Toyota ist einer der führenden Hersteller, wenn es um wasserstoffbetriebene Autos geht und forscht bereits seit 20 Jahren an dieser Antriebsform. 2015 ist die Zeit reif für das erste serienmäßige Wasserstoffauto von Toyota, auf welches das FCV Concept (FCV = Fuel Cell Vehicle) einen konkreten Ausblick liefert. Wichtig für Toyota ist es, ein zuverlässiges wie auch erschwingliches Wasserstoffauto zu offerieren. Bei der Vorstellung ihrer Technologie hatte Toyota zwei Versionen des Autos im Gepäck: eine viertürige Mittelklasse-Limousine in einem aufsehenerregenden „Radiant Blau“ und einen Prototypen im Tarnkleid, der seit mehr als einem Jahr harte Straßentests in Nordamerika absolviert.
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Toyota FCV Concept
Wie weit Toyota mit seiner Technologie bereits ist, zeigen folgende Daten: Die Reichweite beträgt knapp 500 Kilometer, den Sprint von 0 auf 60 mph (96,56 km/h) absolviert der Toyota FCV Concept laut Hersteller in etwa 10 Sekunden und stößt dabei Wasserdampf statt Emissionen aus. Das Auffüllen der 700 Bar-Hochdruck-Wasserstoff-Tanks soll lediglich drei bis fünf Minuten dauern - und damit nicht signifikant länger als ein Tankvorgang an der Benzin-Zapfsäule.
Bei der Reaktion von Wasser- und Sauerstoff in der Brennstoffzelle entsteht neben Wasser auch Elektrizität, die den über 100 kW/136 PS starken Elektromotor mit Energie versorgt. Zudem machte Toyota in den vergangenen Jahren große Fortschritte in Bezug auf das Gewicht der Antriebseinheit. Nun besteht die größte Herausforderung darin, die Technik erschwinglich zu machen. Laut eigenen Angaben konnte Toyota die Herstellungskosten für den Antriebsstrang seit Beginn der Prototypenentwicklung im Jahr 2002 um rund 95 Prozent verringern - vor allem deshalb, weil es den Ingenieuren gelang, die Größe des E-Motors und die Anzahl der Brennstoffzellen zu reduzieren.
Optisch gibt sich der Toyota FCV Concept extrem futuristisch. Auffällig sind die extrem großen Lufteinlässe in der Frontschürze. Die eng zusammengekniffenen Scheinwerfer-Augen verleihen der Front derweil einen aggressiven Ausdruck. Je weiter der Blick nach hinten schweift, umso fließender wirken die Linien des Japaners.
An den Flanken gibt es zahlreiche Sicken, an denen sich das Licht bricht. Zudem verzichtet der Viersitzer auf Säulen in Wagenfarbe, so dass das gewölbte Dach über dem Wasserstoffauto zu schweben scheint. Das Heck greift die Formensprache der Front auf: Im oberen Bereich ordneten die Macher ein schmales Leuchtenband an, während darunter dreieckige und trapezförmige Flächen die Optik bestimmen. Ein Auspuff entfällt.
Nach eigenen Angaben forscht Toyota seit 20 Jahren am Wasserstoffantrieb und legte seit 2002 mehr als 1,6 Millionen Kilometer mit diversen Prototypen zurück. In dieser Zeit machten die Japaner nicht nur große Fortschritte in puncto Kosten, sondern ebenso bei der Zuverlässigkeit. Deshalb fühlen sie sich bereit, 2015 mit der Serienversion des Toyota FCV Concept in Serie zu gehen.
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Toyota FCV Erlkönig
Der Startschuss für das erste Serien-Wasserstoffauto von Toyota fällt in Kalifornien. Bereits jetzt existiert ein Partnerprogramm mit der University of California, um ein Netz mit Wasserstoff-Ladestationen aufzubauen. Ziel des Programms ist es, die Stationen so zu platzieren, dass sie für die Besitzer eines Wasserstoffautos in sechs Minuten erreichbar sind. 2015 sollen 20 neue Stationen entstehen, ein Jahr später insgesamt 40 existieren und 2024 werden es laut Toyota mehr als 100 sein.
In Deutschland gibt es aktuell nur 15 Wasserstoff-Tankstellen. Doch das soll sich bald ändern: Die sechs großen Partner der„H2 Mobility“-Initiative, der Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total angehören, verständigten sich auf einen konkreten Handlungsplan zum Aufbau eines landesweiten Wasserstoff-Tankstellennetzes für Brennstoffzellen-Fahrzeuge.
Bis zum Jahr 2023 soll die heute 15 Tankstellen umfassende, öffentliche Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland auf rund 400 H2-Tankstellen ausgebaut werden. Innerhalb der kommenden vier Jahre dürften die ersten 100 Wasserstoff-Stationen in Betrieb gehen. Damit lässt sich eine bedarfsgerechte Versorgung von Elektro-Fahrzeugen mit Brennstoffzelle, die in den nächsten Jahren von mehreren Herstellern auf den Markt kommen sollen, sicherstellen.
Die Japaner denken sogar weiter: Ein vollständig aufgeladenes Wasserstoffauto kann ein Wohnhaus für eine Woche mit Energie versorgen. Mit diesem Wissen sind die Ingenieure aktuell dabei, Möglichkeiten zu entwickeln, wie das Auto - etwa bei Stromausfällen oder Naturkatastrophen - als externe Stromquelle dienen kann.
Zu Verkaufszielen und Preisen äußerte sich Toyota bislang noch nicht. Sollte der Probelauf in Kalifornien erfolgreich sein, steht einer Einführung auf anderen Märkten nichts im Wege.