Arrivabene bremst: "Zwei Siege bleiben das Ziel von Ferrari"

, 20.02.2015

Warum Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene die Erwartungen bremst, wieso Kimi Räikkönen wie verwandelt wirkt und worauf er in seiner kurzen Amtszeit stolz ist

Die bisherigen Testergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen, aber wenn es eine Überraschung gibt, dann ist es die starke Form von Ferrari. Die Scuderia, die im Vorjahr nicht über zwei Podestplätze hinausgekommen ist, sorgte an bislang drei von fünf Testtagen für die Bestzeit. Auch zum Auftakt des zweiten Testblocks in Barcelona überzeugte Kimi Räikkönen als Zweiter.

Die positive Atmosphäre ist bei Ferrari bereits spürbar. Auch für den neuen Teamchef Maurizio Arrivabene. "Ich habe gesehen, dass Kimi gestern gelacht hat - und er hat gesprochen", scherzt der ehemalige Philip-Morris-Manager, dass sogar der Finne nun aus sich herausgeht. "Das ist doch eine große Story! Ich hab ihn angesehen und dachte mir: 'Das ist nicht Kimi'. Ich habe ihn gefragt: 'Kimi, alles in Ordnung?'."

Arrivbene erkennt Räikkönen kaum wieder

Der Finne fühlt sich wohl in seinem neuen F15-T - diesen Eindruck bestätigt auch der Teamchef. Im Vorjahr hatte Räikkönen große Probleme mit der Charakteristik seines Boliden, der an der Vorderachse für seinen Geschmack zu wenig Grip aufbaute. Ein Problem, das nun behoben scheint.

Räikkönen bedankt sich mit Enthusiasmus. "Ich sah Kimi am Boden liegen, um beim Auto etwas einzustellen", verweist Arrivabene auf eine weitere unerwartete Situation in der Box, als der Weltmeister 2007 mit seinen Mechanikern beim Boliden Hand anlegte. "Als ich ihn fragte, was er da macht, meinte er nur: 'Ich war mal Mechaniker'."

Der Teamchef freut sich über den frischen Wind, der spürbar ist: "So ist derzeit die Atmosphäre in unserem Team. Die Jungs um ihn herum waren ganz überrascht, als sie ihn sahen und er nicht mehr zu reden aufhörte. Er ist sehr motiviert, und er kommt mit Seb sehr, sehr gut zurecht, was toll ist. Ich bin sicher, dass er dieses Jahr seine Klasse zeigen kann."

Warum zwei Siege weiter das Ziel sind

Doch was meint er damit genau? Vor der Wintertests gab Arrivabene zwei Siege als Zielvorgabe aus. Mann man diese nun nicht nach oben nivellieren? "Ich bin doch nicht verrückt, jetzt die Vorgabe zu ändern", wundert er sich. "Die bleibt die gleiche: Zwei Siege wären in Ordnung. Drei wären perfekt. Wenn wir vier Mal gewinnen, dann laufe ich ohne Schuhe 100 km hinauf nach Maranello."

Dass eine zuversichtlichere Zielvorgabe auch Fahrer und Team zusätzlich motivieren würde, glaubt er nicht: "Die Fahrer versuchen natürlich sowieso, jedes Rennen zu gewinnen. Das ist ihr Job, und dafür werden sie bezahlt. Ich will, dass die Leute am Boden bleiben und realistisch sind. Mehr sehen wir während der Saison."

Arrivabene spricht Alonso frei

Auch die These, dass der Abschied Alonsos mit der Verbesserung der Atmosphäre zu tun haben könnte, will er nicht bestätigen: "Kimi sagte in Jerez und hier, dass wir nun wie ein Team agieren. Liegt das daran, dass Alonso für Politik sorgte? Nein. Fernando und ich, wir kennen einander sehr gut, und ich finde es nicht fair, jetzt mit dem Finger auf ihn zu zeigen. Es lag an der allgemeinen Situation. Wir waren unter ziemlichem Druck. Und wenn das der Fall ist, dann entstehen Gräben. Jeder versucht, sich selbst zu schützen, und das verursacht Chaos."

Nun ist es Arrivabenes Aufgabe, wieder für Ordnung zu sorgen. "Wir helfen den Leuten mit unseren Änderungen, dass sie sich und ihre Talente besser ausdrücken können. Wir haben sie irgendwie befreit. Das war die Hauptänderung."

Darüber hinaus sei es sein Ziel gewesen, "das Team ohne Politik, ohne Lagerbildung und ohne Leute, die nichts voranbringen, zusammenzustellen. Jetzt haben wir alle den gleichen Fokus, und darauf bin ich ziemlich stolz."

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