Kein Dementi: Wollte Hamilton nach Barcelona hinschmeißen?

, 01.12.2016

Tief frustriert soll Lewis Hamilton nach dem Teamcrash in Spanien mit dem Ende seiner Karriere geliebäugelt haben - Musste Wehrlein deshalb spontan testen?

Lewis Hamilton könnte der Mercedes-Truppe Ende Mai mit Rücktritt gedroht haben, weil ihm der teaminterne Umgang mit dem Stallcrash beim Spanien-Grand-Prix nicht geschmeckt haben soll. Nachdem solche Gerüchte monatelang durch das Fahrerlager geschwirrt waren, macht sich der Ex-Weltmeister nach Saisonende nicht die Mühe, die Sache zu dementieren: "Das ist eine private Sache. Sie liegt in der Vergangenheit und hat keine Bedeutung", sagt Hamilton 'Sky Sports F1'.

Es wird darüber spekuliert, dass der Brite es nicht verknusen konnte, dass Mercedes die Schuld an dem Unfall nicht zu 100 Prozent bei Nico Rosberg sah. Ergo soll ein verstimmter Hamilton - nach einem Saisonauftakt mit vier Rennsiegen für den deutschen Erzrivalen, mit zahlreichen technischen Defekten zu seinen Ungunsten und mit 43 Zählern Rückstand in der WM-Gesamtwertung - die schweren Geschütze aufgefahren haben. Angeblich war sein Plan, die Brocken sofort hinzuwerfen, nicht mehr ins Auto zu steigen und am Saisonende seine Formel-1-Laufbahn komplett zu beenden.

Als Hamilton im Mai von "einem gewaltigen Tief" in seiner Laufbahn sprach, vermisste er offenbar den Rückhalt der auf absolute Neutralität eingeschworenen Teamführung um Sportchef Toto Wolff und Team-Aufsichtsrat Niki Lauda. Insbesondere die Rennlegende aus Österreich galt immer als ein Intimus des exzentrischen 31-Jährigen. Hamilton sprach damals in der Tat von einem intensivem Nachdenken: "Ich bin am nächsten Tag aufgewacht und Laufen gegangen. Das ist Routine bei mir. Wenn ich Laufen gehe, dann denke über viele ganz verschiedene Dinge nach", so Hamilton.

Schauspieler oder eigene Platte: Hamilton hat schon Pläne

Auch über einen Rücktritt? Möglicherweise. Tief frustriert und in dem Glauben, es sei "unmöglich", den Rückstand auf Rosberg aufzuholen und den WM-Titel zu verteidigen, könnte er mit dem Ende seiner Laufbahn geliebäugelt haben. Pläne für die Zeit nach der Formel 1 hätte Hamilton, der den roten Teppich und Rampenlicht so liebt, genug. Eine Karriere als Sänger, als Schauspieler und als Streckenarchitekt hat er selbst erwähnt. Ausgesorgt hat er nach zehn Jahren Königsklasse ohnehin.

Rosberg wagt es nicht, sich vorzustellen, dass Hamilton im Moment der Enttäuschung bereit war, einen radikalen Schritt zu unternehmen: "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wo er mit seinem Kopf ist", tappt der neue Champion im Dunkeln, betont aber den Formaufschwung seines Rivalen zum Jahresende - in einer Situation, in der er wegen einer neuerlichen Pannenserie wieder Frust schob: "Ich weiß nur, dass er in den letzten Rennen der Saison super motiviert war. Wir haben den besten Lewis aller Zeiten gesehen."

Bereitete Mercedes Wehrlein auf seinen Einsatz vor?

Auch nach Barcelona gab Lewis Hamilton die Antwort auf der Strecke. Er gewann sechs der sieben folgenden Grands Prix und eroberte bis zur Formel-1-Sommerpause die WM-Gesamtführung. Die einen sagen, er hätte ein mentales Tief überwunden und sich darauf besonnen, zu kämpfen. Andere wiederum behaupten, die Mercedes-Teamführung hätte durchgegriffen. Und dann gibt es da noch die Version, dass ein Gespräch mit Rosberg Hamilton zum Umdenken bewogen hätte.

