Mercedes CLS 500 Test - Der Musterknabe im Designeroutfit

, 02.07.2010


Wer einen Mercedes-Benz sein Eigen nennt, der hat schon etwas Feines am Start. Dieser deutsche Automobilhersteller suchte nie den Weg ins Extreme, sondern hielt sich stets fest an der Tradition, dem Kunden klassische Eleganz in die Hände zu geben. Im Segment der oberen Mittelklasse lässt Daimler dem Kunden die Qual der Wahl. Dezenter Auftritt in der regulären E-Klasse oder erfrischend im Designer-Anzug als CLS.

Damit hat Mercedes nicht nur seinen Kunden etwas Gutes getan, sondern durch geschicktes Marketing gleich noch eine neue Autogattung ins Leben gerufen – das viertürige Coupé. Diese Idee war mehr als genial. Einem Coupé verzeiht man nämlich gewisse Fehler zugunsten des Designs, eine normale Limousine muss zuallererst praktisch sein. Mittlerweile hat fast jeder Autombilhersteller der was auf sich hält ein ähnliches Model in der Schublade. Aktuelle Nachahmer-Beispiele sind zum Beispiel der VW Passat CC, Porsche Panamera, Opel Insignia oder auch die SUV Variante BMW X6.

Das Design: Benz für moderne Ästheten

Der CLS kann bedenkenlos vor jedes High Class Hotel gestellt werden, ohne dass gleich Taxi geschrien wird. Er füllt genau die Lücke für diejenigen, denen die normale E-Klasse zu langweilig und die S-Klasse zu versnobt ist. Die Kunst des Designs vom CLS ist, dass er auffällt ohne aufzufallen. Ein Auto für die Ästheten unter den modernen Benz-Fahrern.

Das herabgesetzte Dach und die kleineren Fensterflächen zeichnen eine dynamischere Dachlinie bis hin zum Kofferraum. Dazu trägt auch die hohe Schulterlinie bei. Der CLS streckt sich. Die 18 Zoll Felgen machen optisch einen größeren Eindruck und passen sich sehr gut dem Gesamtbild an. Die Front wirkt sportlich geduckt, das Heck gibt sich bullig und ist mit 2 Endrohren links und rechts in Trapezform bestückt.

Der Innenraum: Reisekomfort vom Feinsten

Der Innenraum bietet gehobenes Ambiente durch die hochwertige Verarbeitung mit den besten Materialien. Die High-End-Surround-Anlage lässt die Passagiere mit den Ohren schlackern. Bei einem Aufpreis von 4.700 Euro wäre es wohl auch schlimm wenn dem nicht so wäre.

Mittels Media Interface lassen sich alle möglichen Arten von MP3-Abspielgeräten andocken. Auch das Iphone wird komplett unterstützt – sowohl im Audio- als auch im Bluetooth-Telefon-Modus. Auch alle anderen Bedienelemente im Cockpit des CLS sind logisch durchdacht und glänzen mit einer sehr guten Haptik.

Optionales Highlight: Aktiv-Multikontur-Sitze

Ein richtiges Highlight sind die optionalen Aktiv-Multikontur-Sitze. Nicht nur dass sie sich bequem in allen möglichen Variationen einstellen lassen, sie denken beim Fahren sogar mit. Geht der Wagen in die Kurve pumpt sich die jeweils stärker belastete Seite automatisch auf, um einen besseren Seitenhalt zu gewährleisten.

Auf den ersten Blick mag sich das seltsam anhören. Wer sich aber erst einmal an die Fahrdynamikunterstützung gewöhnt hat, kommt sich vor als ob ein großer Bruder ständig seine schützende Hand um einen legt. Aufgrund der im Fond abfallenden Dachlinie wurde hier ein wenig Kopffreiheit für die Großen unter uns eingebüßt. Ein Tribut an das Außendesign.

