Rückblick: Frankfurter IAA übertrifft in der Krise alle Erwartungen

, 03.10.2010

Die Frankfurter IAA schloss kürzlich ihre Tore, doch die Impressionen der zahlreichen beeindruckenden Autoneuheiten und die sexy Carbabes bleiben, die es selbstverständlich allesamt in Fotogalerien bei Speed Heads gibt. Vom 17. bis 27. September 2009 begeisterte die Automobilmesse, die sich in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld als echter Publikumsmagnet mit beeindruckenden Neuheiten erwies. Es war nicht nur die Messe der Elektroautos, sondern auch die der mit Leidenschaft gefeierten Weltpremieren vom Ferrari 458 Italia, Mercedes-Benz SLS AMG, Lamborghini Reventón Roadster, Bentley Mulsanne, Audi R8 Spyder usw.

Krisenbedingt fiel die IAA 2009 durch Ausstellermangel spürbar kleiner aus. Namhafte Größen, wie zum Beispiel Nissan, Mitsubishi und viele Tuner fehlten. Andererseits sagten etliche Premium-Hersteller die Tokio Motor Show im Oktober 2009 ab und zündeten ein Weltpremieren-Feuerwerk in Frankfurt, genau 100 an der Zahl, wodurch die IAA zum Erlebnis für die Besucher wurde.

Rund 850.000 Interssierte besuchten die 63. Internationale Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt - erwartet wurden nur 750.000. Gegenüber der Rekord-IAA 2007 mit knapp 1 Million Besuchern ist der Rückgang gerade einmal halb so hoch wie erwartet. Es macht demnach wenig Sinn, sich an der IAA 2007 zu orientieren, die in einer Zeit der Hochkonjunktur stattfand. Das Minus lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass die Aussteller aus Kostengründen mit ihren Kundeneinladungen zur IAA extrem zurückhaltend waren. Beim breiten Publikum, das seine IAA-Karte an der Kasse kaufte, registrierten die Veranstalter lediglich einen Rückgang von fünf Prozent.

Die Palette der Ausstellungsstücke reichte von elektrischen Stadtflitzern und Volkswagens 1-Liter-Auto mit einem CO2-Austoß von gerade einmal 36 g/km, das 2013 schon auf den Markt kommen könnte und 160 km/h schnell ist, bis hin zu ebenso begeisternden Supersportwagen, die den Betrachter durch kraftvolles Design und Power in ihren Bann zogen. Der neue, über 370 km/h schnelle Brabus E V12 auf Basis der aktuellen Mercedes-Benz E-Klasse zeigte mit atemberaubenden 800 PS wiederum das Machbare beim Tuning.

Den Umweltfreunden soll gesagt sein: In wenigen Jahren wird es dynamische Oberklasse-Modelle geben, die so wenig Sprit verbrauchen wie heute ein sparsamer Kleinwagen. Da die CO2-freundlichen Modelle immer häufiger auf die Masse ausgerichtet sind, gibt es auch wieder - ohne hitzige Diskussionen - mehr Platz für die automobile Vielfalt in Form der wenigen Supersportwagen und hochgetunten Automobile.

Sportliche Neuheiten zeigen Power und Emotionen

Es gab für die Freunde sportlicher und exklusiver Automobile zahlreiche Neuheiten, die sich in den Fotogalerien hochauflösend bewundern lassen. Nur ein kleiner Umriss der sportlichen Enthüllungen, welche die Herzen stärker schlagen ließen: Mit dem neuen Ferrari 458 Italia steht bei der italienischen Sportwagen-Marke mit dem Nachfolger des Ferrari F430 die nächste Sportwagen-Generation an, die sich durch ein futuristisches Design und kompromisslose Power absetzt. Satte 570 PS ermöglichen den Spurt von 0 auf 100 km/h in nur 3,4 Sekunden und eine Top-Speed von über 325 km/h.

Mit dem neuen Mercedes-Benz SLS AMG kommt die Neuinterpretation des legendären Flügeltürers im Frühjahr 2010 auf den Markt. Der Supersportwagen begeistert mit puristischem Design, konsequentem Leichtbau und überlegener Fahrdynamik. Der 6,3 Liter große und 571 PS starke V8-Motor beschleunigt den SLS AMG von 0 auf 100 km/h in nur 3,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt elektronisch begrenzte 317 km/h.

