Die Jahre des aktuellen Land Rover Defender sind gezählt; denn 2015/2016 kommt ein komplett neuer Defender. Da der Offroader den aktuellen Sicherheitsvorschriften nicht mehr genügt, wird ein Umbruch erfolgen. Die Studie „DC100“ zeigt eine erste Neuinterpretation des legendären Geländewagens. Dazu rüste sich Land Rover außerdem mit ganz neuen Technik-Features. Grund genug, einen näheren Blick in die Zukunft der Geländewagen-Ikone zu werfen.
© Foto: Land Rover
Der Defender zeigt sich praktisch jeder Aufgabe gewachsen. Mit ihm überwinden Menschen überall auf der Welt Grenzen, Forscher und Umweltschützer ebenso wie UN-Helfer und Rotkreuzmitarbeiter. Auf der Grundlage von lediglich zwei Plattformen entstanden Defender-Varianten für praktisch jede Aufgabe und jeden Einsatzzweck, ob nun Feuerwehrwagen oder Raupenfahrzeuge für Expeditionen. Auch künftig soll es noch unterschiedliche Varianten geben - allerdings anders und vermutlich nicht mehr in solch großem Umfang.
Design: Tradition im Einklang mit modernem Design
Die 4,472 Meter lange, 1,967 Meter breite und 1,833 Meter hohe Studie mit einem Radstand von 2,547 Metern zeigt in jedem Detail den echten Land Rover-Geist: abenteuerlustig, mutig und unbezähmbar. Das Concept Car hat seinen Ausgangspunkt in der 1948 erschienenen „Serie 1“, dem ersten zivilen Geländewagen aus Großserienproduktion. Der Land Rover DC100 wendet sich nun an künftige Autofahrer-Generationen und soll die Diskussion darüber anregen, welche Richtung das legendäre Styling einschlagen soll.
Die Neuinterpretation wirkt offen und aufrichtig - ein Land Rover, der selbst mit extremen Bedingungen zurechtkommt, muss schließlich ein hohes Maß an Zuverlässigkeit ausstrahlen. Die beruhigendste Wirkung entfaltet dabei der DC100 mit seinen runden Doppelscheinwerfern und dem markanten Kühlergrill. Oberhalb der Gürtellinie zeigt die Plattform der Studie mit radikal neuen Designlösungen, wie viel Flexibilität und Modularität in ihr steckt.
Als zuverlässiges, auf jedem Terrain sicheres Arbeitstier betont der DC100 nachdrücklich den praktischen Aspekt der Marke Land Rover. Die steil stehende Windschutzscheibe erlaubt im Gelände und auf Asphalt eine hervorragende Übersicht, während die auswechselbare Heckabdeckung die Wahl zwischen Maximierung des Laderaumes und zusätzlicher Sitzplatzkapazität lässt. An der Front integrierten die Macher eine leistungsstarke, das gesamte Fahrzeuggewicht aufnehmende Winde in den Kühlergrill, ergänzt durch Zugösen an allen Ecken der Studie.
Unterhalb der Gürtellinie präsentiert sich die Studie als typischer Land Rover: Formen ohne überflüssige Spielereien und gewollt einfach gestaltet. Die klar definierte Schulterlinie und die nahezu vertikal angeordneten Bleche eröffnen dem Fahrer eine praktisch unbeeinträchtigte Sicht auf die vier Fahrzeugkanten. So bietet auch der Land Rover DC100 die beruhigende „Command Driving"-Fahrerposition, die für Land Rover marken- und stilprägend wurde.
Kompakte Abmessungen, kurze Karosserieüberhänge und mächtige 22-Zoll-Leichtmetallräder verschaffen dem DC100 eine betont zielgerichtete Haltung und eine beinahe „viereckige“ Erscheinung. Mit weiteren Elementen beweist der DC100 seine Land Rover-Familienzugehörigkeit. Dazu gehören die dreieckigen Lufteinlässe in den vorderen Kotflügeln, die Kanten der Motorhaube, die sich in der Schulterlinie fortsetzen, oder die betonten Griffe an den Hinterkanten der Türen.
© Foto: Land Rover
Modernen Ansprüchen genügt der DC100 mit seinem Dach, in dem eingebaute Solarzellen die Bordsysteme mit Energie versorgen - das entlastet den Motor und reduziert die Emissionen. Darüber hinaus erhielt das Concept Car eine Speziallackierung in Silbermetallic, welche die Sonnenstrahlen reflektiert und dadurch in heißen Klimazonen den Innenraum kühler hält, was wiederum weniger Last für die Klimatisierung zur Folge hat. Land Rover erforscht darüber hinaus neuartige Lackierungen mit Selbstreinigungs- und Reparaturfunktion.
