Mercedes-AMG Project One mit 1,6 Liter V6 und 1000 PS

, 17.09.2017


Das ist wirklich krass: Immer wieder rühmen sich Autohersteller damit, Formel-1-Technologie in Serienautos zu verbauen. Doch das Mercedes-AMG Project One geht so weit wie nie zuvor. Der Antrieb dieses über 1000 PS starken Hypercars stammt direkt aus der Formel 1. Die Beschleunigungswerte sind brutal und schlagen regelrecht ein. Erst bei einer Höchstgeschwindigkeit von über 350 km/h endet der gewaltige Vortrieb. Mehr noch: Dieses Concept Car gibt bereits einen seriennahen Hinweis auf den neuen Supersportwagen von Mercedes-AMG, der ab 2019 auf den Markt kommen wird und bereits ausverkauft ist. Umso interessanter, sich das Mercedes-AMG Project One im Detail mit all seinen neuen Technologien anzusehen. Den Preis gibt es von uns dazu.

Design Mercedes-AMG Project One: Dieses Hypercar geht in die Extreme

Das Mercedes-AMG Project One zieht den Betrachter sofort in den Bann und weckt Erinnerungen an den legendären Mercedes-Benz CLK GTR, der von 1998 bis 1999 gebaut wurde. Dieses Concept Car wirkt wie eine Mischung aus McLaren F1 und Porsche 918 Spyder - zwei der begehrtesten Supersportwagen der Geschichte.

Die große schwarze Frontschürze prägen riesige Lufteinlässe, die den Asphalt geradezu verschlingen möchten. Durch die Luftauslässe in der Fronthaube wird der warme Luftstrom seitlich um die Fahrerkabine herum geleitet. Dadurch gelangt ein Frischluftstrom ungehindert über die Fahrerkabine in den Ansaugtrakt auf dem Dach. Positiv beeinflussen auch der automatisch ausfahrende Frontsplitter und die aktiven Lüftungsschlitze - sogenannten Louvres - in den vorderen Radhäusern den Anpressdruck an der Vorderachse.

Auf dem Dach befindet sich ein aus der Formel 1 abgeleiteter Lufteinlass, über den der Motor große Mengen an Frischluft ansaugt. Eine schwarze vertikale Hai-Finne verbessert die Seitenführung in schnellen Kurven, während an den Wagenflanken Luftleitflächen aus Carbon den Luftstrom wie im Motorsport optimal um die Karosserie herumleiten. Die Türen öffnen wie im Rennsport gleichzeitig nach vorn und nach oben.

Das Heck ist optisch ebenso beeindruckend wie funktional: Die scharfe, senkrechte Abrisskante und der große, zweigeteilte Diffusor, der durch das zentrale Abgasendrohr unterbrochen wird, wie auch der zweistufig ausfahrbare, zweigeteilte Heckflügel bringen bei hohen Geschwindigkeiten aerodynamische Effizienz- und Performance-Vorteile. Die Gestaltung des Abgasendrohrs mit einem großen runden Auslass und zwei weiteren, kleinen runden Öffnungen übernahmen die Macher aus der Formel 1. 

So schnell ist der Mercedes-AMG Project One mit über 1000 PS

Der Plug-in-Hybrid Antrieb des Mercedes-AMG Project One weckt Begehrlichkeiten nach Speed und stammt direkt aus dem Formel-1-Rennwagen von Mercedes-AMG. Das Triebwerk besteht aus einem 1,6 Liter großen V6-Turbobenziner mit insgesamt vier Elektromotoren: eine ist im Turbolader integriert, eine befindet sich direkt am Verbrennungsmotor und ist mit der Kurbelwelle verbunden, zwei weitere treiben die Vorderräder an. Die Kraftübertragung auf die Hinterräder erfolgt übe ein komplett neu für das Mercedes-AMG Project One entwickeltes 8-Gang-Schaltgetriebe, das sich manuell über Schaltpaddles am Lenkrad oder automatisiert schalten lässt.

Mit einer Systemleistung von über 1000 PS beschleunigt das Mercedes-AMG Project One von 0 auf 200 km/h in unter 6,0 Sekunden und ist damit schneller als der 1500 PS starke Bugatti Chiron, der für diese Disziplin 6,5 Sekunden benötigt. Erst bei einer Höchstgeschwindigkeit von über 350 km/h endet der Vortrieb des Mercedes-AMG Project One.