Der neue Wiesmann Roadster MF5 begeistert ebenfalls mit Kraft und Formensprache: Eine Spitzengeschwindigkeit von 311 km/h, eine Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 in 3,9 Sekunden und das extrem niedrige Leistungsgewicht von 2,75 kg/PS laden zur offenen Kurvenhatz ein. Ohne Dach präsentiert sich ebenfalls der 525 PS starke Audi R8 Spyder: Ein intensives Fahrerlebnis ermöglichen das herausragende Handling und die Power, mit welcher der R8 Spyder in 4,1 Sekunden aus dem Stand Tempo 100 km/h erreicht. Der Vortrieb endet bei 313 km/h.

Der Lamborghini Reventón Roadster zog als kompromisslose Fahrmaschine im Kampfjet-Design die Autoenthusiasten in seinen Bann. Schon als Coupé aggressiv und leistungsstark, lädt der Supersportwagen zum brachialen Offenfahren ein. Der 6,5 Liter große Zwölfzylinder leistet 670 PS, die den Roadster in nur 3,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100 katapultieren und weiter bis 330 km/h Spitze.

Mit dem Mini Roadster Concept zeigt die britische Marke ein puristisches Fahrzeugkonzept, bei dem sich ein elegantes Design und sportliche Fahreigenschaften zur Vision eines offenen Zweisitzers vereinen - der Mini ist damit dem Gokart-Feeling so nah wie nie. Auf der anderen Seite der kleine Fiat 500, den viele in ihr Herz schlossen. Doch durch die Zusammenarbeit von Ferrari und Abarth entstand mit dem Abarth 695 Tributo Ferrari ein echter Straßen-Renner, der auch technische Änderungen genießt. In unter 7 Sekunden spurtet der Abarth 695 nun auf Tempo 100 und erreicht 225 km/h Top-Speed.

Mit dem Mazda MX-5 Superlight präsentieren die Japaner eine besonders leichtgewichtige, puristische Studie des Roadsters ohne Windschutzscheibe. Das radikal ausgelegte Fahrzeug bietet puren Roadster-Fahrspaß, bei dem sicherlich das ein oder andere Insekt direkt im Gesicht landet. Mazda zieht sogar eine Kleinserie in Erwägung.

Es ist ein luxuriöses Fahrererlebnis mit einer mühelosen Leistungsentfaltung, das der neue Bentley Mulsanne bietet. Die Designer schufen mit dem Mulsanne ein Flaggschiff, das die seit langem mit einem Bentley assoziierten klassisch sportlichen Design-Elemente aufnimmt und sie auf eine moderne Art interpretiert. Für den Vortrieb sorgt ein V8-Triebwerk mit 6,75 Litern Hubraum, das 512 PS und ein maximales Drehmoment von atemberaubenden 1.020 Nm generiert.

Ebenso luxuriös der Rolls-Royce Ghost als neues Einstiegsmodell der britischen Edel-Marke, der die Gene der Tradition voller Dynamik interpretiert. Inspirationen holten sich die Designer aus dem modernen Möbeldesign, der Architektur und beim Yachtbau, aber auch dem britischen Geist der 1930er Jahre. Derweil ermöglicht ein 6,6 Liter großer V12-Motor mit 570 PS und einem maximalen Drehmoment von atemberaubenden 780 Nm bei 1.500 U/min für einen mehr als starken Antrieb.

Umbruch: Die Elektrifizierung von Stadt-Flitzern und Sportwagen

Diese IAA findet in einer Zeit des Umbruchs statt: Die über 100 Jahre lange Erfolgsgeschichte des Verbrennungsmotors wird zwar noch auf absehbare Zeit die individuelle Mobilität dominieren, doch auf der IAA schritt unübersehbar die Elektrifizierung des Automobils immer weiter voran. War vor zwei Jahren noch der Hybrid das „Zauberwort“, avancierte dieser mittlerweile zum gängigen Produkt.

