Die erste große Automesse in Europa findet alljährlich in der Schweiz statt: der Genfer Auto Salon, in diesem Jahr vom 06.03.2008 - 16.03.2008. Grund genug, dass die ausstellenden Automobilbauer sich besondere Mühe geben, um ihre Neuheiten zu präsentieren und die mit Spannung erwarteten Premieren zu enthüllen. Genf bietet, wie kaum eine andere Automesse, besonders viele exklusive Sportwagen-Hersteller aus aller Welt. Zeit, die Messe aus sportlicher Sicht Revue passieren zu lassen.
© Foto: Speed Heads
Dieses Jahr zündeten die Hersteller ein echtes Feuerwerk von Neuigkeiten: 130 Welt- und Europapremieren waren zu sehen. Noch nie gestaltete sich das Exponaten-Spektrum so breit - vom Low-Cost-Fahrzeug zum rassigen Supersportwagen und was so dazwischen liegt, war alles zu bestaunen. Die Ankündigungen der Weltpremieren, über die wir im Vorfeld bei Speed Heads in den News berichteten, waren bereits sehr verheißungsvoll. Grund genug, alle Neuigkeiten in einer großen Fotogalerie zu präsentieren.
Sportlichkeit unter ökologischen Aspekten
In den letzten Jahren erhielten Kompaktwagen, Limousinen als auch Sportwagen immer mehr Leistung; es fand ein regelrechtes Wettrüsten zwischen den Herstellern statt. Nun denken die Automobilbauer um und setzen immer mehr auf umweltbewusste Technologien, wie zum Beispiel neue Motorentypen und Hybridantriebe. Das soll aber nicht heißen, dass man Kraft mit Umwelt vereinen kann.
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Aber was wäre Genf ohne die rassigen Supersportwagen? Weiter verwöhnen uns die Hersteller mit atemberaubenden Sportlern. Unter ökologischen Aspekten sind die wenigen auf den Straßen fahrenden Supersportwagen nicht von Bedeutung, aber auch hier lässt sich ein Umdenken der Hersteller erkennen: Der Audi R8 erhält als Concept Car einen V12-Dieselmotor mit 500 PS und 1.000 Nm Drehmoment, so dass der deutsche Supersportwagen spurtstark sowie über 300 km/h schnell ist und bereits jetzt die Abgasnorm Euro 6 erfüllt, die voraussichtlich 2014 in Kraft tritt und bei der Reduktion der Stickoxide hohe Anforderungen stellt.
Ein schwedisches Kraftpaket mit „Flower Power“ stellt der Koenigsegg CCXR in der Special Edition dar, der sich sowohl mit Benzin als auch mit umweltfreundlichem Bioethanol (E85) betreiben lässt. Die mit über 100 RON höhere Oktanzahl ermöglicht einen früheren Zündzeitpunkt als im Betrieb mit Benzin, so dass mehr Leistung erzeugt werden kann. Beim CCXR Edition bedeutet dies: 1.032 PS und ein brachiales Drehmoment von 1.060 Nm. Der 1.280 kg leichte Renner soll damit in 2,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprinten, die 200 km/h-Marke nach 8,9 Sekunden erreichen und eine Höchstgeschwindigkeit von über 417 km/h erzielen.
Fisker präsentierte mit dem Karma eine sportliche Luxuslimousine mit Öko-Chic, dessen Hybrid-System dynamischen Vortrieb ermöglicht, aber auch das agile Handling eines Sportlers sowie den Komfort einer Limousine bietet. Der Elektromotor lässt sich mit einem kleinen Benzin- oder Diesel-Aggegrat kombinieren und per Steckdose zu Hause oder über die Solarzellen auf dem Dach aufladen. Fisker rechnet mit einer Reichweite von ca. 80 Kilometern bei reinem Elektrobetrieb; in Kombination mit dem Diesel-Motor können sogar 1.000 Kilometer möglich sein. Optisch besticht die neue Limousine durch elegant-muskulöse Linien, eine lange Motorhaube sowie einen ausdrucksvollen Kühlergrill.
