Nasser Al-Attiyah: "Ist es normal, dass das Hinterrad abhebt?"

, 26.11.2015

Gaststarter Nasser Al-Attiyah erklärt, was die WTCC aus Fahrersicht von Rallyesport unterscheidet: "Hier schwitze ich viel mehr"

Nasser Al-Attiyah ist das Aushängeschild der WTCC-Rennen von Katar. Der prominente Gaststarter lächelt einen neben Mehdi Bennani und Sebastien Loeb von jedem Werbeplakat aus an und soll mit seiner Popularität die Werbetrommel für das erste Gastspiel einer FIA-Weltmeisterschaft in Katar rühren. Doch das ist aus sportlicher Sicht für den 44-Jährigen gar nicht so einfach.

Denn nicht nur muss sich der erfahren Rallyepilot, Al-Attiyah ist zweimaliger Sieger der Rallye Dakar und gewann 2014 und 2015 die WRC2-Wertung der Rallye-Weltmeisterschaft, auf das Rennfahren auf der Rundstrecke umstellen, vielmehr ist sein Chevrolet Cruze aus dem Campos-Team auch das erst Rennfahrzeug mit Frontantrieb, das der katarische Nationalheld in seiner langen Karriere bewegt.

Und das war eine ziemliche Umstellung, wie Al-Attiyah bei der Testsession am Freitagmittag merkte. "Ich habe meinen Ingenieur gefragt, ob es normal ist, dass das Hinterrad in der Kurve abhebt, aber er meinte, das sei normal", sagt Al-Attiyah, der bereits am Donnerstag dank einer Sondergenehmigung einige erste Runden im Cruze gefahren war - was ihm am Freitag aber nur bedingt weiterhalf.

Rundstrecke körperlich anstrengender als Rallye

"Gestern bin ich fünf oder sechs Runden gefahren, aber heute ist es völlig anders, denn ich schaue ständig in den Rückspiegel, ob jemand kommt", sagt er. Auch abgesehen davon sieht sich Al-Attiyah noch ganz am Anfang seines Lernprozesses. "Das Auto ist schön zu fahren, aber ich muss eine Menge lernen. In manchen Kurven will ich noch mehr pushen, aber dann mache ich einen Fehler. Ich lerne mit jedem Kilometer dazu", beschreibt der Katarer seine ersten Erfahrungen am Steuer eines WTCC-Autos.

Auch körperlich sei der Unterschied zwischen Rallye und Rundstrecke deutlich zu spüren. "Hier muss ich mehr aus den Schultern heraus arbeiten, weil es eben ist und keine Schlaglöcher gibt. Bei den Rallyes spannt man manchmal den ganzen Körper an, bevor ein großer Schlag kommt. Hier muss man gegen die Fliehkräfte ankämpfen, vor allem mit der Lenkung", sagt Al-Attiyah.

"Das völlig anders als im Rallyesport, hier schwitze ich viel mehr, denn man ist viel konzentrierter. Hier kämpft man gegen die anderen Fahrer, nicht gegen die Zeit." Allerdings gebe es auf der Rundestrecke im Vergleich zum Rallyesport auch einige Vorteile. "Hier hat man große Auslaufzonen und kann wieder auf die Strecke zurückkommen. Und das Beste ist: Hier gibt es keinen Staub", sagt Al-Attiyah.

Warum Loeb bei der Vorbereitung keine große Hilfe war

Während das WTCC-Auto für ihn völlig neu ist, kennt er einige seiner Rivalen schon seit einigen Jahren aus dem Rallyesport und von anderen Gelegenheiten. "Lopez kenne ich schon lange aus Argentinien, wo er uns besucht hat. Auch Yvan Muller kenne ich von seinen Gaststarts in der WRC", so Al-Attiyah.

Eine große Hilfe sei aber beispielsweise Sebastien Loeb bei der Vorbereitung auf den WTCC-Gaststart nicht gewesen. "In der vergangenen Woche hat er mich andauernd angerufen und gesagt: 'Nasser, wir müssen in den Dünen fahren.' Er wollte für die Dakar üben", lacht Al-Attiyah. Bei der Rallye Dakar im tritt Al-Attiyah als Vorjahressieger an, während Loeb zum ersten Mal bei der Marathon-Rallye in Südamerika startet.

Zwar ist der WTCC-Start von Al-Attiyah in Katar zunächst als einmalige Angelegenheit gedacht, doch der Katarer könnte sich durchaus vorstellen, dass er oder sein Heimatland in Zukunft öfter Flagge in der WTCC zeigen. "Es ist eine schöne Meisterschaft. Es gibt unterschiedliche Rennen in verschiedenen Ländern", sagt Al-Attiyah über die Meisterschaft. "Wenn es morgen gut läuft, wer weiß? Rennen auf Rundstrecken machen mir auch Spaß. Es wäre gut, nicht nur ein Auto, sondern vielleicht zwei unter der Flagge von Katar einzusetzen."

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