Ferrari F12tdf: Unglaublich! Jetzt drehen die Italiener durch

, 14.10.2015


Jetzt geht Ferrari in die Extreme und wird richtig brutal: Der Ferrari F12 Berlinetta stellt bereits den stärksten und schnellsten Serien-Ferrari aller Zeiten dar. Doch eine Version blieb aus: eine Leichtbau-Variante mit noch mehr Power. Und hier ist sie: der neue, auf nur 799 Exemplare limitierte Ferrari F12tdf als Hommage an das Hardcore-Straßenrennen „Tour de France“, das die italienische Sportwagen-Marke in den 1950er- und 1960er-Jahren dominierte. Und dieser F12 hat es in sich; denn er ist so schnell wie der LaFerrari.

Hardcore: Dieser V12-Motor lässt es richtig krachen

Die erste „Tour de France“ fand bereits 1899 statt - und damit vier Jahre eher als das gleichnamige Radrennen. Star des Autorennens auf der Straße war damals der Ferrari 250 GT, der von 1956 bis 1962 gleich siebenmal in Folge triumphierte, abgelöst vom Ferrari 250 GTO, der 1963 und 1964 das Langstreckenrennen gewann. Bei der Tour de France konnten nur diejenigen Fahrzeuge siegreich durchs Ziel gehen, die maximale Performance mit Langstreckentauglichkeit vereinten. Der neue Ferrari F12tdf nimmt dieses Konzept erneut auf und liefert ultimative Fahrleistungen sowohl im Alltag als auch auf der Rennstrecke.

Gegenüber dem Serienfahrzeug reduzierte sich das Gewicht des Ferrari F12tdf um 110 Kilogramm auf ein Trockengewicht von nur noch 1.415 Kilogramm. Ausschlaggebend sind radikale Veränderungen an Karosserie, Innenraum, Motor, Getriebe und Fahrgestell sowie der weitverbreitete Einsatz von Carbon innen wie außen.

Auf der anderen Seite stieg die Leistung: Statt 740 PS und 690 Nm wie im Ferrari F12 Berlinetta, generiert das V12-Triebwerk des Ferrari F12tdf aus einem Hubraum von 6.262cm³ satte 780 PS bei 8.500 U/min, was einer spezifischen Literleistung von 125 PSpro Liter entspricht. Für die sportlichen Reaktionszeiten sorgt das maximale Drehmoment von 705 Nm bei 6.750 U/min. Schon bei 2.500 Touren liegen 80 Prozent des Maximaldrehmomentes an - bis zum Drehzahlbegrenzer bei 8.900 U/min lässt es sich progressiv steigern.

Das „F1 DCT“-Getriebe des Ferrari F12tdf überarbeiten die Macher ebenfalls. Die Gangspreizung verringerte sich um 6 Prozent, was zu 30 Prozent schnelleren Schaltvorgängen beim Hochschalten und 40 Prozent beim Runterschalten führt. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Ferrari F12tdf in 2,9 Sekunden - und damit in der gleichen Zeit wie der LaFerrari. Von 0 auf 200 km/h vergehen lediglich 7,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt über 340 km/h. Dem gegenüber steht ein durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch von 15,4 Litern auf 100 Kilometern, was einem CO2-Ausstoß von 360 g/km entspricht.

Fahrdynamik: Mit neuer Technik agil wie ein Rennwagen

Der Ferrari F12tdf klebt geradezu auf dem Asphalt und besitzt eine atemberaubende Fahrdynamik. Insbesondere die Querbeschleunigung aus Kurven verdankt der Sportwagen dem um 8 Prozent gestiegenen Verhältnis zwischen Vorder- und Hinterreifen. Die Reifen an der Vorderachse messen jetzt 275 Millimeter statt 255 Millimeter, während die Felgengröße von 9,5 Zoll auf 10 Zoll stieg. Hinten gelangen 11,5 Zoll große Felgen mit 315-Millimeter-Reifen zum Einsatz. Diese Modifikationen alleine würden zwar an der Frontachse die seitliche Beschleunigung erhöhen, gleichzeitig aber ein Übersteuern im Grenzbereich hervorrufen.

