Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2009: Erlesene Klassiker und rare Schönheiten

, 01.05.2010

Der Comer See in Italien besticht durch seine majestätische Pracht und einmal im Jahr durch einen legendären automobilen Schönheitswettbewerb: dem Concorso d'Eleganza Villa d'Este, der in diesem Jahr vom 24.04.2009 - 26.04.2009 stattfand und erneut prachtvolle Klassiker und die extravagantesten Concept Cars sowie Prototypen, darunter den Aston Martin One-77, zeigte. Die Wenigsten haben die Möglichkeit, diese exklusive Veranstaltung zu besuchen, um sich an den ausgestellten Fahrzeugen zu erfreuen. Bei Speed Heads gibt es daher die Highlights des Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2009 in einer neuen Fotogalerie zu bestaunen.

Der Concorso d'Eleganza Villa d'Este fand zum ersten Mal vor 80 Jahren im Jahre 1929 statt. Seit jeher verwandelt sich dann die Parkanlage des ehrwürdigen Grand Hotels Villa d’Este in Cernobbio zu einem besonders edlen Museum mit den teuersten Fahrzeugen der Welt. Als Hauptkriterium zählt die Schönheit, aber ebenso die Geschichte des Autos und dessen ästhetischer Wert. Als Voraussetzung gelten ferner der perfekte Originalzustand und die voll funktionsfähige Technik.

Gewinner: Alfa Romeo 8C 2900B Berlinetta Touring und Aston Martin One-77

Wie in den vergangenen Jahren verwöhnte die Sonne am Samstag die Automobilenthusiasten aus aller Welt auf dem Concorso d'Eleganza Villa d'Este, dessen Schirmherrschaft BMW im Jahre 2000 übernahm. Trotz des einsetzenden Dauerregens am Sonntag bevölkerten über 2.600 Besucher das Gelände. Als strahlender Sieger gewann der Alfa Romeo Berlinetta Touring die begehrte „Trofeo BMW Group“, den die Jury für das beste Fahrzeug des Concorsos vergibt.

Nicht nur die Jury überzeugte der Alfa aus dem Jahr 1938, auch die beiden Publikumspreise, die traditionsreiche „Coppa d’Oro Villa d’Este“ und die „Trofeo BMW Group Italia“ gingen an das Fahrzeug aus dem Besitz des US- Amerikaners und ehemaligen Microsoft-Vorstandes Jon Shirley. Der „Concorso d’Eleganza Design Award“ für die Concept Cars und Prototypen vergab das Publikum an den Aston Martin One-77.

Der Alfa Romeo 8C 2900B wurde 1935 vorgestellt als Nachfolger des 8C 2300, damals eines der schnellsten Automobile der Welt. Insgesamt fertigten die Italiener nur sechs geschlossene Wagen, die sogenannte Berlinetta. Das Modell gilt als eines der elegantesten Fahrzeuge vor dem Zweiten Weltkrieg. Von Italien über die Schweiz gelangte der ausgestellte Alfa Romeo 8C 2900B (Baujahr 1938) im September 1947 in die USA. Im Anschluss an den Verkauf nach Südafrika im Jahre 1980 wurde der mittlerweile rote Wagen in England restauriert und wieder blau lackiert. 2005 erwarb Jon Shirley den Alfa Romeo und ließ ihn wieder in seinen Originalzustand zurückbauen.

Als moderner Gewinner bei den Prototypen zeigte sich der neue Aston Martion One-77, der auf dem Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2009 sogar erstmals in Vollendung zu sehen war. Der Brite mit Aston Martin-Chef Dr. Ulrich Bez am Steuer, tritt wie ein Supersportwagen, nein, wie ein Rennwagen für die Straße auf, der auch über entsprechende Eigenschaften verfügt, bleibt dabei aber der typischen Formgebung eines Aston Martins unserer Zeit treu.

Unter dem Blech schlägt - den Gedanken der „7“ folgend - das Herz in Form eines 7,0 Liter großen V12-Motors, der über 700 PS leistet. Für den Spurt von 0 auf Tempo 100 sollen nur 3,5 Sekunden vergehen, während die Höchstgeschwindigkeit bei über 320 km/h liegt. Wie der Name schon sagt, wird es von dem neuen Briten nur 77 Exemplare geben, die - so wird gemunkelt - schon allesamt verkauft sind. In Großbritannien kostet der Aston Martin One-77 angeblich rund 1,2 Millionen Britische Pfund, was aktuell ca. 1.350.000 Euro entspricht.

Sportwagen der Gegenwart mit großer Geschichte

Bei den Prototypen ebenfalls zu sehen war der neue Morgan SuperSports, den die britische Schmiede zu ihrem 100. Jubiläum auf den Markt bringt. Der neue für den Straßeneinsatz konzipierte Morgan Aero SuperSports basiert auf dem Aero Eight GT3, der aktuell in der FIA GT3-Weltmeisterschaft zum Einsatz kommt und durch Leichtbauweise neben der exzentrischen Anmutung viel Dynamik und Fahrspaß verspricht.

