FIA bestätigt: Lewis Hamilton bleibt Monza-Sieger

, 06.09.2015

Der Automobilweltverband ist nach Anhörung des Mercedes-Teams zum Schluss gekommen, keine Maßnahmen zu ergreifen: Lewis Hamilton behält seinen Sieg

Lewis Hamilton und Mercedes dürfen aufatmen. Im Zuge der Reifendruck-Affäre beim Grand Prix von Italien in Monza haben sie keine Konsequenz seitens des Automobil-Weltverbands (FIA) zu befürchten. Es gibt keine nachträgliche Zeitstrafe und auch keine Disqualifikation. Somit hat Hamilton seinen siebten Saisonsieg und den 40. seiner Karriere in trockenen Tüchern.

Gemäß einer ersten Mitteilung der FIA, die kurz vor Rennende verteilt wurde, war am Auto von Hamilton weniger als fünf Minuten vor dem Start am linken Hinterrad ein Reifenluftdruck gemessen worden, der 0,3 psi unter dem an diesem Wochenende gültigen Mindestmaß für den Start (19,5 psi) lag. Am Auto von Hamiltons Teamkollege Nico Rosberg lag der gemessene Wert gar 1,1 psi unter dem Limit. Weil Rosberg aber drei Runden vor Schluss mit Motorschaden ausfiel, musste Mercedes nur mit Hamilton zittern. Dieses Zittern hat nun ein Ende.

"Nach Anhörung des Technischen Delegierten, den Verantwortlichen des Teams und des Reifeningenieurs von Pirelli, sind die Kommissare zum Schluss gekommen, dass die Luftdrücke in den betreffenden Reifen, zum Zeitpunkt, als die Reifen ans Auto montiert wurden, dem von Pirelli empfohlenen Mindestmaß für den Start entsprachen", heißt es im offiziellen Statement der FIA.

Dabei gilt es laut FIA festzuhalten, dass die Heizdecken für die Reifen kurz vor dem Start "wie üblich von der Stromversorgung getrennt wurden und die Temperatur der Reifen zum Zeitpunkt der Messung durch die FIA deutlich unterhalb der maximal erlaubten Temperatur für die Heizdecken lag". Deshalb hätten sich die Temperaturen der Mercedes-Reifen von jenen der Reifen anderer Autos, die in der Startaufstellung ebenfalls geprüft wurden, "grundlegend unterschieden".

Abschließend kommt die FIA im Hinblick auf Mercedes zum Schluss: "Die Kommissare sind zufrieden, dass sich das Team unter der Aufsicht des Reifenherstellers an die gegenwärtig gültigen Vorgaben zum sicheren Einsatz der Reifen gehalten hat. Deshalb lautet die Entscheidung der Kommissare, keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen. Ungeachtet dessen legen die Kommissare dem Reifenhersteller und der FIA weitere Treffen ans Herz, um den Teams klare Vorgaben bezüglich der Messungen zu liefern."

Mercedes-Motorsportchef Toto Wollf äußerst sich nach Bekanntwerden der Entscheidung noch immer sichtlich angespannt, aber auch erleichtert: "Immer, wenn man zur Rennleitung bestellt wird, ist man nervös. Ich bin schon etwas erlöst. Die Reifendrücke waren so, wie sie sein mussten. Wir haben die Messgeräte gelöst und es gab eine weitere Überprüfung der Reifendrücke. Wir müssen uns darüber unterhalten, wie dieses Prozedere in Zukunft auszusehen hat, aber für diesen speziellen Vorfall wird keine Strafe ausgesprochen."

Erleichterung bei Mercedes, Unverständnis im GP2-Lager

"Wir waren mit den Drücken genau auf dem Minimalwert, der vorgeschrieben ist, wenn die Reifen auf das Auto kommen. Ich weiß nicht, woher die Diskrepanz kommt, aber es war kein Fehler des Teams", insistiert Wolff, der damit die Aussagen von Niki Lauda bestätigt, wonach Mercedes "in keinster Weise versucht hat, zu spielen". Hamilton, an dessen Auto hinten links ein 0,3 psi zu niedriger Reifendruck gemessen wurde, merkt gegenüber 'Sky Sports F1' an: "Es ist nicht so, dass es keinen Unterschied bedeutet, aber der Unterschied ist sehr, sehr klein, zumal es nur einer der beiden Hinterreifen war."

In Anspielung auf die Diskrepanz von 1,1 psi, wie sie am Auto seines Teamkollegen Rosberg gemessen wurde, hält der WM-Spitzenreiter fest: "1,1 spürt man im Auto auf jeden Fall. 1,0 unter dem Limit entspricht im Grunde dem, was wir beim vergangenen Rennen fuhren, als das alte Limit noch galt." Mitch Evans, der an diesem Wochenende aufgrund eines zu niedrigen Reifendrucks nachträglich aus der Wertung des GP2-Qualifyings genommen wurde, versteht die Welt nicht mehr.

Während Hamilton mit einem blauen Auge davongekommen ist, ist bei Teamkollege Rosberg nach seinem Ausfall drei Runden vor Schluss an dritter Stelle liegend Frust angesagt. "Sehr enttäuschend. Das war einfach großes Pech an diesem Wochenende. Eins nach dem anderen ist nach hinten losgegangen", spricht der Deutsche noch einmal auf seinen Motorwechsel vom Samstag an. Infolgedessen musste er das Qualifying und das Rennen mit einem Motor bestreiten, der nicht nur die neueste Ausbaustufe vermissen ließ, sondern zudem bereits sechs Rennen auf dem Buckel hatte.

"Ich habe schon das ganze Rennen mit stumpfen Waffen gekämpft und dann am Ende geht das Ding noch hoch", seufzt Rosberg. "Ich hatte gerade von den Ingenieuren freie Bahn bekommen, dass ich jetzt richtig attackieren kann. Also habe ich mich drauf gefreut, weil ich dachte, eine kleine Chance habe ich noch, den Sebastian zu kriegen. Doch dann ging der Motor hoch, wahrscheinlich, weil er einfach zu viele Kilometer drauf hatte"

Im der Weltmeisterschaft hat Hamilton nach seinem siebten Saisonsieg bei der gleichzeitigen Nullnummer für Rosberg nun 53 Punkte Vorsprung. Vom Ausfall des Teamkollegen habe er zunächst gar nichts mitbekommen. "Wow, das wusste ich nicht", so Hamiltons Reaktion, als er nach der Pressekonferenz auf den neuen - zu diesem Zeitpunkt noch vorläufigen - Punktestand angesprochen wurde.

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