Bentley Blue Train: Hommage an ein Straßenrennen

, 01.11.2005

Vor 75 Jahren gewann der Automobil-Enthusiast und mehrmalige Le Mans-Sieger Woolf Barnato eine Wettfahrt gegen den berühmten Blue Train von Cannes nach London. Anlass für Bentley, diesen legendären Sieg mit einem leistungsstarken und luxuriösen Grand Tourer auf Basis der viertürigen Arnage-Limousine zu feiern - dem Arnage Blue Train.


Der Arnage Blue Train, in limitierter Auflage von 30 Exemplaren produziert, wird von dem leistungsstarken Bentley 6,75-Liter-V8-Motor mit zwei Turboladern (456 PS) angetrieben und baut auf dem Fahrwerk und der Aufhängung des überarbeiteten Arnage R auf. Mit einer Beschleunigung von 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und einer Spitzengeschwindigkeit von 270 km/h bietet der Arnage Blue Train eine Fahrleistung, die höchsten Ansprüchen gerecht wird. Das beeindruckende Drehmoment von 875 Nm erreicht das Sondermodell bereits bei 3.250 U/min und sorgt dafür, dass die Kraft unmittelbar zur Verfügung steht.
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Das Exterieur des Arnage Blue Train zeichnet sich durch 19 Zoll große Sieben-Speichen-Leichtmetallräder, Schiebedach, verchromte Kühler- und Außenspiegelgehäuse sowie vier Auspuffrohre aus. Die vordere und hintere Stoßstange wurden speziell für den Arnage Blue Train entworfen - vorne komplettiert mit dem charakteristischen Matrix-Kühlergrill aus rostfreiem Edelstahl. In Hommage an die Motorhaube des Original „Blue Train“ Bentley Speed Six statteten die Macher den Arnage Blue Train hinter den vorderen Radkästen mit vertikal geriffelten Luftschlitzen in Wagenfarbe aus. Der Arnage Blue Train wird das schwarze „B“-Emblem - Erkennungsmerkmal der kraftvollsten und leistungsstärksten Bentleys - innen und außen tragen. Darüber hinaus findet man das „Blue Train“-Emblem an Kotflügeln und Trittleisten. Zudem sorgt auf Wunsch ein verkleinertes Rückfenster für mehr Privatsphäre. Es erinnert aber auch an Barnatos Speed Six von 1930.


Alle Instrumente und Ziffernblätter sind schwarz und in die Mittelkonsole wurde ein dezentes „Blue Train“- Emblem eingearbeitet. Die makellose Handwerkskunst von Mulliner offenbart sich in den Armlehnen aus Holzfurnier, in denen Chromeinlagen und Kopfstützen mit dem geflügelten „B“-Emblem zu finden sind. Zu den besonderen Details des Interieurs gehören das Holz-/Lederlenkrad, zusätzliche Holzfurnierarbeiten in den Türen und Kontrastnähte der Sitze.

Die Wette: Woolf Barnato gegen den Blue Train

Woolf Barnato – Erbe eines beträchtlichen Vermögens der Kimberley Diamanten-Minen in Südafrika – war der Inbegriff eines Bentley-Boys. Der kultivierte und großzügige Sportsmann, Bon Viveur und Gastgeber wurde 1926 Vorstand von Bentley Motors – zugleich einer Zeit, in der es W.O. Bentleys Unternehmen an Kapital mangelte. Für W.O. Bentley selbst war Barnato der beste Rennfahrer im Bentley-Team. Der 100%ige Erfolg von Barnato in Le Mans - von drei Starts in Le Mans gewann er alle - bewies die Exaktheit dieser Einschätzung.


Woolf Barnato nahm im März 1930 als Gast an einer Dinner-Party auf einer Yacht nahe Cannes teil, als dort die Frage aufkam, ob es möglich wäre, den berühmten Blue Train mit einem Automobil auf der Strecke von St. Raphael nach Calais zu schlagen. Barnato wettete 200 Pfund, dass es ihm am Steuer seines Speed Six gelingen würde, nicht nur vor dem Zug in Calais anzukommen, sondern bereits in seinem Londoner Club zu sitzen, wenn der Blue Train erst in den französischen Hafen einfahren würde. Die Wette wurde angenommen, und als der Blue Train um 17:45 Uhr am nächsten Tag den Hauptbahnhof in Cannes verließ, starteten auch Barnato und sein Beifahrer, der Amateurgolfer Dale Bourne, mit Barnatos Bentley Speed Six.

Auf den rund 300 Kilometern von Cannes nach Lyon verlangsamten schwere Regenfälle das Fortkommen der beiden Männer erheblich. Gegen 4:00 Uhr morgens verlor das Team zwischen Lyon und Paris, nahe Auxerre, wichtige Minuten auf der Suche nach einem vorher verabredeten Tankstopp. Trotz dieser Rückschläge, dichten Nebels um Paris sowie einer Reifenpanne, bei der das einzige Ersatzrad montiert werden musste, kamen Barnato und sein Beifahrer morgens um 10:30 Uhr in Calais an. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits mehr als 900 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 70 km/h hinter sich gebracht – eine beachtliche Leistung bei den damaligen Straßen, die eher Schotterpisten glichen.


Nach der Kanalüberquerung mit einem Postdampfer setzten sie ihren „Wettlauf gegen die Zeit“ auf der englischen Seite für knapp 120 Kilometer fort. Um Punkt 15:20 Uhr erreichten sie ihr Ziel und parkten den Speed Six vor dem Conservative Club in der St. James’ Street in London. Nur vier Minuten später fuhr der Blue Train im Bahnhof von Calais ein.

Barnato hatte seine Wette gewonnen, auch wenn der französische Verband der Automobilhersteller versuchte, Bentley Motors mit einer Geldstrafe von umgerechnet 160 Pfund für Rennen auf öffentlichen Straßen zu belegen. Barnato hielt dagegen. Er sei als Privatperson und nicht als Vorstand von Bentley Motors unterwegs gewesen!

Doch es gibt noch ein Postskriptum zu diesem legendären Rennen. Viele Jahre lang glaubte man, dass der Bentley Speed Six, mit dem Woolf Barnato den Blue Train schlug, ein von Gurning Nutting gebautes zweitüriges Coupé war. Sicher, der Bentley-Vorstand besaß ein solches Automobil und es war genau dieser Wagen, den der zeitgenössische Maler Terence Cuneo in seinem Bild des Duells in Öl verewigte. Allerdings fand Bruce McCaw, der heutige Besitzer von Barnatos Gurney Nutting Speed Six, erst kürzlich heraus, dass genau dieser Bentley im März 1930, also zum Zeitpunkt des Rennens, noch gar nicht fertig gestellt war. Es scheint, dass Barnato, der eine ganze Reihe Bentleys besaß, das Rennen gegen den Blue Train in seiner viertürigen Speed Six Limousine mit einer Karosserie von Mulliner und nicht im Coupé bestritt.

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