Optisch versprüht der Morgan Aero SuperSports jede Menge Nostalgie. Über den bei Morgan typischen Eschenholzrahmen setzten die Konstrukteure das Chassis aus leichtem, auch im Flugzeugbau zum Einsatz kommenden Aluminium. Darunter verbirgt sich ein 4,8 Liter großer V8-Motor aus dem Hause BMW.

Ein weiterer Jubilar ist Bugatti. Zum 100-jährigen Markenjubiläum präsentierte Bugatti auf dem Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2009 vier Sondermodelle des 1001 PS starken und 407 km/h schnellen Supersportwagens Veyron, um an die ruhmreiche Renngeschichte zu erinnern, die maßgeblich zur Bekanntheit der französischen Marke und entscheidend zum Mythos Bugatti beitrug. Der Tradition verpflichtet, hielt Bugatti die Modelle in den „Racing Colours“ der entsprechenden Länder: Blau für Frankreich, Rot für Italien, Grün für England und Weiß für Deutschland.

Alle vier Modelle besitzen einen direkten „Vorgänger“ in Form eines Grand Prix Bugattis, der dem neuen Veyron Pate stand. Die vier historischen Rennwagen repräsentieren die Generation der legendären Bugatti Grand Prix Rennwagen, die von weltbekannten Rennfahrern gesteuert wurden und in den 1920er- sowie 1930er Jahren unzählige Siege errangen. Vier Rennfahrer gaben den vier Veyron-Sondermodellen ihren Namen: Jean-Pierre Wimille dem blauen, Achille Varzi dem roten, Malcolm Campbell dem grünen und Hermann zu Leiningen dem weißen Veyron.

Von der Motorsport-Legende zu spektakulärer Exklusivität

Wenn heutzutage von Bugatti die Rede ist, wird die Marke fast automatisch mit dem Type 35 in Verbindung gebracht. Der Typ 35 Grand Prix war das mit Abstand sportlich erfolgreichste Modell. Rein äußerlich avancierten der Kühlergrill und die 8-Speichen-Aluminiumräder des Type 35 zu Identifikationsmerkmalen von Bugatti.

1924 kamen die typisch blauen Rennwagen von Bugatti beim Grossen Preis des Automobil Club de France in Lyon zu ihrem ersten Einsatz und waren dank ihrer durchdachten Fertigung, ihrer Leichtigkeit und ihres problemlosen Fahrverhaltens praktisch unschlagbar. In dieser Zeitspanne fuhr Bugatti fast 2000 Siege ein, so viel wie kein anderes Modell.

Der am meisten produzierte und wirtschaftlich erfolgreichste Wagen aus dem Hause Bugatti war der T 57 - das zu jener Zeit einzige serienmäßig produzierte Fahrzeug bei Bugatti. Einer der spektakulärsten Entwürfe auf Basis des T 57 stellte der Typ Atlantic, der nur dreimal produziert wurde, dar. Seine geduckte Form, die längs über die Karosserie verlaufenden senkrechten, genieteten Grate und die tropfenförmigen Seitenfenster geben dem Modell eine einzigartige Form, die ihn zu einer der Ikonen der Automobilgeschichte machten.

BMW mit Highlights zum Jubiläum

Beim 80-jährigen Jubiläums-Concorso feiert auch BMW einen besonderen Geburtstag: vor 80 Jahren produzierte BMW sein erstes Automobil. So zeigte BMW am Comer See seine Highlights. Da durfte ein BMW 303, der erste Bajuware mit der Niere im Kühlergrill, ebenso wenig fehlen wie ein BMW 502, der als sogenannter Barockengel in die Automobilgeschichte einging. Modelle der 1960er Jahre, wie der BMW 2002, und die Begründer der BMW-Baureihen in den 1970ern gehörten ebenfalls zu den Exponaten.

Als besonderes Highlight präsentierte BMW alle seine Roadster-Legenden der vergangenen 75 Jahre: Vom 315/1 und 319/1 über den 328 und den 507 bis hin zum Z1, Z3 und Z8 sowie dem jüngsten Spross der Familie, den neuen BMW Z4.

Als Hingucker erwies sich beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este außerdem das BMW 2800 Spicup Coupé aus dem Jahre 1969. Vor 40 Jahren wurde dieses Concept Car beim Genfer Salon erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich dabei um einen offenen Wagen, der sich in ein Coupé umwandeln ließ. Daher stammt auch das Wortspiel „Spider-Coupé“ in der Namenswahl. Die Front erschien ganz in der Tradition von Bertone, ohne dabei auf typische BMW-Niere zu verzichten. Die Form sollte ferner an das zeitlos schöne Design von Graf Goertz' BMW 507 erinnern. Als Chassis diente ein BMW 2500, der Motor stammte dabei vom BMW 2800.

