Solidarität mit Vietoris: Kollegen verstehen Verbalaussetzer

, 06.07.2016

Fahrer und Offizielle haben Verständnis für den verbalen Ausraster von Christian Vietoris am Norisring - Timo Glock "hätte wahrscheinlich genau das Gleiche gesagt"

Christian Vietoris hat sich bereits dafür entschuldigt, dass er Mattias Ekström nach dem Samstagsrennen auf dem Norisring als "Arschloch" bezeichnete. 3.000 Euro Strafe musste der Mercedes-Pilot für seinen Aussetzer im Live-TV zahlen - und legte noch einmal den gleichen Betrag drauf, den er an die Aktion "Ein Herz für Kinder" spendete. Das Fahrerlager gibt sich derweil solidarisch mit Vietoris - und selbst Ekström kann nachvollziehen, dass sein Kontrahent nach dem Rennen unter Strom stand.

"Ich bin mir sicher, dass dieses Wort auf dem Fußballplatz viel öfter fällt als im Motorsport. Dafür gibt es auch keine Strafe", erklärt Ekström und ergänzt: "Ich finde, Emotionen gehörten zum Sport dazu." Er kann dem Verbalangriff sogar etwas Positives abgewinnen und erklärt: "Das ist ein Zeichen dafür, dass er auch ein Racer ist." Trotzdem kritisiert der Schwede Vietrois' Wortwahl auch ein bisschen.

"Auf der anderen Seite finde ich, dass wir Athleten in unserer Diskussion ein gewisses Niveau haben sollten", sagt der Audi-Pilot und erklärt: "Vor allem bei unseren jüngeren Zuschauern haben wir schon eine Vorbildfunktion. Da finde ich schon, dass man irgendwann eine Grenze ziehen muss. Ich würde ja zum Beispiel auch niemanden schlagen. Ein gewisses Niveau muss da sein."

"Aber ob 3.000 Euro die Lösung sind, da bin ich mir auch nicht so sicher", so Ekström mit einem Lachen. Timo Glock zeigt derweil vollstes Verständnis für den Mercedes-Piloten und erklärt: "Ich hätte wahrscheinlich genau das Gleiche gesagt. Ich weiß nicht, ob man dafür 3.000 Euro Strafe aussprechen muss... Natürlich dürfen wir das im Fernsehen wahrscheinlich nicht sagen, aber das sind doch Emotionen."

"Es ist doch klar, dass einer völlig im Limit ist, wenn er das Rennen anführt und herausgekegelt wird. Da sagt man Dinge, die nicht in Ordnung sind", erklärt Glock und Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz erinnert: "Christian ist normalerweise der Letzte, der durch irgendwelche überemotionalen Aktionen auffällt. Von daher kann ich seine Reaktion verstehen. Man muss es nicht gut finden, aber auf der anderen Seite sind die Jungs voll mit Adrenalin."

Das sieht auch BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt ganz ähnlich: "Ich kann den Herrn Vietoris in so einer Situation auch menschlich nachvollziehen. Wir sind alle Menschen, und wir sind emotional - gerade die Fahrer. Das erlebe ich nach den Rennen auch manchmal mit unseren Fahrern. Ich glaube, dass kann man nachvollziehen, dass du dann so einen Hals hast."

"Typen definieren sich auch darüber, dass sie eine Kante haben", erinnert Marquardt. TV-Experte Norbert Haug schreibt in seiner Kolumne auf 'DTM.com': "Welche Worte die Fahrer gebrauchen, sei der Frust noch so groß, ist eine Frage, die jeder Einzelne für sich entscheiden muss. 'Idiot' geht dabei gratis, wie wir gelernt haben, aber das Wort mit dem großen 'A' medienwirksam zu benutzen kostet."

"Die Reaktionen nach dem Samstags-Crash waren großteils authentisch, wenn auch seitens der ins Aus beförderten Mercedes-Fahrer verständlicherweise harsch", so der ehemalige Mercedes-Motorsportchef. Klar ist allerdings auch, dass Vietoris mit seinem Ausraster gegen das internationale Sportgesetz der FIA verstoßen hat. Die ausgesprochene Strafe ist damit rechtlich absolut vertretbar.

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