Ecclestone fordert Fahrer-Maulkorb: "Steigt ins Auto, fahrt!"

, 02.04.2016

Der Zampano in Rage: Er und Niki Lauda schießen gegen Alexander Wurz - Piloten ließen sich von den Teams für PR-Zwecke instrumentalisieren - Todt versöhnlich

Bernie Ecclestone hat im Zuge der Diskussion um den Einfluss der Piloten auf die Formel-1-Regeln scharfe Kritik an den Aktiven und dem Vorsitzenden der Fahrervereinigung Alexander Wurz geübt. Einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Rennserie betrachtet der Zampano als Alleingang und nicht als eine gemeinsame Aktion der Stars, wie sie unisono behaupten. "Da gibt es diesen Wie-er-auch-heißen-mag, diesen Österreicher!", so Ecclestone betont abfällig über Wurz - wohl wissend, wer er ist.

Auch Niki Lauda attackiert seinen Landsmann: "Das macht doch Wurz alleine, dafür garantiere ich. Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) kann nichts sagen. Wurz ist der große Herrscher und Meister, zum ersten Mal in seinem Leben", schätzt der Mercedes-Aufsichtsratschef die Situation innerhalb der GPDA ein. Allerdings ist der Weltmeister selbst gar kein Mitglied, die Fahrergewerkschaft wollte mit ihrer jüngsten Kritik aber das ganze Starterfeld vertreten wissen. "Wieder ein Österreicher!", raunt Lauda.

Offenbar schmeckt es ihm nicht, dass Wurz im Namen der Piloten (wohl unbeabsichtigt) dafür sorgt, dass das Ansehen der Formel 1 weiter bröckelt und die Serie zunehmend den Eindruck der Selbstzerfleischung erweckt. "Das ist doch alles Mist. Alex ist nicht dumm, er ist in Ordnung. Aber er scheint jetzt der Präsident oder was auch immer zu sein und fängt an, Reden zu schwingen", ätzt Lauda. Ecclestone wäre es offenbar ohnehin lieber, wenn die Aktiven sich nur noch den Helm aufsetzen und den Mund halten würden.

Ecclestone über Piloten: Große Klappe, aber politisch bedeutungslos

Der 85-Jährige erkennt nicht, dass die Piloten politisch Einfluss nehmen könnten: "Sie können sagen, was sie wollen. Das ist alles. Sie können aber nichts unternehmen. Sie haben ihre Meinung, aber die hat jeder", so Ecclestone. Er wünscht sich, dass die Vorgesetzten der Piloten in den entsprechenden Gremien ihre Meinung vertreten. "Welche Interessen haben die Fahrer denn, außer Geld mit dem Sport zu verdienen?", fragt er sich und schießt hinterher: "Sie bezahlen doch nicht einmal Rechnungen."

Es solle den Piloten nicht einmal erlaubt sein, zu reden, harscht Ecclestone und wirft den Mannen im Cockpit vor, willenlose PR-Papageien zu seien: "Sie sollten ins Auto steigen und fahren. Sie müssen Dinge intern mit dem Team ausdiskutieren, das Team hat dann eine Stimme. Sie sagen aber nur, was sie oktroyiert bekommen haben." Laut Ecclestone ließen sich die Piloten von den Teams deshalb als Sprachrohr instrumentalisieren, weil ihr Wort als Stars in den Medien größeres Gewicht hätte.

Von einem Journalisten darauf angesprochen, ob die Fahrer "Flachpfeifen" oder "Schaumschläger" (auf Englisch "windbags") seien, sagt Ecclestone: "Einige von ihnen." Ob er damit auch Sebastian Vettel meint, lässt der Brite offen, greift aber die Eisdielen-Parabel des Ferrari-Stars auf und nutzt die Gelegenheit, sich darüber zu mokieren, dass die Teams in der Formel 1 die Macht an sich gerissen hätten: "Er sollte mit seinem Boss darüber sprechen und das Gleiche sagen. Sie führen doch seit einigen Jahren die Eisdiele."

Todt betont: "Die Tür steht den Fahrern immer offen"

FIA-Präsident Jean Todt zeigt sich gesprächsbereiter. Er lädt die Piloten ein, in den Dialog mit dem Automobil-Weltverband zu treten: "Die Tür steht ihnen immer offen. Sie haben jedes Recht, zu uns zu kommen. Sie brauchen keine Briefe zu schreiben." Todt verweist darauf, dass die FIA seit knapp vier Jahren eine Fahrerkommission eingerichtet hätte und ein Pilot der Arbeitsgruppe für Sicherheit angehören würde.

"In den vergangenen zwei Jahren hat Charlie (FIA-Rennleiter Whiting; Anm. d. Red.) auch alle Fahrervertreter in Sitzungen eingeladen, um sich ihren Input anzuhören. Ich selbst war noch nie in einem Meeting, ohne vorher die Fahrer nach ihrer Meinung gefragt zu haben", versichert Todt. In diesem Zuge verweist der Franzose auch darauf, dass die Aktiven bei dem Regelentwurf für die Saison 2017 - den sie jetzt wegen seiner Attraktivität scharf kritisieren - maßgeblichen Einfluss gehabt hätten.

Reifenhersteller Pirelli, der wegen seiner empfindlichen Produkte zunehmend unter Beschuss gerät, hätte die FIA angewiesen, Mischungen zu entwickeln, die im Rennen verschiedene Strategien ermöglichen - mit einem extrem haltbaren Pneu ist das aber nicht möglich. "Ich kann die Fahrer verstehen, wenn sie sagen, dass sie ihren Sport lieben würden und ihn gesund, sicher und transparent gestalten wollen. Diese Botschaft unterstütze ich", ermutigt Todt die Piloten, weiter ihre Meinung zu artikulieren und schließt auch einen Sitz für sie in der Formel-1-Kommission nicht aus: "Das ist doch eine gute Frage. Das unterstütze ich."

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