Strategieschach in China: Ist der "Holzreifen" Vettels Joker?

, 16.04.2016

Wieso der Supersoft nicht so schnell verschlissen sein muss, wie viele glauben - Zwei oder drei Boxenstopps möglich - "Grüne" Strecke erlaubt keine Prognosen

Das Rennen zum China-Grand-Prix am Sonntag scheint zum großen Strategiespiel zu werden. Im Vorfeld des dritten WM-Laufs der Saison kalkulieren die Teams mit drei Unsicherheitsfaktoren, die ihre Taktik maßgeblich bestimmen werden. Erstens: Wie lange hält der Supersoft-Reifen wirklich? Zweitens: Wie wirkt sich die nach den Regenfällen wieder "grüne" Strecken auf den Verschleiß der Pneus aus? Und drittens: Was führen Ferrari und Sebastian Vettel nach ihrer Qualifying-Raffinesse im Schilde?

Denn der Deutsche fuhr in Q3 nur einen Umlauf und sparte sich einen Satz der weichsten Gummis. Klar ist: Er startet das Rennen auf Supersoft - im Gegensatz zu Nico Rosberg, der seine Q2-Zeit auf Soft markierte. Der Mercedes-Pilot wird im ersten Stint länger fahren, muss aber befürchten, bis zu 1,2 Sekunden pro Runde einzubüßen. Denn so groß war in den Freien Trainings der Unterschied zwischen den Varianten. Vorteil: Würde er am Start von Vettel kassiert, gibt es eine strategische Option, die Position zurückzugewinnen - von Mercedes-Power auf der Geraden ganz abgesehen.

Auch Vettel hätte sich die gelb markierten Reifen für den Start sichern können, weil der SF16-H am Samstag schnell genug war, um auch ohne Supersoft unter die Top 10 zu kommen - wenn er das gewünscht hätte. "Es war nicht unbedingt das, was wir wollten", unterstreicht er. Denn Ferrari könnte mit zwei Sätzen Supersoft planen, um beim zweiten Boxenstopp (mutmaßlich schon vor der Rennhalbzeit) die Medium-Mischung aufzuziehen und durchzufahren. Dass er mit dem unbeliebten "Holzreifen" schnell unterwegs ist, zeigte Vettel im Freien Training - im Vergleich mit Räikkönen.

Auf Soft war der Finne auf einem Longrun sogar langsamer als Vettel. Allerdings ist nicht klar, ob sich auf dem Medium wirklich so lange fahren lässt. Bislang spulte kein Pilot mehr als 17 Runden ab. Dazu ist die Strecke nach dem Regen vom Samstag wieder "grün". Das heißt, der Gummiabrieb ist weggespült und das Verhalten der Reifen ist ein ganz anderes. Die Gretchenfrage der Vettel-Taktik könnte lauten: Lohnt es sich, statt einer Zweistopp- auf eine Dreistopp-Strategie zu setzen?

Dann - so lässt sich vermuten - würde ein dritter Satz Supersoft eingestreut. "Diese Reifen gehen aber ganz schnell kaputt", warnt Williams-Pilot Felipe Massa. In der Tat fuhr niemand damit bisher mehr als elf Runden, dazu ist immer wieder von starkem Körnen die Rede. Bei bis zu 23 Grad und Sonnenschein könnte sich dieses Problem von selbst erledigen, doch Massa bleibt skeptisch wegen des Abbaus: "Der Supersoft ganz sicher, vielleicht sogar der Soft. Da gibt es viele Boxenstopps."

Pirelli-Sportchef Paul Hembery rechnet "mit ein paar siegbringenden Strategien" mit drei Besuchen bei der Crew. "Die Teams müssen einfach schnell reagieren", sagt er. Allerdings: So genau weiß das niemand. "Selbst wenn sich die Asphalttemperatur nur um fünf Grad verändert, ändert sich auch die Reifenstrategie", meint McLaren-Fahrer Jenson Button. Sein Red-Bull-Kollege Daniil Kwjat rätselt: "Am Freitag haben sich die Reifen sehr seltsam verhalten. Im Rennen normalisiert sich das immer", so der Russe, der in Bahrain von der erstaunlich guten Haltbarkeit des Supersoft überrascht wurde.

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