Dakar 2015: Mini, Peugeot oder ein Außenseiter?

, 30.12.2014

Das Duell Mini gegen Peugeot steht bei der Rallye Dakar 2015 im Mittelpunkt, doch auch einige Außenseiter rechnen sich in Südamerika Chancen aus

Mehr als 9.000 Kilometer in 14 Tagen, durch drei Länder über die Berggipfel der Anden durch die Wüste bis ans Meer und zurück: Die Rallye Dakar stellt auch im Jahr 2015 Mensch und Material vor die wohl größte Herausforderung im internationalen Motorsport. Zum sechsten Mal schlägt die Marathon-Rallye ihre Zelt in Südamerika auf. Die Route führt die Teilnehmer in diesem Jahr erneut durch Argentinien, Chile und Bolivien und hält viele neue Prüfungen bereit.

"Die Rallye Dakar 2015 wird definitiv die anspruchsvollste seit dem Umzug von Afrika nach Südamerika sein", sagt Sven Quandt, Teamchef des deutschen X-raid-Teams. "Es gibt ein paar Wertungsprüfungen, die wir bereits kennen. Es gibt aber auch ein paar neue oder wiedereingeführte Prüfungen, die für uns völliges Neuland bedeuten." Doch das ist ganz nach dem Geschmack von Titelverteidiger Joan "Nani" Roma: "Je härter die Rallye, desto mehr Spaß macht sie uns", sagt der Spanier

Nach drei Gesamtsiegen in Folge gehen die Minis auch in diesem Jahr als Favoriten in die Rallye Dakar. Mit den Titelverteidigern Roma/Michel Perin, den Argentiniern Orlando Terranova/Bernardo Graue sowie der Paarung Krzysztof Holowczyc/Xavier Panseri schickt X-raid drei Teams mit dem bewährten Fahrzeug an den Start. Einen weiteren Mini setzt auch der Gesamtsieger von 2011, Nassar Al-Attiyah ein.

Peugeot fordert Mini heraus

Doch anders als in den Vorjahren wird der Weg zum Gesamtsieg für die Mini-Crews kein Selbstläufer, denn mit Peugeot kehrt ein großer Hersteller auf die Dakar-Bühne zurück. Mit dem neun entwickelten 2008 DKR sowie den Topfahrern Stephane Peterhansel, Carlos Sainz und Cyril Despres blasen die Franzosen zum Angriff und wollen an die Jahre 1987 bis 1990 anknüpfen, als Peugeot vier Mal in Folge die Rallye Dakar gewann.

Im Kampf gegen die in den vergangenen Jahren überlegenen Mini griff Peugeot in die Trickkiste. Der 2008 DKR ist dem Reglement nach ein Buggy und verfügt nur über Heckantrieb. Diesen Nachteil gegenüber den allradangetriebenen Mini gleicht der Peugeot jedoch durch ein niedrigeres Gewicht aus. Während die Mini 1.900 Kilogramm wiegen, dürften die Peugeot mit 1.300 Kilogramm fahren. Tatsächlich ist der 2008 DKR aber noch ein gutes Stück schwerer.

Weiterer Vorteil des Hecktrieblers: Während die Allradcrews den Luftdruck der Reifen nur von außen per Hand verändern dürfen, hat der 2008 DKR eine Reifenfüllanlage an Bord, die aus dem Cockpit während der Fahrt bedient werden kann. Darüber hinaus verfügt der Peugeot mit 460 Millimeter über einen deutlich größeren Federweg als die Mini (250 Millimeter). Das ist jedoch zugleich eine der großen Achillesfersen des Autos. Durch den großen Federweg werden die Antriebswellen stärker belastet, was sich bei Tests in zahlreichen Defekten auswirkte.

Können die "kleinen" Teams die großen ärgern?