Auch sonst ist das Sicherheitsgefühl im CLS überragend. Ob nun Abstandsradar, Kurvenlicht oder Abstandsregeltempomat, an technischen Sicherheitsgimmicks mangelt es der Limousine nicht. Nicht unerwähnt bleiben sollte hierbei, dass diese technischen Sicherheitssysteme nur gegen Aufpreis erhältlich sind. Dass allerdings auch die Sidebags im Fond nur optional erhältlich sind bedarf einer kleinen Rüge. In einem Mercedes sollte so etwas Serie sein.

Der Vortrieb: Gezähmte V8 Power

Unter der Motorhaube lauert der Wolf im Schafspelz. Ein großer V8 mit 285 kW (388 PS) lässt den CLS in 5,4 Sekunden nach vorne schnellen. 530 Nm Drehmoment werden auf den Asphalt gepresst. Der hubraumstarke Achtzylinder meldet sich dabei akustisch eher dezent zu Wort. Einzig wenn man das Aggregat ein wenig fordert kommt ein dumpfes Grummeln zum Vorschein.

Das Automatikgetriebe 7G-TRONIC schaltet fix und nahezu ohne spürbare Verzögerung. Schnelles Herunterschalten bei Überholvorgängen erledigt der CLS500 genauso souverän wie den alltäglichen Stadtverkehr. Zusätzlich kann per Hand am Automatikhebel oder mit dem optional orderbaren Lenkrad Schaltpedals geschaltet werden. Desweiteren verkürzt sich die Beschleunigunszeit im manuellen Schaltprogramm um 0,2 Sekunden auf 5,2 Sekunden von 0 auf 100.

Das höhenverstellbare Fahrwerk lässt sich Dank der niveauregulierenden Luftfederung (Airmatic DC) auf die jeweiligen Vorlieben des Fahrers einstellen.. So lässt es sich komfortabel voranschreiten aber auch sportlich straff. Allerdings merkt man hier dem CLS den Focus auf Komfort an, denn selbst im Sportmodus gleitet der CLS eher als dass er sportlich straff voranschreitet. Längere Touren bereiten keinerlei Probleme, man fährt im CLS wie in einer Sänfte. Die Lenkung reagiert präzise auf Lenkbewegungen und ist leichtgängig zu bedienen.

Auch unter schlechten Witterungsbedingungen lässt sich die heckgetriebene Limousine nicht aus der Ruhe bringen. Die Elektronik greift auch bei sportlichem Voranschreiten erstaunlich wenig ein, gibt nur bei allzu forschen Fahrmanövern Laut. Sie kommt eher unterstützend denn als fordernd daher. Die Bremsen reagieren sehr fix und packen wenn es sein muss auch äußerst bissig zu.

Der Verbrauch des CLS 500 erstaunte dann doch sehr. Trotz vieler schneller Autopassagen und hurtigen Landstraßenfahrten kam der CLS selten über 12-13 Liter Durchschnittsverbrauch. Vom Werk angegeben wird der Verbrauch mit 11,6-11,8 Litern. Bei einem so gewichtigen Pfundskerl mit knapp 400 PS aus einem dickem V8 durchaus lobenswert. Zu guter Letzt lässt sich Dank des Kofferraumladevolumens von 495 Litern auch ein gemütlicher Reisetrip zu viert prima bewerkstelligen.

Fazit: Operation gelungen

Der CLS ist eine elegante Alternative zur eher bieder anmutenden E-Klasse. In ihm pochen die treuen und alltagstauglichen Attribute der E-Klasse gepaart mit einem noblen Außenambiente. Er bewährte sich als souveräner Reisewagen mit sportlichem Touch. Der Platz im Fond ist nicht ganz so optimal, aber wer darauf Wert legt, hat ja immer noch die Chance die reguläre E-Klasse zu ordern.

Nachdem dieses Jahr schon die neue E-Klasse präsentiert wurde, wird sich Mercedes wohl auch nicht mehr allzu viel Zeit lassen, den CLS mit einem frischen Design aufblühen zu lassen. Mehr Power als im CLS 500 braucht im Grunde genommen keiner. Wer dann doch das gewisse mehr zum Voranschreiten braucht greift zum CLS 63 AMG mit fröhlichen 514 PS- mit extra V8 Sound.