Antrieb: Forschung nach neuer Effizienz
Land Rover befasst sich intensiv mit der Weiterentwicklung der Antriebssysteme. Zum einen soll die nächste Generation der Antriebe in jeder erdenklichen Klimazone absolut störungsfrei und zuverlässig funktionieren, andererseits die Belange von Umwelt und Nachhaltigkeit berücksichtigen. Daher sucht Land Rover in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, Universitäten und Zulieferern nach neuen Wegen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauches und der CO2-Emissionen.
Für ein Maximum an Drehmomentübertragung erhielt der Land Rover DC100 einen 2,0 Liter großen Vierzylinder-Diesel. Daten zur Performance gab Land Rover nicht bekannt. Das Triebwerk ist bereits für die Aufrüstung zum Parallel- oder Plug-In-Hybrid vorbereitet. Der Antrieb mit Achtganggetriebe, Stop/Start-System und Verteilergetriebe stellt eine Vielzahl von Gängen mit Untersetzung für alle Anforderungen auf der Straße und im Gelände zur Verfügung.
Clevere Traktion dank Torque Vectoring und Driveline Disconnect
Ein neu entwickeltes „Torque-Vectoring“-System soll dem DC100 auf jedem Untergrund mehr Stabilität, verbesserte Traktion und ein noch exakteres Handling verschaffen. Im Gegensatz zu rein mechanisch wirkenden Differenzialen kommt hier eine elektronische Steuerung zum Einsatz, welche die Kraftübertragung zu den einzelnen Rädern optimal bemisst.
Auf der Straße lässt sich das mit einem „Torque Vectoring“-System ausgerüstete Fahrzeug dynamischer und vor allem sicherer bewegen, da die Steuerung perfekt mit den Stabilitätsprogrammen zusammenwirkt. Noch größere Vorteile bietet die Lösung im Gelände, indem sie blitzschnell mehr Drehmoment zu jenen Rädern leitet, die den besten Grip aufweisen.
Dank „Driveline Disconnect“ treten im Antriebsstrang deutlich weniger Reibungsverluste auf, da hier im Regelfall nur die Vorderräder angetrieben werden. Erst wenn es die Umstände erfordern, erfolgt die Umschaltung auf den Vierradantrieb.
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Während in herkömmlichen Lösungen die Zuschaltung des Allradantriebes auf elektronischem Weg vorgenommen wird, arbeitet das System von Land Rover physikalisch: Es trennt die hintere Antriebswelle vom Mittendifferenzial und erschließt auf diese Weise ein Einsparpotenzial beim Kraftstoff von bis zu 7 Prozent. Sobald das System Traktionsverluste an den Vorderrädern erkennt, schaltet es den Antrieb der Hinterräder wieder zu - in gleicher Geschwindigkeit wie ein elektronisch gesteuertes System.
Technologien gerüstet für das 21. Jahrhundert
Wie es sich für einen echten Land Rover gehört, verwöhnt auch der DC100 mit einer hohen Ladekapazität und enormer Zugkraft. Im DC100 kommt ferner eine Modifikation der bekannten Land Rover-Luftfederung zum Einsatz, mit der sich die Bodenfreiheit bis auf 32 Zentimeter erhöhen lässt, um extreme vordere und hintere Böschungswinkel sowie Achsverschränkungen zu ermöglichen.
Untergrund-Analyse: Terrain Response weiter entwickelt
Mit leistungsstarken neuen Offroad-Funktionen dehnte Land Rover die Möglichkeiten seines „Terrain Response“"-Systems nochmals aus. Ohne dass der Fahrer eine Vorauswahl treffen muss, passt sich „Terrain Response“ automatisch an den jeweiligen Untergrund an. Dabei bezieht die Steuerung ihre Daten von verschiedenen Sensoren, die beispielsweise Federwege, Lenkwinkel, Radschlupf sowie die Stellungen von Gas- und Bremspedal überwachen. Auf diese Weise passt das System die Wirkungsweise von Federung und Dämpfung, Getriebe und Kraftübertragung permanent und unmerklich den Verhältnissen an.
Im DC100 erhielt „Terrain Response“ darüber hinaus durch hochauflösende Frontkameras Verstärkung, die den Untergrund im Sichtbereich vor dem Fahrzeug überwachen. Das System vergleicht dabei die Kameradaten mit in neuronalen Netzen gespeicherten Bildern, so dass es zum Beispiel automatisch zwischen Sand, Gras, Schlamm, Schotter, Schnee oder Asphalt unterscheiden kann und die Offroad-Parameter des Fahrzeuges entsprechend einstellt.