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Die jedes Jahr gezeigten Konzeptstudien rundeten die Vielfalt in Genf gelungen ab und gaben einen Ausblick in die Zukunft: Die britische Traditionsschmiede stellte mit dem LifeCar sogar einen abgasfreien Sportwagen vor. Als Antrieb kommt eine Brennstoffzelle zum Einsatz, die aus Wasserstoff und Luftsauerstoff die benötigte Energie produziert, um die vier an den Rädern platzierten Elektromotoren zu versorgen.
Wie ein ökologischer Sportwagen mit Allradantrieb aussehen kann, enthüllte Italdesign Giugiaro mit seiner neuen Konzeptstudie „Quaranta“. Dieser Sportwagen weist vielfältige Innovationen auf; vom Stil seiner Karosserie über die Antriebstechnologie, die einen mit Solarenergie gespeisten Hybridmotor vorsieht. Trotz der Performance (0 - 100 km/h in 4,05 Sekunden und bei 250 km/h elektronisch abgeregelt) verbraucht der italienische Sportler nur 7,1 Liter auf 100 Kilometern.
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Heißblütige Sportwagen mit atemberaubenden Design
Zu Genf gehören selbstverständlich auch die rassigen Sportwagen, die sowohl durch ihr Design als auch die mächtigen Aggregate den Messe-Besucher in den Bann zogen, wie z. B. der auf 500 Exemplare limitierte Alfa Romeo 8C Spider. Die offene Version soll mit seinem dynamischen Erscheinungsbild die Faszination der Marke Alfa Romeo in die Zukunft tragen. Im Alfa 8C Competizione, durch das feste Dach noch gedämpft, vermag der 4,7 Liter große V8 im Spider all seine akustischen Reize zu entfalten. Parallel sorgen 450 PS und 470 Nm Drehmoment dafür, dass der Sportwagen auch in Sachen Performance kompromisslos seine Reize ausspielt.
Mit dem neuen Lamborghini Gallardo LP 560-4 legt der italienische Sportwagen-Hersteller seine Messlatte erneut höher. Mit einem neuen, 560 PS starken Motor und gesteigerter Dynamik soll der LP 560-4 überzeugen. Zugleich definierte Lamborghini mit dem modifizierten Design den Begriff kraftvoller Eleganz auch optisch. Die 4 in der Modellbezeichnung weist auf den Allradantrieb hin: vier angetriebene Räder erzielen mehr Grip als zwei, und sie erlauben es, am Kurvenausgang früher wieder Gas zu geben.
Das kraftvolle Herz des Gallardo LP 560-4 stellt ein 5,2 Liter V10-Motor mit einer Leistung von 560 PS bei 8.000 U/min dar. Als maximales Drehmoment liefert der Motor 540 Nm bei 6.500 U/min. Der LP 560-4 beschleunigt in nur 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, nach 11,8 Sekunden liegt Tempo 200 an und die Höchstgeschwindigkeit erreicht das Geschoss erst bei 325 km/h. Das ist fast so viel Leistung und Vmax wie der Murciélago noch im Jahre 2005 mit einem V12-Triebwerk mobilisierte: 580 PS und 330 km/h Top-Speed.
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Der neue Bugatti Veyron Fbg par Hermès vereint derweil die Leistungsstärke eines Supersportwagens mit dem Know-how von Hermès, der luxuriösen Sattlerei aus Frankreich. Eine motorseitige Veredelung des 1001 PS starken Bugatti Veyron 16.4 ist wahrlich nicht notwendig. Dafür nahmen die Hermès-Kunsthandwerker den hochexklusiven Franzosen mit den Stilmitteln des großen Pariser Hauses unter ihre Fittiche, um die Persönlichkeit dieses Juwels des Automobilbaus noch kraftvoller zur Geltung zu bringen. „Fbg“ steht dabei für „Faubourg“, dem Stammsitz von Hermès.
Aston Martin präsentierte mit dem V12 Vantage RS ein fesselndes Concept Car, das die Briten auf einem Kundenevent im Dezember 2007 ohne jegliche Ankündigung enthüllten und nächstes Jahr in Serie gehen soll. Der Zweisitzer besticht durch sein aggressives Design mit flüssigen, aber zugleich harten Linien. In Genf ließ sich die 600 PS starke Studie auf Basis des V8 Vantage Coupés, in das die Macher jedoch den 6,0 Liter großen V12-Motor aus dem Rennwagen DBR9 verpflanzten, in voller Pracht bewundern.
