"Situation einfacher": Nico Rosberg hat freie Fahrt zum Titel

, 31.10.2016

Rechenspiele vor den finalen Rennen: Toto Wolff erklärt, wieso immer mehr für Rosberg spricht und wir, warum er mit einem Sieg in Brasilien schon Weltmeister ist

Das Tor zu seinem ersten Formel-1-WM-Titel steht sperrangelweit offen für Nico Rosberg: Obwohl er sich am Sonntag in Mexiko Erzrivale Lewis Hamilton klar geschlagen geben musste, kann er in knapp zwei Wochen beim Brasilien-Grand-Prix die Krone aus eigener Kraft gewinnen. Alles, was der Deutsche braucht, ist ein Sieg - dann nützte es dem (noch) amtierenden Champion auch nichts, wenn er in Sao Paulo Zweiter wird. "Es ist cool, dass ich in der Situation bin", freut sich Rosberg.

Mit 19 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung tun sich weitere Möglichkeiten auf, um vorzeitig zu feiern. Ein Zweiter Platz reicht, wenn Hamilton maximal Vierter würde. Der Bronzerang genügt, wenn der zweite Silberpfeile über Position sechs nicht hinauskäme. Und sollte Hamilton das Ziel nicht oder maximal als Zehnter erreichen, wäre für Rosberg Rang sechs ausreichend. Doch an Rechenspiele verschwendet er keine Gedanken. Für ihn gilt: So wenig Ablenkung wie es nur geht.

Rosberg winkt bei Fragen zum Titelkampf ab, wie er es seit Wochen und Monaten tut: "In diesem Sport kann so viel passieren. Darauf muss ich keine Energie verschwenden." Vielmehr ärgere es ihn, nicht in Mexiko seinen Vorsprung ausgebaut zu haben. Etwas zu hadern gesteht sich der 31-Jährige zu, solange er die Sache schnell wieder abhakt. "Lewis hat einfach gute Arbeit abgeliefert, das habe ich akzeptiert", meint Rosberg trotz zweier tadelloser Siege des Kontrahenten in Serie.

Hamilton derzeit stärker? Rosberg spricht von Ausnahmesituation

Auch nach Hamiltons Triumphfahrt in den USA will er keine Trendwende erkannt haben, sondern spricht von dem Sonderfall Mexiko, der ihm Abstimmungsprobleme eingebrockt hätte: "Es war in diesem Jahr so kalt, da war das Auto total nervös. Das war eine besondere Situation." Es ist nicht wahrscheinlich, dass im brasilianischen Sommer oder in der Wüste von Abu Dhabi Ähnliches droht. Der starke Hamilton überrascht ihn nicht: "Das habe ich die ganze Zeit gesagt. Es ist nichts Neues."

Toto Wolff glaubt sogar, dass die Situation für Rosberg simpler geworden wäre: "Es liegt in seinen Händen. Das macht die Situation einfacher für ihn und nimmt Druck von seinen Schultern, weil er um eine zweite Chance in Abu Dhabi weiß." Denn sollte Hamilton auch in Interlagos siegen und der Wiesbadener Zweiter oder Dritter werden, hat er im Finale noch alle Trümpfe in der Hand und kann aus eigener Kraft den Coup perfekt machen, sofern er wieder Dritter respektive Zweiter wird.

Schimpftiraden im Vettel-Stil empfindet Rosberg als Ablenkung

Auch Überlegungen in diese Richtung will Rosberg nicht hören und beschwört maximale Attacke: "Es ändert überhaupt nichts an meiner Herangehensweise, weil ich so wie derzeit Leistungen an meinem Maximum gebracht habe", lässt er sich nicht von seinem Kurs abbringen. Der heißt seit geraumer Zeit, voll auf Sieg zu fahren, sich nicht in die Defensive drängen zu lassen und sich auf das ganz große Ziel zu konzentrieren. Deshalb sind auch nie Schimpftiraden im Funk zu hören.

"Ich gebe keine Energie darauf, Dinge zu beeinflussen, die sowieso nicht beeinflussbar sind. Das ist meine Herangehensweise, aber das heißt nicht, dass es die richtige ist", sagt Rosberg auf die Flüche Sebastian Vettels in Mexiko angesprochen. Der Mercedes-Sportchef ist überzeugt und macht sich keine Sorgen um seinen Schützling: "Wir haben bei Nico schon häufig erlebt, dass er mit Druck klasse umgeht", meint Wolff auf das Verteidigen gegen Max Verstappen am Sonntag angesprochen. "Es ist eine seiner großen Stärken, eine Situation zu meistern, in der er nur Zweiter werden muss."

Red Bull, Ferrari und die Technik als Entscheider im Titelkampf

Angst und Bange muss Rosberg nicht mehr werden, selbst wenn er im Stallduell den Kürzeren zieht. Vielmehr fährt er den Rest der Saison über gegen die Red Bull und die Ferrari. Sie waren zuletzt zwar näher dran, bei normalem Rennverlauf aber für die Silberpfeile mit einem perfekten Rennen immer zu schlagen. Dass sich auf den übrigen Bahnen im Kalender daran etwas ändert, zeichnet sich indes nicht ab. Weder Interlagos noch Abu Dhabi fallen charakteristisch aus der Rolle oder sind - wie Singapur - ein Problemfall für Mercedes, solange es nicht regnet.

Hamilton geht das Finale mit einem ähnlichen Ansatz wie Rosberg an - horcht aber vielleicht das eine oder andere Mal mehr in sein Auto. "Es ist toll, so gut zu fahren, wie ich es derzeit kann und dabei keine Probleme mit dem Wagen zu haben. Ich wünschte, ich hätte das immer gekonnt", spielt er auf die Technikprobleme im Saisonverlauf an. "Ich war der Schnellere und mehr kann ich nicht tun. Ich will Rennen gewinnen und deshalb gehe ich Brasilien mit der gleichen Mentalität an."

Gelingt ihm noch die Wende? Bei seinen bisherigen Titelpartys war Hamilton immer derjenige, der als WM-Leader zum Finale reiste - oder er hatte die Krone schon zuvor im Sack. "Das Szenario ist ungewöhnlich", unterstreicht er. "Aber seitdem ich in der Formel 1 bin, hat sich immer alles in der letzten Sekunde noch auf den Kopf gestellt." 2008 sogar buchstäblich. So viel Wunder braucht es in dieser Saison aber gar nicht.

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