Exotische Vielfalt: Zeit zum Staunen

Insgesamt 49 Fahrzeuge stellten sich den Juroren - eines schöner und faszinierender als das andere. Alle Automobile des Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2009 mit vollem Enthusiasmus vorzustellen, würde diesen Rahmen sprengen. Das fängt bei den Prototypen und Concept Cars mit dem Infiniti Essence, Fisker Karma S, Bertone Mantide oder dem Perana Z-One an und hört erst bei der Vielzahl der historischen Legenden auf.

Es gibt nur wenige Möglichkeiten, an einem Ort Exoten zu betrachten, von denen viele vermutlich noch nie etwas hörten, wie zum Beispiel dem Prince Skyline Sport (1964), dem Iso Grifo (1970) und dem Momo Mirage (1972). Gleichermaßen lassen andere Sportwagen die Herzen stärker schlagen: Ferrari 250 GT (1958), Aston Martin 2/4 (1954), Lamborghini Miura S (1969), Bugatti 57S (1938), Abarth 204 A (1950) oder Glöckler-Porsche 356 (1952). Letzterer war ein Eigenbau des Frankfurter VW-Händlers Walter Glöckler bzw. dessen Betriebsleiters Hermann Ramelow. Der Glöckler-Porsche gilt als unmittelbarer Vorgänger des Porsche 550.

8 Kommentare > Kommentar schreiben

01.05.2009

Dieses Hotel und das Panaroma im Hintergrund sind wirkliche eine perfekte Kulisse für diese besonderen Fahrzeuge. Da bekommt man als Autofan durchaus Lust auf eine Reise nach Italien. Ist dieser Platz für normales Publikum denn frei zugänglich oder muss man irgendwelche "besonderen Qualifikationen" vorlegen? Übrigens auch ein sehr schöner Artikel und eine klasse Fotogalerie!

01.05.2009

Super Artikel Christian, in dem man auch jede Menge Hintergrund-Infos, insbesondere zu besonderen Klassikern erhält und so besser Zuordnen kann! Die Fotogalerie vermittelt zusätzlich einen schönen Überblick über den Concorso d'Eleganza Villa d'Este! Klasse! :applaus:

01.05.2009

Erst einmal vielen Dank für das Feedback, worüber ich mich sehr freute. Das Thema bereitete mirt so viel spaß, dss ich mich am Ende stoppen musste; denn sonst würde ich vermutlich noch heute an dem Special weiterschreiben. Aber es bereitet einfach Spaß! [QUOTE=Aston Martin;63606]Ist dieser Platz für normales Publikum denn frei zugänglich oder muss man irgendwelche "besonderen Qualifikationen" vorlegen?[/QUOTE] Ist der Concorso um Veranstaltungsbeginn nur für geladene Gäste zugänglich, darf am Sonntag - ergo am letzten Tag - jeder Interessent die Autos sehen (Eintritt betrug in diesem Jahr 12,50 Euro).

12.05.2009

Auch ich moechte dir fuer den Artikel danken. Man hat gemerkt das du Spaß hattest. Bist du selbst vor Ort gewesen? Ich denke im naechsten Jahr werde ich meinen Urlaub so legen das ich dabei bin (zumindest am Sonntag). Allerdings ist mir ein Hersteller leider negativ aufgefallen. Bugatti bringt den Veyron in vier neuen Farben und verkauft ihn mit ein bisschen Motorsportgeschichte fuer noch viel mehr Geld als er sowieso schon kostet. Nicht das ich mir Sorgen um die momentan arg gebeulteten Top- Manager mache, ich finde nur fuer eine Praesentation einer neuen Version haette man sich ruhig ein wenig mehr einfallen lassen koennen.

12.05.2009

Aber GTLove, schau dir die Bilder an! Was ein geiles Auto! Ich stimme zu, sie haetten ruhig mehr machen koennen, aber der Bugatti ist sowieso eine verdammt coole Maschiene, hier gibts mehr Bilder: [url=http://motoring.sky.com/news/galleries/bugatti-builds-more-versions-of-the-veyron-centena.aspx]Bugatti Builds More Versions of the Veyron Centenaire - Sky Motoring[/url]

12.05.2009

es ist ein schoenes Auto. Es wahr auch nicht meine Intention den Wagen an sich zu kritisieren, sondern die Verkaufspolitik die dahinter steht. Allerdings hab ich da was anderes gefunden! Heisses Teil! [url]http://motoring.sky.com/siteimages/storage/20095710/vox-volvo-p1800-1.jpg[/url]

12.05.2009

Na, dass wuerd ich mal gern fahren... Gebe dir Recht mit der Verkaufspolitik, habe mich eher fuer das Auto interessiert ;)

12.05.2009

[QUOTE=moneymouth77;63935]Na, dass wuerd ich mal gern fahren... ;)[/QUOTE] Dann kannst du ja eine Unterschriftenaktion starten. Denn mehr wie ein paar gerenderte Fotos gibts von dem Ding nicht.


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