Die entstehende Tendenz zum Übersteuern kompensiert eine neue mitlenkende Hinterachse (Virtual Short Wheelbase System), die ihre Premiere im Ferrari F12tdf feiert: Sie ist an die Fahrdynamiksysteme gekoppelt und erlaubt Reaktionszeiten und Einlenkvermögen wie ein Rennwagen. Gleichzeitig sorgt die mitlenkende Hinterachse für eine verbesserte Stabilität bei Höchstgeschwindigkeiten und in Kurven - dort macht sich der um 87 Prozent gesteigerte Abtrieb bemerkbar.

Die von Ferrari eigens entwickelte mitlenkende Hinterachse kann die Räder an der Hinterachse flexibel justieren, um aus Parametern wie Lenkradwinkel, Lenkradbewegung und Fahrzeuggeschwindigkeit den optimalen Radwinkel für die Kurvenfahrt zu berechnen. So fühlt sich der Ferrari F12tdf wesentlich agiler und unmittelbarer an, was insbesondere auf anspruchsvollen kurvigen Straßen deutlich zu spüren sein soll. Ebenso steigt die Spurstabilität bei hohen Geschwindigkeiten.

Querdynamisch sind die Verbesserungen ebenso substanziell wie in der negativen Beschleunigung: Das vom LaFerrari adaptierte extreme Bremssystem mit einteiliger Bremszange bringt den Ferrari F12tdf in 30,5 Metern von 100 km/h in den Stillstand. Von 200 km/h auf 0 km/h sind es 121 Meter.

Radikale Veränderungen für eine extrem verbesserte Aerodynamik

Der Ferrari F12tdf sieht nicht nur heiß aus. Für das limitierte Sondermodell blieb kaum ein Teil unangetastet, von der scharf geschnittenen Nase bis zum Heck. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang auch die breiteren Spuren der Vorder- und Hinterachsen, wodurch der Ferrari F12tdf wesentlich aggressiver wirkt. In puncto Aerodynamik setzt der Ferrari F12tdf Rekorde. Die aerodynamische Effizienz ist mit 1.6 beinahe doppelt so hoch wie die des Ferrari F12 Berlinetta. Bei 200 km/h beträgt der Abtrieb 230 Kilogramm; das sind 107 Kilogramm mehr.

Die Entwicklung betraf dabei alle Oberflächen des Sportwagens. An der Front trägt ein hochkomplexer Stoßfänger zu höherem Abtrieb bei, der unter anderem eine radikal geformte untere Sektion mit einem vom Rennsport inspirierten Splitter, zusätzliche Flügel und Schlitze besitzt, um die Effizienz an den Seiten als auch am Unterboden zu steigern.

Die Aerobridge an der vorderen Flanke gestaltete Ferrari ebenfalls neu, um die Luft strömungsoptimiert über die oberen Enden der Seiten zum Heck zu leiten. Dort fallen die Schlitze am Radlauf auf, welche Luft aus dessen Innern abführen und auf diese Weise die Aerodynamik in einem Bereich des Unterbodens optimieren, der üblicherweise nicht zur Steigerung des Abtriebs genutzt wird.

Der Heckspoiler des Ferrari F12tdf ist sechs Zentimeter länger und drei Zentimeter höher, während sich das Heckfenster etwas vertikaler neigt. Damit verlängert sich die Oberfläche, über die der Heckspoiler Abtrieb zu generieren vermag. Auch die konkaven Formen auf beiden Seiten des Gepäckabteils sorgen dafür, dass die aerodynamische Lösung ihre Vorteile effektiver ausspielen kann.

Drei aus dem GT-Rennsport stammende Strakes befinden sich am Unterboden, die für 30 Prozent des gestiegenen Abtriebs verantwortlich zeichnen. Der Heckdiffusor ist komplett neu gestaltet, verfügt jetzt über ein System mit drei aktiven Flaps und besitzt ferner geschwungene Planken sowie vertikale Splitter. Auf diese Weise lassen sich die über Vortex-Generatoren erzeugten Kräfte optimal nutzen und der Luftzug horizontal steuern.

All diese Modifikationen trugen dazu bei, dass der Ferrari F12tdf die 2,997 Kilometer lange Ferrari-Teststrecke Fiorano in nur 1:21 Minuten umrundet. Den Rundenrekord überhaupt stellte 2004 kein Geringerer als Michael Schumacher mit dem Formel-1-Rennwagen Ferrari F2004 und einer Zeit von nur 0:55,999 Minuten auf.

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