Doch vor der sportlichen Rehabilitation gab es ein Intermezzo - bei den Tests im Nachgang des Spanien-Grand-Prix. Statt am darauffolgenden Mittwoch wie geplant mit dem damals unerfahrenen Esteban Ocon auf die Strecke zu gehen, aktivierte Mercedes in einer Nacht- und Nebelaktion Junior Pascal Wehrlein, der als Ersatzfahrer der etatmäßige Ersatz für Monaco gewesen wäre.

Auch wenn Mercedes davon sprach, die Rochade durchgeführt zu haben, um auf einen routinierten Piloten für das Testen neuer Teile zu vertrauen: Dass Wehrlein erst um acht Uhr am Vorabend den Anruf der Silberpfeile erhielt und Hamilton aufgrund der Regularien so nicht in Silverstone zum versprochenen Testeinsatz kam, lässt zumindest vermuten, dass es auch noch andere Gründe gab.

Die Spekulationen werfen auch die Frage auf, ob Hamilton nach der Pleite von Abu Dhabi - wieder unter kontroversen Umständen und wieder nicht zum Gefallen seiner Chefs - erneut hinschmeißen will. "Ich weiß, wie es mir ging, als ich 2014 und 2015 sehr harte Niederlagen gegen ihn einstecken musste", erklärt Rosberg und erinnert an den Titel, den er vor zwei Jahren im Finale verlor. "So eine sportliche Niederlage ist wirklich schwer zu verdauen", so der Deutsche, der prognostiziert: "Er wird einige Zeit daran knabbern müssen."

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Nico Rosberg setzt die Reihe deutscher Formel-1-Champions fort

Weltmeister Nico Rosberg: Wie viel Finne steckt in ihm?

Mit dem Titelgewinn in der Formel 1 2016 hat Nico Rosberg die starke Bilanz deutscher Piloten im Grand-Prix-Sport fortsetzen können. In den vergangenen 23 Jahren ging der Fahrertitel satte zwölfmal …

Lewis Hamilton wich den Blicken von Nico Rosberg zunächst weitestgehend aus

Lewis Hamilton handzahm: Besondere Gratulation via Twitter

Während Nico Rosberg nach seinem Formel-1-Titelgewinn 2016 derzeit von Party zu Party eilt, ist Lewis Hamilton erst einmal weitestgehend in der Versenkung verschwunden. Der Brite zeigte sich am Dienstag …

Kurswechsel bezüglich des Formel-1-Rennformats: Bernie Ecclestone

Neues Rennformat für die Formel 1: Fehlt der Mut?

Die Formel 1 soll mit schnelleren Autos ab der Saison 2017 mehr Spektakel bieten. Die Umsetzung des neuen Regelwerks gilt nur als erster Schritt zu einer attraktiveren Szene. Vor allem die neuen …

In Hockenheim wird 2017 wie befürchtet kein Formel-1-Rennen stattfinden

Formel-1-Termine 2017: Kein Grand Prix von Deutschland!

Die Formel-1-Weltmeisterschaft 2017 wird ohne einen Grand Prix von Deutschland stattfinden. Die offizielle Bekanntgabe durch den FIA-Motorsport-Weltrat in Wien, ausgerechnet am Tag des Weltmeister-Empfangs …

Niki Lauda wünscht sich von Vettel einen offeneren Umgang mit den Fans

Niki Lauda bemängelt bei Sebastian Vettel: Zu viel …

Dass Formel-1-Champions in Deutschland seit Michael Schumacher keine Lieblinge der Massen mehr sind, ist nicht neu. Keiner präsentiert seine Trophäen wie die Fußball-Nationalmannschaft vor …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo