Wut-Pole in Bahrain: Hamilton münzt Frust in "sexy Runde" um

, 02.04.2016

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton fährt unter hohem Druck eine Zauberrunde und entreißt Nico Rosberg die Pole-Position beim Großen Preis von Bahrain 2016

Auf eines lässt sich in der Formel 1 zählen: Wenn es drauf ankommt, ist Lewis Hamilton zur Stelle. So auch beim Qualifying zum Großen Preis von Bahrain 2016 : Erst machte der amtierende Weltmeister einen schweren Fehler in seinem ersten Versuch und qualifizierte sich nur für Rang vier, danach fuhr er mit dem Rücken zur Wand und ohne doppelten Boden auf die Pole-Position. "Was für eine sexy Runde!", jubelte er noch im Cockpit.

Hamilton stellte nicht nur seinen Mercedes-Benz W07 Hybrid auf die Pole-Position, sondern brach zudem auch noch den Streckenrekord von Michael Schumacher aus dem Jahre 2004 um mehr als eine halbe Sekunde. Deswegen gilt seine Hochachtung vor allem den Ingenieuren: "Unglaublich, wie schnell wir jetzt sind verglichen mit der V10-Ära! Die Technologie schreitet wahnsinnig schnell voran!"

Letztlich lag es aber an ihm selbst, dass er sich die Pole-Position gesichert hat. Rosberg nimmt die Niederlage sportlich hin und gratuliert dem Weltmeister zu einer "herausragenden Runde". Toto Wolff zollt ebenfalls Respekt: "Der Lewis hat mit der Wut im Bauch nach dem Fehler eine Superrunde hingezaubert. Der Fehler hat ihn einfach so geärgert, als er gesehen hat, dass Nico auf der Pole steht und er auf Platz vier, dass eine Hamilton-Runde kam. Hammertime!"

Abstand Stück für Stück abgeknabbert

Auch Niki Lauda schließt sich an: "In seinem ersten Versuch hat Lewis einen Fehler gemacht, danach hat er aber zu seiner alten Lewis-Form zurückgefunden und eine unglaubliche Runde hingeknallt." Hamilton stand am Freitag klar im Schatten seines Teamkollegen, robbte sich aber am Samstag sukzessive heran: Im dritten Freien Training und in Q1 betrug sein Rückstand nur noch eine halbe Zehntelsekunde, in Q2 lag er dann erstmals vorn.

"Es war in Sachen Tempo an diesem Wochenende nicht alles optimal", bemerkt der 31-Jährige. "Nico war die ganze Zeit auf Augenhöhe." Der Druck machte sich bemerkbar: Ein bisschen zu schnell in die Zieleingangskurve im ersten Versuch in Q3 gefahren und die Runde war dahin. So drohte er sogar zwischenzeitlich eliminiert zu werden, doch im zweiten Anlauf rückte er alles wieder gerade - seine Zeit von 1:29.493 Minuten konnte nicht mehr geschlagen werden.

"Ich hatte Probleme, meine Runden hinzubekommen", gibt sich Hamilton selbstkritisch. "Die einzige, die mir gelungen ist, war diese letzte." Und die zählte am Ende. Gegenüber 'Sky Sports' fügt er hinzu: "Es war eine Erleichterung, endlich doch noch eine Runde zusammenbekommen zu haben. Es bedeutet mir eine Menge - es fühlt sich an wie meine erste Pole", feiert er.

Rosberg wähnte sich schon auf Pole

So blieb Nico Rosberg nichts anderes übrig, als die zweite Qualifying-Niederlage hintereinander hinzunehmen. Ihm gelang ebenfalls eine Runde am Rande der Perfektion, doch am Ende hieß es: Rang zwei mit 0,077 Sekunden Rückstand und die dreckige Seite. Seine Serie von sechs Poles in Folge ist nur noch eine Statistik ohne Wert. "Meine Runde fühlte sich toll an und ich dachte, ich stünde auf Pole", gibt er zu. "Dann hat man mir im Funk gesagt, dass es nur der zweite Platz wäre. 77 Tausendstelsekunden, das ist ein Augenblick"

So ähnlich sehen es auch seine Chefs, die er mit seiner Zeit von 1:29.570 Minuten begeistern konnte. "Wenn man von Hundertstelsekunden spricht, kann man gar nicht davon reden, dass einer stärker oder schwächer ist", sagt Toto Wolff und fügt hinzu, dass es für Mercedes perfekt sei, dass sich die beiden Fahrer nichts schenken.

So sieht es auch Niki Lauda, der das Duell in einen größeren Rahmen stellt: "Das Qualifying heute war aufregend, weil die Ferraris richtig schnell waren. Ich glaube, es war heute eher eine Fahrer-Leistung, die den großen Abstand zu Ferrari wiederhergestellt hat. Sie haben zum Schluss einfach zwei Runden hingezaubert, die für die Ferrari-Fahrer nicht mehr zu knacken waren." Doch Mercedes hat auch nachgeholfen: Nachdem im zweiten Freien Training die Reifen zu kalt blieben, korrigierte Mercedes im dritten über und die Reifen wurden zu heiß - im Qualifying fand das Mercedes-Team den perfekten Kompromiss.

Ferrari immer auf dem Radar

Rosberg wird am Sonntag von der schlechteren Seite starten müssen. Als Problem sieht er das aber nicht an: "Bei diesem Rennen zählt die Pole-Position vielleicht am wenigsten, weil so viel passieren kann. Wir sehen hier immer viele Duelle und Überholmanöver. Ich freue mich auf ein interessantes Rennen mit vielen Gelegenheiten." Insbesondere bei der Strategie erhofft sich der Wahlmonegasse Optionen, um das Rennen gewinnen zu können.

Hamilton wiederum glaubt, dass er am Wochenende mehr aufs Rennen hingearbeitet habe als Rosberg. "Vielleicht ist das der Grund, warum ich dieses Wochenende gegen Nico so schlecht aussah." Die Psychospielchen bei Mercedes gehen also weiter.

Obwohl Mercedes beim Großen Preis von Australien 2016 sehr schlecht ins Rennen gestartet ist und die Führung an Ferrari abgeben musste, rechnet Rosberg mit einem Zweikampf zwischen ihm und Lewis Hamilton: "Wir glauben, dass Ferrari eine Gefahr werden kann, aber im Moment geht es eher zwischen uns beiden zur Sache." Lauda warnt jedoch davor, das Rennen als Selbstläufer anzusehen: "Ein schlechter Start, ein falscher Reifenwechsel - und schon ist Ferrari vorn."

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