Ähnlich wie in Kampfjets: Intelligenter „Terrain-i“-Scanner
Als wirkungsvolles Frühwarnsystem besitzt der DC100 einen hochmodernen „Terrain-i“-Scanner, der ein virtuelles 3D-Bild des vor dem Wagen liegenden Untergrundes erzeugt und dies auf dem zentralen Touchscreen anzeigt. „Terrain-i“ arbeitet ähnlich wie Systeme in Kampfjets: Im DC100 verfügt das System über einen im Scheinwerfer untergebrachten Scanner, der den Zustand der Fahrbahn erkennt und den Fahrer warnt, wenn sich ein Hindernis nicht gefahrlos überwinden lässt.
„Terrain-i“ schlägt stattdessen Alternativen vor, indem es eine sichere Route auf dem Display abbildet. Abgerundet wird das System mit der Installation von Kameras an allen Fahrzeugecken, die dem Fahrer ein 360-Grad-Sichtfeld verschaffen. Nicht nur im Gelände bedeutet „Terrain-i“ einen beträchtlichen Sicherheitsvorsprung.
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Auch im dichten Stadtverkehr leistet der Scanner wertvolle Dienste, indem er Fußgänger oder plötzlich auftauchende Objekte wesentlich schneller und genauer erfasst als herkömmliche Systeme. In diesen Fällen wird der Fahrer sofort gewarnt - sollte er nicht entsprechend reagieren, stoppt das System den Wagen.
Wasserdurchfahrten auf moderne Weise
Zur Erleichterung von Watvorgängen entwickelte Land Rover ein auf Sonartechnik basierendes System, das dem Fahrer vor Wasserdurchfahrten entsprechende Informationen an die Hand gibt, um ihm eine sichere Durchquerung zu ermöglichen. Das System besitzt Sensoren in den Stoßfängern und Außenspiegeln, welche die Wassertiefe ermitteln. Gemeinsam mit Neigungsmessern berechnen die Sensoren, ob der Wasserspiegel steigt oder sinkt. Diese Daten werden dann in eine auf dem zentralen Touchscreen erscheinende Grafik umgesetzt.
Das System belässt es nicht bei bloßen Information. Um den Watvorgang zu erleichtern, werden verschiedene Komponenten automatisch entsprechend justiert: Die Bodenfreiheit vergrößert sich, alle Karosserieöffnungen werden verschlossen und ein niedriger Gang einlegt, damit Motordrehzahl und Geschwindigkeit konstant auf dem für die Wassertiefe adäquaten Niveau bleiben. Der DC100 erreicht dank dieser Technologien eine maximale Wattiefe von 75 Zentimetern.
Spike-Reifen auf Knopfdruck
Damit die neue Land Rover-Studie mit jeder denkbaren Witterung zurechtkommt, integrierten die Entwickler ein manuell bedienbares Spikereifen-System in den DC100. Dabei handelt es sich um ein elektromechanisches System, das an der Innenseite der Räder angebracht ist. Auf Knopfdruck strömt dabei Luft in eine zweite Luftkammer. Diese betätigt in die Lauffläche eingegossene Kammern, welche die Spikes beherbergen. Der Luftdruck lässt die Spikes aus dem Profil ausfahren, die den Reifen auf Eis und Schnee wesentlich besseren Halt verschaffen.
Innenraum: Technische Raffinesse und Treue zum Erbe
Auch im Innenraum steht die Studie DC100 treu zum großen Erbe. Wie bereits die ersten Land Rover-Modelle, bietet auch die Studie in der vorderen Sitzreihe das sogenannte „Social Seating“ mit drei nebeneinander angeordneten Plätzen. Dadurch kommen sich nicht nur die Passagiere näher; es erhöht ebenso die Flexibilität im Innenraum. Denn dank des klappbaren Beifahrersitzes lässt sich die Ladekapazität schnell vergrößern. Darüber hinaus verbirgt sich unter dem mittleren Frontplatz ein geräumiges Ablagefach, während davor eine Aluminiumschale Induktionsladevorrichtungen für elektronische Geräte enthält.
Bei der Entwicklung des Innenraumes nahm Land Rover ferner Anleihen bei moderner Sport- und Funktionsbekleidung, um den gewünschten Mix aus Hochwertigkeit, Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit zu realisieren. Der Querträger im Innenraum, die Türverkleidungen und Sitze sind mit „Ultrafabric“ bezogen. Dabei handelt es sich um ein technisches Gewebe, das beispielsweise für Designermöbel oder Superjachten eingesetzt wird. Es ist antimikrobiell, wasserabweisend, atmungsaktiv und beständig gegen Sonnenstrahlen.
