Dallara übt Kritik am neuen Formel-1-Reglement

, 14.02.2017

Mit Gian Paolo Dallara hat das Formel-1-Reglement für die Saison 2017 ein motorsportliches Schwergewicht als Kritiker gefunden - Mehr Abtrieb als Holzweg?

Die Formel 1 erfindet sich 2017 neu. Die Autos werden schneller denn je sein und sollen Rundenrekorde en masse brechen. Während die Fahrer wie wild im Kraftraum schuften, um sich auf die höheren G-Kräfte einzustellen, sind Experten geteilter Meinung, was die neue Formel 1 betrifft. Während die einen die spektakuläreren Boliden bejubeln, sorgen sich die anderen, dass Überholmanöver Mangelware werden können.

Zu Letzteren gesellt sich Gian Paolo Dallara, der das Konstrukteurs-Imperium Dallara Automobili aufgebaut hat. Dallara beliefert zahlreiche Formel-Nachwuchsklassen, ist seit über zehn Jahren Alleinausrüster der IndyCar-Serie und darüber hinaus im Sportwagensport engagiert. In der Formel 1 liefert der italienische Hersteller die Chassis für das Haas-Team. Der US-Rennstall muss nach der vielversprechenden Debütsaison nun wie alle anderen Teams auch wieder bei null anfangen, da sich das Reglement umfangreich ändert.

Nicht gerade zur Freude des heute 80-Jährigen: "Als Ingenieur verstehe ich nicht, warum man entschieden hat, die Rennwagen mit mehr Abtrieb auszustatten", sagt er im 'Profondo Rosso'-Blog des italienischen Journalisten Leo Turrini. "Das macht das Überholen doch fast unmöglich, weil niemand in der Lage sein wird, sich an die Fersen des Vordermanns zu heften. Erst beschweren wir uns, dass die Show in der Formel 1 nicht stimmt, nur um die Sache jetzt noch schlimmer zu machen." Er hält einen Universität-Abschluss in Luftfahrttechnik.

Dallara ist bei weitem nicht der erste Ingenieur, der die neuen Regeln kritisiert. Pat Symonds hatte bereits vor den negativen Folgen von mehr Abtrieb gewarnt, bevor die Regeln festgezurrt wurden. Zahlreiche weitere Ingenieure folgten mit derselben Warnung. Immer wieder wird auch das Argument aufgeführt, dass Geschwindigkeit nicht mit Action gleichgesetzt werden darf - die MotoGP sei etwa spektakulär, obwohl sie 20 Sekunden langsamer als die Formel 1 ist. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hingegen ist noch hin und her gerissen.

Zurück zu Dallara: Mit den ebenfalls oft kritisierten Hybridmotoren hat der Italiener weniger Probleme: "Die Formel 1 steht für technische Experimente und muss dabei auf höchstem Level operieren. Ein Hybrid in Kombination mit einem Turbomotor geht in diese Richtung und stellt die Hersteller vor eine Herausforderung."

Trotzdem darf für ihn nicht die Show zu kurz kommen. Gian Paolo Dallara verweist auf Amerika, wo er vor kurzem den Cadillac-Sieg bei den 24 Stunden von Daytona bejubeln durfte. Der Prototyp basiert auf einem Dallara-LMP2-Chassis. Er fordert insbesondere eine Abkehr der Formel 1 vom virtuellen Safety-Car, bei dem die Abstände gleich bleiben, zurück zur klassischen Gelbphase nach US-Vorbild. Er bekräftigt: "In Amerika wird viel dafür getan, die Chancen anzugleichen - in jederlei Hinsicht. Es ist beinahe ein Kulturschock. Die Formel 1 folgt da einer anderen Philosophie."

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