Wie stark ist Peugeot nun tatsächlich aufgestellt? "Unser größtes Problem ist, dass wir zwar wissen, dass wir schnell sind, aber wir wissen nicht, wie schnell wir im Vergleich zur Konkurrenz sind", grübelt Peterhansel bei 'RedBull.com'. "Die erste Phase der Rallye wird ein Test für unsere Pace sein. Wir müssen herausfinden, was wir komfortabel erreichen können. Das ist der wichtigste Teil der Strategie, denn auf diesem Wissen baut der Rest auf."

Neben den großen Mannschaften von Mini und Peugeot wollen aber auch einige kleinere Teams im Kampf um den Gesamtsieg mitmischen. Gute Chancen dürfen sich dabei Giniel de Villers und sein deutscher Beifahrer Dirk von Zitzewitz im Toyota Hilux ausrechnen, nachdem das Auto deutlich verbessert und sowohl leichter als auch leistungsstärker wurde.

"Man spürt einen gewaltigen Unterschied", sagt de Villiers. "Das neue Auto ist in den engen Abschnitten viel schneller. Außerdem haben wir an der Radaufhängung gearbeitet, damit er nach den Sprüngen besser landet." Neben der Toyota-Crew sinnt auch der US-Amerikaner Robby Gordon mit seinem Hummer nach der Pannen-Dakar des Vorjahres auf Revanche. "Dieses Auto ist besser als mein bester Hummer", sagt Gordon. "Ich komme nicht hier her, um mich zu erholen. Ich will gewinnen."

Zwillinge auf Wüstenkurs

Und dann sind da noch die Coronel-Zwillinge Tim und Tom, die erstmals seit 2009 wieder gemeinsam bei der Rallye Dakar an den Start gehen. Während Tim bereits zum sechsten Mal bei der Dakar antritt, hatte sich Tom, der normalerweise auf der Rundstrecke in der WTCC zu Hause ist, nach der Rallye 2009 eigentlich geschworen, nie mehr bei der Dakar anzutreten. Doch sein Zwillingsbruder überredete ihn, uns so gehen beide 2015 mit zwei Buggys an den Start.

Bei den Motorrädern wird auch in diesem Jahr der Sieg nur über KTM gehen. Der österreichische Hersteller ist bei der Rallye Dakar seit 2001 ungeschlagen, und 2015 peilt Titelverteidiger Marc Coma seinen fünften Sieg in Folge an. Dem will die Konkurrenz einen Strich durch die Rechnung machen. Allen voran Yamaha-Fahrer Olivier Pain und Honda-Speerspitze Joan Barreda wollen Coma vom Thron stoßen.

Mit dem Österreicher Matthias Walkner geht in diesem Jahr auch ein deutschsprachiger Pilot für das Werksteam von KTM an den Start. Neben von Zitzewitz sind bei den Autos mit Andreas Schulz (Pilot Yong Zhou/Mini), Timo Gottschalk (Yazeed Alrahji/Toyota) noch zwei weitere deutsche Beifahrer im Feld vertreten. Rainer Wissmanns steuert ebenfalls einen Toyota, und außerdem gibt es mit Stephan Schott/Holm Schmidt (Mini), Jürgen und Daniel Schröder (Nissan) und Ali Gharib/Hans-Christian Maurer noch drei weitere deutsche Teams.

Die Rallye Dakar startet am 4. Januar in Buenos Aires, wo sie 14 Tage später auch wieder endet. Dazwischen liegen mehr als 4.500 gewertete Kilometer. Erstmals seit 2005 steht für Trucks und Autos wieder eine Marathon-Etappe über zwei Tage auf dem Programm. Dabei sind die Fahrer und Beifahrer im Biwak völlig auf sich alleine gestellte, denn Hilfe von außen ist verboten. Neu sind auch getrennte Ruhetage für Motorräder (10. Januar) und Autos (12. Januar). Am 11. Januar wartet die Rallye Dakar mit einer weiteren Neuheit auf, denn dann werden Motorräder, Autos und Trucks drei unterschiedliche Etappen fahren.

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