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Die ideale Ergänzung zu „Ultrafabric“ stellt „Superfabric“ dar, ein praktisch unzerstörbares Gewebe mit Premium-Anmutung. Normalerweise kommt dieser Stoff für Schutzkleidung in extremer Umgebung zum Einsatz, wie zum Beispiel in Raumanzügen. Im DC100 findet sich „Superfabric“ unter anderem auf den Sitzflächen sowie in den Fuß- und Kofferräumen. Weitere Akzente setzt Leichtmetall an vielen Stellen des Interieur oder am Ablauf der komplett abwaschbaren hinteren Ladefläche.
Platz für Grillsets und Aufladung per Induktion
Die an den Karosserien zum Ausdruck kommende Flexibilität und Modularität findet in den Innenräumen der neuen Land Rover-Studie ihre Entsprechung. So lassen sich beispielsweise die Innenverkleidungen der Türen zum Transport von mobilen Grillsets ebenso nutzen wie für die Unterbringung von Erste-Hilfe-Kästen.
Diese enorme Anpassungsfähigkeit setzt sich im Heck der Fahrzeuge fort, wo sich ein vollständig konfigurierbares Ladeabteil befindet. Dazu zählt ein in der Mitte angebrachter Induktionsladestreifen aus Aluminium, mit dem sich unterwegs elektrische Geräte aufladen lassen. Eine weitere Ladeeinheit befindet sich an der Seite der Fahrzeuge. Die zweite Ladestation dient zur Energieversorgung von Kommunikationseinheiten oder Laptops.
Abnehmbarer Multifunktions-Touchscreen mit dem gewissen Extra
Eine weitere direkte Verbindung zwischen dem Ur-Land Rover und des DC100 ist die Platzierung der zentralen Instrumenteneinheit oberhalb des Schalthebels. Allerdings besitzt die neuzeitliche Lösung neben der Informationsfunktion eine Touchscreen-Oberfläche. Außerdem ist die Einheit mit modernster Telematik gekoppelt.
Der Touchscreen dient als zentrale Steuereinheit des Fahrzeugs, wobei die Eingaben per Tastendruck oder Markierung erfolgen. Zur weiteren Erhöhung der Funktionalität lässt sich der Touchscreen ab- und mitnehmen. Die mit einem stoß- und wasserfesten Silikongehäuse versehene Einheit verfügt über eine eigene Stromversorgung, eine interne Festplatte, eine Kamera und einen Satellitenempfänger. Dadurch kann man den Touchscreen als mobiles Navigationsgerät nutzen, das Wegepunkte aufzeichnet, HD-Videos filmt und Bilder schießt.
© Foto: Land Rover
Telematik: Überwachung und Steuerung per Smartphone
Die Telematik im Land Rover DC100 erlaubt die Kommunikation zwischen Fahrzeug und externen Geräten wie Smartphone oder Laptop. Dadurch vermag der Pilot verschiedene Parameter überwachen und steuern, ohne den Wagen zu betreten. Dazu gehört der Reifendruck ebenso wie die Temperatur im Innenraum oder die Funktion der Klimaanlage. Während der Fahrt ist die Telematik über 3G-Mobilfunk oder Satellit permanent online und erhält damit ständig aktualisierte Verkehrshinweise und Wetterwarnungen für abgelegene Regionen.
Das Telematik-System speichert darüber hinaus die Daten jeder einzelnen Fahrt. Diese Daten können zu Vergleichszwecken heruntergeladen werden, wie zum Beispiel die Werte des Wat-Unterstützungssystems zur Ermittlung von Änderungen der Wassertiefe oder Daten der Traktionskontrolle, die auf Bodenerosion hindeuten.
Neues Zugangssystem mit Leisure Key
Für die Studie „DC100“ entwickelten die Briten die Technik der RFID-Funkerkennung. Dabei sind RFID-Chips in stoß- und wasserfeste Komponenten eingebaut, etwa Armbänder oder Uhren. Dadurch kann der Zentralschlüssel in einem Schlitz im Handschuhfach stecken bleiben. Er ist deaktiviert - seine Funktionen wie Ent- und Verriegeln werden zu den RFID-Chips übertragen. Sobald das System geschärft und das Fahrzeug verschlossen ist, kann ausschließlich dieser eine RFID-Chip die Türen entriegeln und dem Hauptschlüssel seine Funktionen zurückgeben.
Mit Weiterentwicklungen dieser Technologie können alle Mitglieder einer Familie einen eigenen Chip erhalten, der die persönlichen Einstellungen von Audioanlage, Klimatisierung, Kommunikation und Sitzposition speichert. Eltern von Fahranfängern erlaubt das System zudem, für ihre Kinder Geschwindigkeit und Motorleistung auf ein bestimmtes Maß zu begrenzen. Denkbar sind außerdem Chips, die dank biometrischer Daten und Gesichtserkennung ein Optimum an Sicherheit ermöglichen.