Der reine Elektro-Motor wird seinen Durchbruch feiern und etliche Hersteller zeigten ihre Konzepte, während Fisker und Tesla bereits erfolgreich ihre Elektro-Serienmodelle verkaufen. Kurz gesagt: Es gibt etliche Konzepte für Elektro-Autos, doch Serien-Modelle in der nahen Zukunft nur wenige. 2010 kommen als reine E-Autos voraussichtlich der Opel Ampera, der Nissan Leaf und der Mitsubishi i-MiEV hinzu, 2010/2011 der Renault Ion und 2012 der Smart Electric Drive.

Doch vorerst bleibt der Verbrennungsmotor die Nummer 1 aufgrund der bezahlbaren Technik. Ferner ist bei den Benzin- und Diesel-Aggregaten die Entwicklung noch lange nicht zu Ende, um den Verbrauch und damit die Emissionen weiter zu minimieren. Lediglich als Übergangslösung lässt sich die Hybrid-Technik betrachten, da diese aktuell noch mit hohen Kosten verbunden ist, aber ihre Blütezeit noch erleben wird.

Die Technik der reinen Elektro-Autos ist nicht teuer - im Gegensatz zu den Batterieblocks. Allerdings schließen die großen Automobilhersteller hier bereits eifrig Kooperationen mit entsprechenden Unternehmen, um dieses Manko zu beseitigen und gleichzeitig die Kapazitäten für eine hohe Reichweite zu realisieren. Schnell genug sind die heutigen reinen Elektroautos schon und auch ideal für den urbanen Einsatz - aber lange Reisen hemmen die Reichweite und die noch fehlende Infrastruktur mit Strom-Tankstellen oder – je nach Konzept - Batterie-Stationen zum Austausch der Energiespeicher. Hier gibt bislang nur ein Hybrid-Modell Abhilfe.

Tolle Konzepte für die (nahe) Zukunft und eine saubere Umwelt

Doch neue Konzepte auf der IAA 2009 geben einen interessanten Ausblick auf die elektrifizierte Zukunft. Mit dem Audi e-tron präsentieren die Ingolstädter ihre Version eines Sportwagens mit reinem Elektroantrieb: Für beste Fahrdynamik sorgen 313 Elektro-PS und der quattro-Allradantrieb. In nur 4,8 Sekunden geht es von 0 auf Tempo 100. Die Reichweite beträgt allerdings nur 248 Kilometer.

Zur Senkung von Emissions- und Verbrauchswerten im Sportwagen-Bereich, wurde der BMW Vision EfficientDynamcis entwickelt. Der als Plug-in-Fahrzeug mit Voll-Hybrid-Technologie konzipierte 2+2-Sitzer verbraucht 3,76 Liter auf 100 Kilometern. Drei Motoren sorgen dafür, dass der Sportwagen in nur 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. Die Höchstgeschwindigkeit des Voll-Hybrid-Sportwagens begrenzte BMW elektronisch auf 250 km/h, obwohl dieser generell schneller wäre. Als Hybride kommt die BMW-Studie auf rund 700 Kilometer.

Wie ein rassiges Fahrzeug der Luxus-Marke Lexus für die Kompakt-Klasse aussehen könnte, zeigen die Japaner mit der Studie Lexus LF-Ch, die ferner über ein Voll-Hybrid-System verfügt. Die Serienversion dürfte bereits 2010 auf den Markt kommen. Technische Details gab Lexus leider noch nicht bekannt.

Gewagt und schick verbindet der Citroën Revolte Luxus mit Frechheit, Technik mit Glamour und alles zusammen mit lebhafter Dynamik. Optisch besticht der Kleine durch energische Linien, während der Antriebsstrang des Plug-in-Hybrid-Antriebes einen traditionellen Verbrennungsmotor mit kleinem Hubraum aufweist, den die Macher mit einem Elektromotor kombinierten, der beide Räder antreiben kann. Darüber hinaus besitzt der Revolte die Fähigkeit zur Fortbewegung mit reinem Elektroantrieb ohne direkte Fahrzeugemissionen und das direkte Aufladen der Antriebsbatterien. Auch hier gaben die Franzosen noch keine Daten heraus.