Antrieb: Blitzschnelles Ansprechen - schneller als ein V8-Saugmotor

Der in Mittelmotorposition vor der Hinterachse eingebaute 1,6-Liter-Motor besitzt über 500 kW/680 PS und treibt die Hinterachse an. Um ein hohes Drehzahlniveau zu erreichen, ersetzten die Macher die mechanischen Ventilfedern durch pneumatische Ventilfedern, so dass das Triebwerk mühelos bis zu 11.000 U/min, was für ein Straßenfahrzeug derzeit einzigartig ist und weiterhin den Einsatz von handelsüblichem „Super Plus“-Benzin statt Rennkraftstoff ermöglicht. In der Formel 1 darf der Motor auf 15.000 U/min drehen, ist allerdings aus Gründen der Effizienz auf 13.500 U/min beschränkt.

Das Hochdrehzahltriebwerk wird durch einen Hightech-Turbolader zusätzlich beflügelt. Auf einer Welle, welche die Abgas- und Verdichter-Turbine miteinander verbindet, befindet sich ein Elektromotor mit ca. 90 kW/122 PS, der je nach Betriebszustand die Verdichter-Turbine mit 100.000 U/min elektrisch antreibt, wie zum Beispiel beim Anfahren oder nach Lastwechseln. Größter Vorteil des elektrischen Turboladers: Das Turboloch - also das verzögerte Ansprechen auf Fahrpedalbefehle bedingt durch die Trägheit des großen Laders - wird komplett eliminiert. Die Ansprechzeit soll noch kürzer als bei einem V8-Saugmotor sein.  Einen weiteren Elektromotor mit 120 kW/163 PS positionierte Mercedes-AMG direkt am Verbrennungsmotor - über einen Stirnradantrieb mit der Kurbelwelle verbunden.

Neuer Allradantrieb mit rein elektrisch angetriebener Vorderachse

Hinzu kommen zwei weitere, je 120 kW/163 PS starke Elektromotoren an der Vorderachse, so dass das Mercedes-AMG Project One einen variablen Allradantrieb besitzt. Die rein elektrisch angetriebene Vorderachse ermöglicht das individuelle Beschleunigen und Abbremsen jeweils radselektiv und bietet damit eine individuelle Drehmomentverteilung für eine hohe Fahrdynamik (Torque Vectoring). Die Lithium-Ionen-Hochvolt-Batterie und den DC/DC-Wandler zur Unterstützung und Ladung des 12-Volt-Bordnetzes brachten die Macher platzsparend hinter der Vorderachse im Wagenboden unter. Wie der Porsche 918 Spyder kommt das Mercedes-AMG Project One im Idealfall auf eine rein elektrische Reichweite von 25 Kilometern.

So geht das Hypercar richtig ab: Fahrmodi wie in der Formel 1

Die Fahrprogramme des Mercedes-AMG Project One reichen vom rein elektrischen Betrieb bis hin zu einem hochdynamischen Modus, der einer Einstellung entspricht, die in der Formel 1 im Qualifying für bestmögliche Rundenzeiten benutzt wird. 

Beim rein elektrischen Modus treiben nur die Elektromotoren an der Vorderachse das Hypercar an und der Elektromotor auf der Kurbelwelle unterstützt kurzfristige Beschleunigungswünsche. Tritt der Fahrer stärker auf das Pedal und fordert mehr Leistung ab, schaltet sich der V6-Motor dazu. Mit zunehmender Drehzahl entfesselt der Antriebsstrang seine volle Leistung. Geht der Fahrer vom Gas und lässt das Fahrzeug rollen, schaltet das System auf den Elektroantrieb der Vorderachse um - und gewinnt beim Bremsen unter normalen Fahrbedingungen bis zu 80 Prozent Energie zurück

Darüber hinaus lässt sich das elektronische Stabilitätsprogramm - wie bei AMG üblich - in drei Stufen regulieren. „ESP On“ steht für hohe Sicherheit, „ESP Sport Handling Mode“ erlaubt einen höheren Gierwinkel vor Eingriff des Systems und „ESP Off“ schaltet das System für eine besonders sportliche Fahrweise ab.

