Vor FIA-Vernehmung: Rosberg mimt das Unschuldslamm

, 23.07.2016

Die Rennleitung ermittelt gegen den Pole-Position-Mann, doch bei Mercedes weiß man um die Brisanz der Sache - "Es ist ein heikles Thema", sagt Toto Wolff

Nico Rosberg wird wegen des vermeintlichen Missachtens gelber Flaggen auf seiner Pole-Position-Runde im Qualifying zum Ungarn-Grand-Prix am Samstag möglicherweise noch belangt. Wie sich 'Motorsport-Total.com' von der FIA am Abend bestätigen ließ, hat die Rennleitung den Mercedes-Piloten zum Rapport einbestellt - um 19:45 Uhr Ortszeit. Rosberg ist sich jedoch weiter keiner Schuld bewusst: "Ich habe getan, was ich tun musste", findet er trotz Bestzeit im betroffenen Sektor.

Dass es überhaupt zu einem Nachspiel kommt, muss den WM-Führenden wundern, denn die Sache hielt längst für abgehakt. In Richtung der Journalisten sagte er noch kurz vor dem Bekanntwerden der FIA-Ermittlungen in seiner Presserunde dezent entgeistert: "Ich habe nicht erwartet, dass ich über gelbe Flaggen verhört werde. Ich habe nicht realisiert, dass es so ein großes Thema ist."

Bereits kurz nach dem Zeittraining waren auch Toto Wolff und Niki Lauda zu seiner Verteidigung geschritten, ihrer Meinung nach auf Basis entlastenden Datenmaterials, das sowohl Zeitverlust als auch das Lupfen des Gaspedals dokumentieren würde. Dennoch scheint bei Mercedes allen klar zu sein, wie kritisch und kontrovers der Fall Rosberg ist. "Es ist definitiv ein heikles Thema. Die Regeln sind die Regeln und man muss sich daran halten", sagt Toto Wolff auf den tödlichen Unfall Jules Bianchis angesprochen, der sich ebenfalls unter gelben Flaggen, aber bei Nässe ereignete.

Fall Jules Bianchi macht das Thema noch sensibler

Dennoch traut er den Piloten es zu, sich auch unter Adrenalineinfluss zugunsten der Sicherheit zu zügeln: "Es sind die besten Fahrer der Welt. Sie müssen die Situation unter ihrer Kontrolle haben und einschätzen, welche Geschwindigkeit für die Situation angemessen ist. Ich finde, wir können Formel-1-Fahrern vertrauen." Doch die Buchstaben des Gesetzes sagen etwas anderes als Wolff.

Im International Sporting Code, dem Internationales Sportgesetzbuch für den Motorsport unter der Ägide der FIA, heißt es, bei doppelt geschwenkten gelben Flaggen müsse das Tempo "deutlich reduziert" werden und es dürfe nicht überholt werden. Die Piloten müssten sich darauf vorbereiten, die Richtung zu wechseln oder anzuhalten. War aber Nico Rosberg darauf vorbereitet, als er laut der Telemetrie nur 30 Meter lang das Gas lupfte und wohl nur rund eine Zehntelsekunde verlor?

"Ich fahre dort draußen sicher. Wenn doppelt gelbe Flaggen geschwenkt werden, gehe ich von einem Problem vor mir aus. Natürlich", wehrt sich Rosberg und bezweifelt es, dass die Warnung überhaupt noch nötig gewesen wäre, weil Unfallopfer Fernando Alonso längst die Szenerie verlassen hatte - aber immer noch in Schleichfahrt unterwegs war. "Also auf der Strecke war keiner. Warum war dann dort noch Gelb?", trotz Rosberg der Entscheidung der Rennleitung. "Ich habe gewusst, dass dort Gelb sein wird. Mein Ingenieur hat mich in der schnellen Runde davor gewarnt."

Das heißt aber auch: Die FIA könnte ihm im Fall der Fälle Vorsatz unterstellen. Das heißt: Im günstigsten Falle befinden die Stewards Rosbergs Vorsichtsmaßnahmen für ausreichend und lassen ihn davonkommen. Wenn nicht, droht die Streichung der betroffenen Rundenzeit, was ihn auf den zweiten Platz hinter Teamkollege Lewis Hamilton zurückwerfen würde. Jedoch ist es auch denkbar, dass die Offiziellen sich für eine Startplatzstrafe oder Strafversetzung ans Feldende entscheiden.

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