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Ausgewählte Tuner zeigen Sportwagen in höchster Veredelung
Neben der Vielzahl der Sportwagen geben ausgewählte Tuner ihr Stelldichein in Genf. Wer kennt nicht die Fiat Abarth der 1950er- und 1960er-Jahre, die sich als Kleinwagen unter dem Label des Skorpions durch Leichtgewicht und Performance auszeichneten. Kein Wunder, dass die Wettbewerbsfahrzeuge von Abarth nicht weniger als zehn Weltmeisterschaften und mehr als 10.000 (!) Siege einheimsten und auf der Straße durch ihre Performance überzeugten. Walter Röhrl holte übrigens seine erste Rallye-Weltmeisterschaft mit einem Fiat 131 Abarth. 1971 übernahm Fiat die Tuning-Schmiede Abarth. Abarth zeigte in diesem Jahr eine Performance-Version des sonst knuffigen Fiat 500, um das legendäre Erbe mit entsprechender Power und der passenden Optik fortzuführen.
Der deutsche Veredeler nahm sich mit dem Ferrari 599 GTB Fiorano, dem Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster und dem Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé gleich drei Edel-Karossen vor, die fortan auf der Straße mit noch mehr Kraft, einem geschärften Äußeren und veredeltem Interieur die Straßen erobern sollen. Den nun 720 PS starken und 340 km/h schnellen Ferrari 599 GTB mit seinem formschönen Optik-Paket kann man nun ohne Zweifel als wilden Hengst bezeichnen.
Brabus ging andere Wege und schuf dem Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster seinen „Tender (Beiboot) für die Stadt“, den Stadtsportwagen Brabus Ultimate 112 auf Basis des Smarts. Beide Automobile, jedes auf seine Weise besonders sportlich ausgeführt, gibt es in absolut identischer Ausstattung und Farbe. Brabus bietet die zwei exklusiven Flitzer in schneeweißer Sonderlackierung für einen Paketpreis von 699.000 Euro an. Die Yacht, der Brabus Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster mit jetzt 650 PS, katapultiert sich in nur 3,6 Sekunden auf Tempo 100 und ist 337 km/h schnell.
Fotogalerien: Visueller Rundgang über die Messe
Es gab zahlreiche sehenswerte Automobile, die sich nicht allesamt in diesem Special vorstellen lassen. Bei den schnittigen Studien wären unter anderem auch der Land Rover LRX und das Renault Mégane Coupé Concept zu erwähnen. Aus Japan direkt eingeflogen wurde der k.o 7 von Ken Okuyama, ein puristischer Roadster ohne Dach als Mischung von Ariel Atom und Super Seven.


















Turbine
15.03.2008
Hat riesen Spass gemacht zu lesen, schade nur, dass ich heuer nicht dabei sein konnte!
Schleusenschwimmer
17.03.2008
Habe den Artikel gestern, am Sonntag Nachmittag, schon gelesen und hatte viel Freude dabei. Ich war vor einigen Jahren während der Aussteller-/Pressetage auch einmal auf dem Auto Salon in Genf und ich habe das in bester Erinnerung. Die Fahrzeugvielfalt und Exklusivität der Aussteller ist dort besonders hoch, auch die Dichte an hübschen Messegirls ist in Geneva nicht zu verachten!
fsm
19.03.2008
Schöner Artikel! Ich war allerdings vom Autosalon dieses Jahr etwas enttäuscht, es gab meiner Meinung nach zu wenig Neuigkeiten oder wirklich überraschende Neuerungen. Auch diese ganze schwachsinnige Klimadiskussion mit einzubinden fand ich nicht so ganz treffend, aber naja :bäh:
speedheads
19.03.2008
Danke für das Feedback!
Im Vergleich zum letzten Jahr gab es in meinen Augen viele Neuigkeiten, wenn man beispielsweise die zahlreichen Facelifts betrachtet. Da die Medien, auch Speed Heads, bereits im Vorfeld einer Messe zahlreiche Modelle vorstellten, fehlt der Überraschungsmoment, wenn man auf der Messe ist. Komplett neue Modelle gab es eher weniger.