Technische Daten Mercedes CLS 500

Antriebsart: Heck | Hubraum: 5.461 cm³ | Leistung: 285 kW (388 PS) bei 6.000 U/min | Drehmoment: 530 Nm bei 2.800- 4.800 U/min | Vmax: 250 km/H (abgeriegelt) | Co2 Emission g/km: 331 (EU4) | Beschleunigung 0-100 km/H: 5,4 s | Durschnittsverbrauch: 11,6- 11,8 l/100 km | Co2-Emissionen (g/km): 275-280 g/km | Gewicht: 1.835 kg | Preis: ab 75.517,00 EUR inkl. MwSt.

7 Kommentare > Kommentar schreiben

02.07.2009

Wie immer schön geschrieben. Dir ist bei den technischen ANgaben ein zahlendreher passiert ;) Der Panamera und der Insignia sind Limosinen und keine 4 türigen Coupes ;)

02.07.2009

Also in meinen Augen sind sowohl der Insignia als auch der Panamera eher Coupe als Limousine. Das herauszufinden geht schnell. Einmal hinten reinsetzen und aus dem Fenster schauen. Siehste nen Balken vorm Kopf isses nen Coupe, kannst du einwandfrei durchschauen ist es ne Limo. Das gilt aber nicht wenn du 170 groß bist oder dergleichen. ;-)

02.07.2009

Mario, ich kratze von der größe her an der 2m Marke ;) Wir haben beide unsere Meinungen und Auffassungen;)

03.07.2009

Nachdem ich den CLS 500 auch schon ausgiebig testen durfte, kann ich deinen Testbericht nur unterschreiben. Ganz besonders hat mir der schöne und toll verarbeitete Innenraum gefallen. Leidiglich einige kleine Anmerkungen möchte ich machen: - Sidebags im Fond sollten imho nicht serienmäßig sein. Der CLS wird in aller Regel zu 99% ohne Fondpassagiere bewegt. - Der Sound wird bei warmem / heißem Motor doch sehr grummelig. Speziell bei rund 2000rpm würde ich das als Nicht-Autofreak störend finden (ich fand's super ;) ).

13.07.2009

[QUOTE=Landy;66109]Nachdem ich den CLS 500 auch schon ausgiebig testen durfte, kann ich deinen Testbericht nur unterschreiben. Ganz besonders hat mir der schöne und toll verarbeitete Innenraum gefallen. Leidiglich einige kleine Anmerkungen möchte ich machen: - Sidebags im Fond sollten imho nicht serienmäßig sein. Der CLS wird in aller Regel zu 99% ohne Fondpassagiere bewegt. - Der Sound wird bei warmem / heißem Motor doch sehr grummelig. Speziell bei rund 2000rpm würde ich das als Nicht-Autofreak störend finden (ich fand's super ;) ).[/QUOTE] Also ich fand den Motor überhaupt nicht grummelig sondern akkustisch angenehm. Ich bin so einer der entweder die absolute Laufruhe eines Lexus V8 oder den satten Sound eines C63 AMG bevorzugt, der CLS 500 ging eindeutig in Richtung Lexus. Bei den Sidebags bin ich auch nicht deiner Meinung. Ein Hersteller der mit zu den führenden Entwicklerin in Sachen Sicherheit gehört sollte gewisse Standards anbieten dazu gehören bei einem teuerem Automobil wie dem CLS meiner Meinung nach auch Sidebags im Fond. Auch denke / sehe ich nicht das der CLS ohne Fondpassagiere bewegt wird. Aber so gehen halt die Meinungen auseinander. Fakt ist wir finden den beide jut. ;-)

15.07.2009

Stimmt, im Fazit sind wir beide gleich. Deine Meinung akzeptiere ich, auch wenn ich nicht zustimmen kann ;)

15.07.2009

Der Zahlendrehener mit den 4,5 Sekunden ist immer noch im Text, Mario;) Hier in der Stadt fährt nen schwarzer CLS 500 rum mit teil-weiß lackierten Felgen. Vom Farbkontrast her richtig schick. Wenn man dann den Fahrer sieht, bekomm ich persönlich Zustände:hmpf:


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