Schmiederad mit neuartiger Carbon-Teilabdeckung

Eine Neuentwicklung stellt das 10-Speichen-Aluminium-Schmiederad mit Zentralverschluss dar, das exklusiv dem Mercedes-AMG Project One vorbehalten ist. Die Felge besitzt eine radiale, aerodynamisch ausgefeilt gestaltete Teilabdeckung aus Carbon, um die Aerodynamik und den cW-Wert des Fahrzeugs durch eine bessere Umströmung des Rades zu verbessern. Gleichzeitig sorgen je drei flache Belüftungsschlitze pro Speichenabschnitt für eine optimierte Wärmeableitung von den Bremsen. 

Vorne gelangen Räder der Dimension 10,0 x 19 Zoll mit Reifen im Format 285/35 ZR 19 zum Einsatz, hinten Pendants in 12,0 x 20 Zoll mit Gummis der Größe 335/30 ZR 20. Für die Verzögerung sorgt derweil eine gewichtsoptimierte Keramik-Hochleistungs-Verbundbremsanlage.

Innenraum Mercedes-AMG Project One: Das ist Formel 1 für zwei

Im Innenraum des Mercedes-AMG Project One besitzt jedes Detail eine Funktion, nichts wurde aus lediglich optischen Gründen gestaltet. Das Interieur bietet Raum für zwei Personen. Die Schalensitze mit verstellbaren Rückenlehnen integrierten die Macher in das Monocoque. Pedale und Lenkrad lassen sich justieren, so dass der Fahrer eine optimale Fahrposition einnehmen kann.

Inspiriert vom „Mercedes-AMG Petronas Formel 1“-Rennwagen wählten die Macher die Farben und Materialien für den Innenraum aus. Die skulpturalen Rennsitze sind in schwarzem und rutschfestem Mikrofaservlies ausgeführt. Unterbrochen werden die Flächen durch Nappaleder in Magmagrau und Inlays in einem Sporttextilmesh, das die Luftzirkulation der Sitze optimal unterstützt. Hinzu kommen gelbe Kontrastziernähte.

Das oben und unten horizontal abgeflachte Lenkrad bietet Motorsport-Funktionalität wie die beiden integrierten Controller, die sich mit unterschiedlichen Verstellfunktionen belegen lassen, zum Beispiel mit den Fahrprogrammen und den Fahrwerkseinstellungen An den Motorsport erinnert ebenfalls die LED-Schaltanzeige im oberen Lenkradbereich.

Klimaanlage und elektrische Fensterheber gibt es serienmäßig, während das COMAND-Infotainmentsystem für Konnektivität sorgt. Die zwei hochauflösenden, freistehenden 10-Zoll-Displays (Bildschirmdiagonale 25,4 Zentimeter) adaptierten die Macher mit hochwertigen und gewichtsoptimierten Echtmetallteilen.

Das User-Interface ist integrativ als eigenständiges Konzept platziert. Die wichtigsten Anzeigen befinden sich in Sichtlinie über dem Lenkrad auf die Straße, so dass der Fahrer nicht abgelenkt wird. Um eine optimale Sicht nach hinten zu bieten, wird der Innenspiegel durch einen Bildschirm ersetzt, der Echtzeitaufnahmen des Hecks zeigt. Das in Aluminium ausgeführte Bildschirmgehäuse integrierte Mercedes-AMG in das Dach und beherbergt weitere Bedienelemente.

Preis des Mercedes-AMG Project One: Das kostet die Serienversion

Auf den Markt kommt das Mercedes-AMG Project One ab 2019. Doch die 275 geplanten Einheiten sind bereits jetzt verkauft - zu einem Stückpreis von 2,275 Millionen Euro plus Steuern. Daraus resultiert in Deutschland ein Preis von rund 2,7 Millionen Euro für die Serienversion des  Mercedes-AMG Project One.

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19.09.2017

Fahrzeuge, die preislich Superreichen vorbehalten sind, schaut man sich trotzdem mal an, weil technische Details zum Teil später in der ganz normalen Serie mitverwendet werden. Technik, die mehr PS ermöglicht, kann oft im Serienfahrzeug anders verwendet zur Kraftstoff-Einsparung genutzt werden.


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