Audi Efficiency Road Trip 2013: Mein Kampf gegen die Tanknadel

, 28.03.2013


Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Normalerweise liebe ich die dynamische Fahrweise und beschäftigte mich noch nie zuvor intensiv mit möglichst spritsparenden Fahrmethoden. Wie weit ich damit ohne große Vorbereitung kam und welchen Versuchungen ich widerstehen musste, sollte der Audi Efficiency Road Trip von Ingolstadt in Deutschland bis nach Neuchâtel in der Schweiz zeigen. Das Arbeitsgerät: ein Audi A3 2.0 TDI mit 150 PS in Kombination mit einer 6-Gang-Handschaltung. Werksangabe beim kombinierten Verbrauch: 4,1 Liter Diesel pro 100 Kilometer.


Das ist eher eine Meditation als ein Road Trip

Beim Start mit versiegeltem Tank bin ich verhalten, streichele das Gaspedal nur sanft, schalte früh hoch und vermeide jegliches Bremsen, um nicht anschließend erneut Gas geben zu müssen. Die Route führt anfangs über Landstraßen und durch bergige Landschaften. Kreisverkehre auf der Strecke sehe ich als Killer an, so dass ich dort heranrolle, um möglichst genau eine passende Lücke abzupassen. Ich gurke regelrecht über die Landstraße mit ca. 80 km/h.

Große LKWs sind schneller unterwegs oder werden als Windschatten genutzt. Ich möchte nicht wissen, was andere Verkehrsteilnehmer zu jenem Zeitpunkt über mich als Schleicher denken. Freunde von mir würden es vermutlich nicht glauben, dass ausgerechnet ich spritsparend und langsam über die Straße gleite. Ich hätte vermutlich fluchend im Auto gesessen, wenn jemand so gemächlich vor mir über die Landstraße kröche. Ein Team wird sogar von einem LKW-Fahrer angehupt, nicht dermaßen den Verkehr aufzuhalten.

Während mich im Alltag das Leben sprichwörtlich überrollt und Hektik vorherrscht, gehe ich in mich und genieße für einen Augenblick diese fast unbekannte Entspannung. Für die genervten Gesichter der anderen Autofahrer, die uns überholen, habe ich nur ein Lächeln übrig; denn ich weiß genau, wie sich diese schnelleren Fahrer fühlen, die mir wahrscheinlich teilweise am liebsten den Kopf umdrehen würden. Aber heute stehe ich auf der anderen Seite. Vorerst bringt mich nichts aus der Ruhe. Mein Team-Partner, der Audi-Blogger Enno Reddies, meint bereits zu mir: „Das ist eher eine Meditation als ein Road Trip.“

Der durchschnittliche Spritverbrauch liegt bei unter vier Litern. Aber kann es das wirklich gewesen sein? Wenn ich mit diesem Tempo weiterfahre, werden wir erst nach einer gefühlten Ewigkeit unser Ziel erreichen, das auf unserer vorgegebenen Route von Ingolstadt 526 Kilometer weit entfernt liegt. Effizienz bedeutet, Sprit sparen und dennoch „schnell“ zu sein. Daher spielt bei der Wertung auch der Zeitfaktor eine wichtige Rolle.

Die Versuchung ist so groß

Nach rund 30 Kilometern Schleichfahrt verwerfen wir unsere „Spritsparstrategien“ und entscheiden uns, mit einer normalen Geschwindigkeit realistisch zu fahren. Sonst drücke ich gerne das Gaspedal durch, um den Vortrieb zu genießen und dem emotionalen Sound eines V8-Triebwerkes zu lauschen und beschleunige aus Kurven heraus etc. Alles, was Spaß macht, erhöht den Spritverbrauch und ist nun nicht mehr „erlaubt“. Das Bediensystem MMI (Multi Media Interface) mit dem ausgefahrenen Bildschirm und andere Verbraucher lassen wir dennoch munter laufen, wie es die meisten Fahrer im Alltag machen würden.


Die Landstraßen so schön kurvig, ab und zu eine Autobahn, deren fast freie Spur sich bis zum nächsten Hügel durchzieht. Sollte ich vielleicht doch einmal das Gaspedal beherzt durchdrücken? Nur diese eine Kurvenpassage, die nach so viel Spaß aussieht? Hoffnungen auf den Sieg machen wir uns nicht. Aber ich möchte es mir selbst beweisen und ziehe es konsequent durch, um den inneren Schweinehund zu besiegen. Was einem überzeugt effizienten Fahrer im Blut liegt, stellt für mich eine echte Herausforderung dar; denn ich fahre ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten, da eine spritsparende Fahrweise zu einem signifikanten Teil vom Fahrer selbst abhängig ist.

Ohne das Schleichen kommen wir wenigstens verhältnismäßig gut voran. Auf den Landstraßen mit 100 km/h und auf der Autobahn in Deutschland mit bis zu Tempo 130. Mit jedem gefahrenen Kilometer erreiche ich eine größere Tiefenentspannung und lerne auf dem Audi Efficiency Road Trip ein für mich neues Gefühl: Ich fahre völlig befreit mein Tempo und bereite mir erst gar keinen Stress. Unter anderen Umständen würde der 150 PS starke Audi A3 2.0TDI bis zu 216 km/h unterwegs sein.

Die Gewinner setzten auf den Sägezahn

Nach 526 Kilometern über viele Landstraßen, durch Städte und über die Autobahn erreichen wir Neuchâtel nach 6 Stunden und 50 Minuten mit einer realistischen Fahrweise. Unser finaler Durchschnittsverbrauch: 4,33 Liter pro 100 Kilometer ohne große Spritsparkenntnisse. Der Audi A3 2.0 TDI mit 150 PS und einer umfangreichen, gewichtsbeeinflussenden Ausstattung zeigt, was alles für einen ganz normalen Autofahrer möglich ist, wenn er diszipliniert fährt und ständig die Verkehrsgegebenheiten beobachtet, um vorausschauend fahren zu können.

Zwischen uns und dem Team von Lisa Schwarz und Fabian Meßner entwickelt sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz. Bei den Konkurrenten steht am Ende nach so vielen Kilometern ein fast identischer kombinierter Verbrauch von 4,35 Litern pro 100 Kilometern an, jedoch in einer Zeit von 6 Stunden und 43 Minuten. Im Zeichen der Effizienz und dem Vorsprung von 7 Minuten geht der zweite Platz an Lisa Schwarz und Fabian Meßner.

Das Gewinnerteam, bestehend aus Sebastian Bauer und Kai Bösel, erzielte auf der identischen Strecke nach 6 Stunden und 51 Minuten einen Durchschnittsverbrauch von nur 3,99 Litern auf 100 Kilometern. Die Beiden bereiteten sich scheinbar akribisch vor, beachteten die Topographie und fuhren bergauf mit 80 km/h und hinunter so, dass maximal vier Liter verbraucht wurden.

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