"Viele Baustellen": Niki Lauda mahnt vor Saisonbeginn 2015

, 22.01.2015

Kann Mercedes seinen großen Vorsprung auch in der Saison 2015 verteidigen? Niki Lauda warnt davor, den Saisonstart auf die leichte Schulter zu nehmen

Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Formel-1-Teams, warnt die Silberpfeile davor, den Saisonstart 2015 zu locker anzugehen. Nachdem Mercedes der vergangenen Saison seinen Stempel aufdrücken und offenbar problemlos Fahrer- und Konstrukteurs-WM einfahren konnte, glaubt der Österreicher, dass vor allem die ersten Rennen des neuen Jahres zu einem echten Glücksspiel werden könnten.

"Alle sind gestresst in Brackley. Es gibt viele Baustellen", berichtet Lauda gegenüber den 'Salzburger Nachrichten' und erklärt: "Am meisten stört mich, dass es dieses Jahr keinen Test in der Wärme wie im Vorjahr in Bahrain gibt. In Spanien sind im Februar die Temperaturen zu niedrig, und dann kommen wir in die Hitze von Melbourne. Ich verstehe diese Planung nicht, aber bitte sehr."

Nur zwei Wochen später wird es die Teams zum zweiten Saisonrennen nach Sepang ziehen. Der Große Preis von Malaysia gilt traditionell als das heißeste Rennen des Jahres. Allerdings sind die Bedingungen wie immer für alle Teams gleich, weshalb Lauda weiß: "Wir sind grundsätzlich in einer guten Position. Und wir versuchen noch weiter zu entwickeln - wie alle anderen auch. Ich sage einmal, Rückschlüsse über die Kräfteverhältnisse kann man erst nach drei Rennen ziehen."

Motor ein entscheidender Faktor

Wer die Silberpfeile 2015 schlagen will, der wird vor allem einen guten Motor brauchen. Die Antriebe von Renault und Ferrari konnten 2014 nicht mit dem Mercedes-Aggregat mithalten. Während die beiden nun versuchen werden aufzuholen, steigt mit Honda zusätzlich ein komplett neuer Gegner in den Ring. Nachdem es zuletzt ein paar Unklarheiten über die Weiterentwicklung während der Saison gegeben hatte, steht mittlerweile fest, dass auch Honda seinen Antrieb im Laufe des Jahres modifizieren darf.

"Der Motor ist in 66 Modulen definiert, 48 Prozent oder 32 dürfen weiterentwickelt werden, danach müssen die Hersteller die Änderungen bei der FIA einreichen. Jetzt will Neueinsteiger Honda die gleiche Regelung wie die anderen (Mercedes, Renault, Ferrari; Anm. d. Red.), was ich aus Fairnessgründen verstehe. Im Regelwerk gibt es dazu eine Grauzone, über die gerade entschieden wurde", verrät Lauda.

Hintergrund: Ursprünglich hätten nur die drei "alten" Hersteller eine Berechtigung gehabt, auch nach dem 28. Februar weiter am Motor zu arbeiten. Nun hat die FIA entschieden, dass auch Honda die Entwicklung nicht einfrieren muss. In welchem Umfang allerdings am Motor gearbeitet werden darf, das hängt einzig und allein von den anderen Herstellern ab. Denn die Japaner werden lediglich so viele Token zur Verfügung haben, wie die anderen Teams durchschnittlich nicht verwenden.

Wie viele Token bleiben Honda?

Das bedeutet, dass Honda seinen Motor im schlimmsten Fall doch nicht weiterentwickeln dürfte, wenn Mercedes, Renault und Ferrari bis zum Stichtag am 28. Februar ihr komplettes Kontingent von je 32 Token erschöpfen würden. Realistischer scheint allerdings die Einschätzung, dass die drei jeweils rund 20 bis 25 Token einsetzen würden. Somit hätte Honda während der Saison ungefähr acht bis zehn Token zur Weiterentwicklung zur Verfügung.

Planungssicherheit gibt es bei Honda momentan allerdings nicht, denn Lauda erklärt: "Wer wie viele Module schon ausgeschöpft hat, wissen nur die Techniker der FIA." Somit wissen die Japaner aktuell selbst noch nicht, an welchen Teilen sie im Laufe des Jahres arbeiten dürfen. Eingriffe an MGU-K und MGU-H würden beispielsweise jeweils fünf Token kosten. Nur mit viel Glück dürfte Honda hier also an beiden Einheiten nachrüsten.

Deutlich "günstiger" wären da Teile wie Kurbelwelle oder Kolben, die nur mit je zwei Token zu Buche stehen. Bei Honda wird man daher ohne Frage bemüht sein, bereits zu Saisonbeginn einen möglichst konkurrenzfähigen Antrieb an den Start zu bringen, um nicht im Laufe des Jahres auf Weiterentwicklungen angewiesen zu sein. Und im nächsten Jahr würde es dann sogar noch schwieriger werden, wie auch Lauda weiß: "Nächstes Jahr ist die Entwicklung noch mehr gebremst, um Kosten zu sparen."

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