an Jahren in der Formel 1 habe, und mir ist bewusst, was danach passieren wird", erklärt er. "Ich schaue mir Menschen wie Magic Johnson, Michael Jordan und David Beckham an - Sportstars, die auch nach ihren aktiven Karrieren weiter aufgestiegen sind und über den Sport hinaus im Business tätig waren und eine Zukunft hatten. Ich bin jetzt in einer Phase, wo ich mir dafür ebenfalls ein Fundament aufbauen will."

Welche Rolle diesbezüglich der dritte Titel spielen würde, weiß Hamilton nicht. "Ich weiß aber, dass ich schon als Kind wie Ayrton Senna drei Mal Weltmeister werden wollte. Das war immer mein Ziel. Es müssen zumindest drei sein."

 

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