Vorteil Rosberg: Hamilton hat "nicht absichtlich nachgelassen"

, 26.11.2015

Lewis Hamilton erklärt, dass er seit seinem Titelgewinn in Austin nicht bewusst langsamer geworden ist - Nico Rosberg dank technischer Änderung schneller?

In den vergangenen Wochen schlug das Pendel im teaminternen Mercedes-Duell eindeutig in Richtung Nico Rosberg aus. Der Deutsche konnte die beiden jüngsten Rennen in Mexiko und Brasilien gewinnen und stand sogar bei den vergangenen fünf Rennen jeweils auf der Pole-Position, nachdem Teamkollege Lewis Hamilton im Qualifyingduell zuvor noch mehr als deutlich mit 12:1 geführt hatte. Nun fragen sich viele Zuschauer, warum Rosbergs Formkurve plötzlich wieder so steil nach oben zeigt.

Die Erklärungsansätze sind dabei vielfältig. Einige Fans sind der Meinung, dass Mercedes mit voller Absicht dafür sorgt, dass Rosberg die letzten Rennen des Jahres gewinnt. So würde man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Rosberg würde voll motiviert in die Saison 2016 starten und Hamilton würde gleichzeitig einen "Warnschuss" bekommen, dass er im neuen Jahr nicht nachlassen darf.

Bei Mercedes betont man allerdings, dass man beide Fahrer nach wie vor gleich behandelt. Ist Hamilton für seine beiden jüngsten Niederlagen also möglicherweise selbst verantwortlich? Auffällig: Nachdem er den Titel in Austin perfekt machte, konnte der Brite kein Rennen mehr gewinnen. Doch auch diese Theorie verbannt der alte und neue Weltmeister in das Reich der Fabeln.

Hamilton will immer gewinnen

"Die Leute fragen mich, ob ich absichtlich etwas nachgelassen habe, weil ich die Meisterschaft bereits gewonnen habe. Natürlich kann man sich nie sicher sein, aber es war ganz sicher nicht meine Absicht", schreibt der Brite in seiner Kolumne für die 'BBC' und erklärt im Hinblick auf das Saisonfinale: "Mein Ziel ist hier der Sieg, so wie in jedem Rennen. Zu Beginn eines Wochenendes denke ich nur daran."

Mit zehn Siegen und zwölf Poles bezeichnet er seine Saison ohnehin bereits als "perfektes Jahr" und erklärt: "Wenn ich jedes Rennen gewinnen und überall auf der Pole stehen würde, dann wäre das langweilig." Ohne einen echten Gegner würde Hamilton den Spaß am Rennfahren verlieren, weshalb ihm Rosbergs Formhoch nicht ungelegen kommt. "So sollte Racing sein", erklärt der Brite.

Trotzdem erscheint es mehr als unwahrscheinlich, dass ein so verbissener Kämpfer wie Hamilton seinem Teamkollegen freiwillig zwei Siege überlassen würde. Dafür spricht auch die Tatsache, dass Hamilton sich eine kleine Spitze gegen seinen Teamkollegen nicht verkneifen kann. "Obwohl Nico in den vergangenen fünf Rennen auf Pole stand, habe ich drei davon gewonnen. Das spricht für sich", so Hamilton.

Kleine Änderung, große Wirkung?

Somit sieht es ganz danach aus, dass Rosberg ohne das Wohlwollen von Mercedes und Hamilton die Kurve bekommen hat. Zu dieser Theorie passen auch die Informationen von 'Motorsport-Total.com', dass den Mercedes-Fahrern seit dem Großen Preis von Singapur eine zweite Variante der Radaufhängungs-Geometrie zur Verfügung steht, was beim Setup mehr Flexibilität ermöglicht.

Ins Detail geht Hamilton zwar nicht, indirekt bestätigt er allerdings, dass es sich genau dabei um den entscheidenden Punkt handelt, der für Rosbergs "Renaissance" verantwortlich ist. "Ich kann sagen, dass es eine Änderung am Auto gab", verrät Hamilton und ergänzt: "Im Rennen habe ich die Pace noch immer, aber es hat mir definitiv etwas von meinem Gesamtvorteil genommen."

"Nico scheint sich damit wohler zu fühlen", erklärt Hamilton und verrät, dass das schwache Wochenende in Singapur dafür verantwortlich sei, dass Mercedes einen anderen Weg eingeschlagen habe. "Die Ingenieure haben es sich angesehen und viele verschiedene Erklärungen geliefert. Wir haben uns eine herausgegriffen und einige Dinge verändert", so Hamilton.

Mercedes gibt Strategie nicht frei

Tatsächlich konnte Hamilton Rosberg in den fünf Rennen nach Singapur nicht mehr schlagen und der Deutsche schnappte sich fünf Pole-Positions in Serie. "Das Auto hat sich das ganze Jahr über fantastisch angefühlt, also ergibt es für mich nicht viel Sinn. Seitdem hat sich die Balance des Autos nicht mehr so angefühlt wie vorher", hadert der Weltmeister mit der neuen Situation.

Klar ist allerdings auch, dass Hamilton von der Situation zwar genervt ist, die Rückschläge im Hinblick auf die WM aber keine Rolle mehr spielen. "Es war offensichtlich das beste Jahr meiner Karriere. Ich bin in einer sehr glücklichen Position und mein Team hat sehr gute Arbeit geleistet", sagt Hamilton, der seine Saison nun in Abu Dhabi mit einem weiteren Sieg krönen möchte.

Dafür wird vor allem ein gutes Qualifying wichtig sein, denn obwohl einige Fans und Experten hofften, dass Mercedes die Strategie beim letzten Rennen des Jahres freigibt, entschied sich das Team dagegen. Hamilton verrät: "Ich habe ehrlich gesagt nicht darüber nachgedacht, denn meine Meinung macht keinen Unterschied. Wir werden fahren und wer immer vorne ist, wird die beste Strategie haben - und der Kerl dahinter die zweitbeste."

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