Volkswagen konkretisiert den Einsatz von reinen Elektroautos. Bereits im Jahre 2013 möchten die Wolfsburger mit Elektroautos die City bereichern. Doch solch ein Elektroauto muss für weite Kreise bezahlbar und kompromisslos alltagstauglich sein, um durchschlagend erfolgreich zu sein - wie damals der Käfer. Die realitätsnahe Studie VW E-Up! ist ein reines Elektro-Auto, das 135 km/h schnell ist und mit einer Batterieladung bis zu 130 Kilometer zurücklegen kann.

Im Gegensatz dazu meisterte Volkswagen den Durchbruch beim 1-Liter-Auto und präsentierte den zukünftigen VW L1, der 2013 auf den Markt kommen könnte. Der erste Ausblick auf die Serienversion zeigt ein Full-Hybrid-Fahrzeug, das dank seiner mit Carbon verstärkten Kunststoff-Karosserie nur 380 Kilogramm wiegt. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 1,38 Litern Diesel avanciert dieser alltagstaugliche und extrem aerodynamische (Cw 0,195!) Volkswagen zum echten Sparkünstler. Die CO2-Emissionen des 160 km/h schnellen L1 betragen analog 36 g/km. Platz für Gepäck oder große Einkäufe bleibt da allerdings nicht; denn der Gepäckraum fasst gerade einmal 50 Liter.

Revolutionieren soll der Peugeot BB1 als reine Elektroauto-Studie die urbane Mobilität. Auf nur 2,50 Metern Länge finden vier Erwachsene Platz. Für den urbanen Einsatz völlig ausreichend, erzielt der Peugeot BB1 eine Durchzugskraft von 0 auf 30 km/h in 2,8 Sekunden und eine hohe Elastizität: 30 km/h auf 60 km/h in 4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit der Studie geben die Franzosen mit 90 km/h an. Solarzellen auf dem Dach speisen darüber hinaus die Elektronik des Fahrzeugs.

Luxus und Performance: Die Geschäfte auf der IAA liefen

Trotz Wirtschaftskrise lebten einige Reiche ihre Freude am Automobil aus: Es wird gemunkelt, dass 16 handgefertigte exklusive Sportwagen aus einer namhaften deutschen Manufaktur auf der IAA gekauft wurden und für weitere 10 Fahrzeuge Vorbestellungen vorliegen. Ein anderer namhafter Power-Veredeler sprach von der „bislang besten IAA“, auf der er bereits jedes zweite Fahrzeug einer streng limitierten Modellreihe verkaufen konnte.

Ein Prinz aus Belgien kaufte in der Halle 11 vom Stand weg einen BMW 7er in der Lang-Version. Die Faszination ist bei allen Autoenthusiasten ungebrochen - sowohl bei potentiellen Luxuswagen-Käufern als auch bei den Besuchern der IAA, bei denen die Herzen durch die Vielzahl schöner Automobile stärker schlagen.

2 Kommentare > Kommentar schreiben

05.10.2009

Mal wieder eine sehr gelungene Zusammenfassung der IAA. Fast, als ob man selbst dabei gewesen wäre

20.10.2009

Alle Hersteller vermitteln das Bild, als stehe die saubere Elektro-Mobilität kurz vor der Serienreife. In Wahrheit dauert es noch rund fünf Jahre, bis deutsche Hersteller marktreife City-Stromer mit rund 150 Kilometer Reichweite liefern können. Wir haben uns besonders dieses Themas angenommen und sind gespannt auf eure Meinungen. [URL="http://www.unautodox.de/2009/09/22/teil-1-iaa-elektroautos-ueberall-doch-die-realitaet-sieht-anders-aus/"]IAA – Teil 1: Elektroautos überall[/URL] [URL="http://www.unautodox.de/2009/09/27/teil-2-iaa-die-brennstoffzelle-ist-tot-plug-in-wird-kommen-wer-bringt-den-ersten-vollhybrid-diesel/"]IAA – Teil 2: Die Brennstoffzelle ist tot! Plug-in wird kommen![/URL] Großes Lob an Speedheads für eine hervorragende Galerie!


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