Ferrari: Räikkönen nach Fehlentscheidung frustriert

, 26.07.2014

Kimi Räikkönen hadert noch immer mit der Ferrari-Entscheidung, in Q1 auf sicher zu spielen - Der Finne fordert ein Umdenken, Fernando Alonso Punkte mit beiden Autos

Ferrari leistete sich im ersten Qualifying-Segment (Q1) auf dem Hungaroring einen folgenschweren Taktikfehler. Das Team entschied, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso in der Schlussphase von Q1 nicht mehr auf die Strecke zu schicken. Man wollte Reifen sparen und war überzeugt, dass die hingelegten Rundenzeiten reichen würden, um den Einzug ins Q2 zu schaffen.

Was im Falle von Alonso klappte, ging im Falle von Räikkönen nach hinten los. Ausgerechnet Marussia-Pilot Jules Bianchi, der Mitglied des Ferrari-Nachwuchsprogramms ist und Räikkönen kürzlich beim Silverstone-Test im Cockpit des F14 T vertrat, kickte den "Iceman" noch aus dem beim Team schon sicher geglaubten Q2.

"Der Plan sah vor, mehr Runden zu drehen, aber das Team hat gesagt, dass es reichen sollte. Ich habe mehrfach gefragt, ob sie sich 100 Prozent sicher sind. Das Resultat kann man sehen", ärgerte sich Räikkönen unmittelbar nach seinem frühen Ausscheiden aus der Zeitenjagd.

Kimi is not amused

Um die Laune des sonst so coolen Finnen ist es nach den Vorkommnissen am Samstagnachmittag nicht zum Besten bestellt. "Wir als Formel-1-Team, als Ferrari, sollten solche Fehler nicht machen. Wir sind ja nicht im ersten Jahr - keiner von uns. Es ist nicht gut für mich und auch nicht gut für das Team, aber Fehler wurden gemacht", so Räikkönen sichtlich sauer. "Ich bin mit dem Ausgang des Qualifyings sehr unzufrieden, denn an diesem Wochenende lief es gut und ich hatte ein gutes Gefühl im Auto", betont der Finne.

Während Räikkönen nach dem folgenschweren Fauxpas des Teams von Startplatz 17 in den Grand Prix von Ungarn gehen muss, steht Teamkollege Alonso auf Startplatz fünf. "Menschen machen Fehler", versucht der Finne die Wogen ein wenig zu glätten, fordert aber klar und deutlich: "Es ist offensichtlich, dass wir gewisse Dinge ändern müssen, um eine Verbesserung zu erzielen." Damit bläst Räikkönen ins gleiche Horn wie Teamkollege Alonso nach dem Qualifying zum Grand Prix von Großbritannien in Silverstone. Damals waren gleich beide Ferrari-Piloten aufgrund einer falschen Taktik des Teams am Einzug ins zweite Qualifying-Segment gescheitert.

Über die Entscheidung des Teams hinwegsetzen wollte sich Räikkönen am Samstag dann aber doch nicht: "Ich habe Vertrauen ins Team und ich glaube an die Leute. Ich habe die Anweisung hinterfragt, aber ich kann nicht entgegen der Anweisung handeln. Wir treten hier als Team auf und treffen Entscheidungen als Team. Das Ergebnis war heute das, was man sehen konnte. Ich sehe keinen Sinn darin, herumzupoltern. Auch ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht und werde auch in Zukunft welche machen."

Alonso mit Startplatz fünf zufrieden

Derweil ist Alonso mit seinem fünften Startplatz zufrieden, spricht von einem "fantastischen Ergebnis", vor allem, wenn er die Umstände in Betracht zieht: "Nach einem chaotischen Qualifying, wie wir es heute erlebt haben, denkt man immer, dass ein bisschen mehr drin gewesen wäre. Wenn man aber alles analysiert, dann ist Platz fünf ein gutes Ergebnis. Wir haben aus jeder sich uns bietenden Gelegenheit das Beste gemacht."

Genau wie Polesitter Nico Rosberg (Mercedes) und der von Startplatz drei losfahrende Williams-Pilot Valtteri Bottas, startet Alonso am Sonntag von der sauberen Seite der Startaufstellung. Sieht der Ferrari-Fahrer eine Chance, die beiden auf der schmutzigen Seite startenden Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel (2.) und Daniel Ricciardo (4.) schon vor der ersten Kurve zu kassieren?

"Auf der sauberen Seite der Strecke zu starten, ist sehr wichtig, denn so hat man die Chance, gleich beim Start Plätze gutzumachen. Der angekündigte Regen hat sicherlich Auswirkungen auf die Strategie. Bei trockener Strecke würde man von zwei oder drei Boxenstopps ausgehen, aber das könnte sich morgen komplett ändern", meint der Spanier mit Blick auf die Wettervorhersage für den Renntag.

Williams im Visier: Ferrari will attackieren

"Mercedes hatte natürlich bei den zurückliegenden Rennen ein paar technische Probleme, aber sie fahren in einer anderen Liga als wir. Unsere Ziele sind leider ein bisschen niedriger angesetzt", will sich Alonso im Hinblick auf das Rennen nicht auf mögliche Pannen im Lager der Silberpfeile verlassen. Stattdessen fordert der Ferrari-Pilot, dass man sich im italienischen Team ganz auf die eigene Situation konzentriert.

"Kimi und ich, wir müssen morgen beide WM-Punkte für das Team einfahren, denn wir wollen uns den dritten Rang in der Konstrukteurswertung, den wir am vergangenen Wochenende an Williams abtreten mussten, zurückholen. Ich habe morgen beim Start einen Williams vor und einen hinter mir. Ich muss versuchen, im Ziel vor beiden zu liegen", sagt Alonso und spricht auf das Qualifying-Schicksal von Räikkönen an: "Auch von soweit hinten sollte es mit einer guten Strategie möglich sein, in die Punkteränge zu fahren."

Ferrari-Chefingenieur Pat Fry bedauert, dass die Ausgangslage vor allem für Räikkönen durch die Fehlentscheidung des Teams schwieriger ist als sie unter normalen Umständen gewesen wäre. "Weil im ersten Abschnitt des Qualifyings sowohl Maldonado als auch Hamilton ausfielen, behielten wir unsere beiden Autos in der Box. Wir zählten auf die mit den Medium-Reifen gesetzten Rundenzeiten. Bei Fernando klappte das gut, doch leider blieb Kimi durch die am Schluss schneller werdende Strecke hängen."

"Morgen muss unsere Devise ganz klar Attacke heißen", stellt Fry klar. "Es ist auf dieser Strecke nicht einfach, an einem Gegner vorbeizukommen. Unser Renntempo ist aber gut und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um das Blatt zu wenden", verspricht der Ferrari-Chefingenieur.

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