Lewis Hamilton: Kämpferherz stellt Ohren auf Durchzug

, 11.05.2015

Der unbändige Siegeswillen des amtierenden Formel-1-Weltmeisters: Wie Lewis Hamilton im Grand Prix von Spanien das Unmögliche noch möglich machen wollte

In souveräner Manier hat Nico Rosberg im Formel-1-Grand-Prix von Spanien in Barcelona seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Deutsche konnte sich erstmals in diesem Jahr gegen seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton behaupten. Während Rosberg, der sich in den Rennen zuvor oftmals frühzeitig mit dem zweiten Rang hatte anfreunden müssen, im Rennen in Spanien mit phasenweise großem Vorsprung an der Spitze fuhr, wollte sich der amtierende Champion mit gar nichts abfinden.

Nach der Runde der letzten Boxenstopps wurde im Boxenfunk deutlich, welchen Willen der Formel-1-Weltmeister mitbringt. Trotz eines Rückstandes von über 20 Sekunden und der Ansage des Teams, er werde jederzeit von Rosberg mit schnellen Rundenzeiten ausgekontert, drückt der Brite auf die Tube. "Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren und nicht um als Zweiter in Ziel zu kommen. Daher ignoriere ich solche Ansagen eigentlich", erklärt Hamilton nach dem Rennen.

Der Brite hatte zuvor am Boxenfunk seine - zu jenem Zeitpunkt geringen - Chancen ausgelotet. "Gebt mir Nicos Tempo durch", so seine Anfrage an die Mercedes-Strategen am Kommandostand. Renningenieur Peter Bonnington sieht keine Möglichkeiten mehr, bittet seinen Schützling, den zweiten Platz sicher nach Hause zu fahren. "Ich will wissen, ob es unmöglich ist", fordert Hamilton noch einmal eine klare Ansage. Deutlicher kann es kaum sein: Wo ein Wille ist, gibt es auch eine Chance - so Hamiltons Motto.

Kampf bis wirklich gar nichts mehr geht...

"Ich habe wirklich gespusht und habe das Auto am Limit bewegt", meint der Champion. Innerhalb weniger Runden reduziert Hamilton den Rückstand auf seinen Teamkollegen um rund acht Sekunden. "Sieben Umläufe vor dem Ende lag ich 13 Sekunden zurück, war pro Runde aber nur sieben Zehntelsekunden schneller. Da musste ich clever sein und das Auto ins Ziel bringen", schildert der Mercedes-Star den Moment der Erkenntnis, dass es zum Sieg nicht mehr reichen kann.

"Am Ende betrachte ich es als Schadensbegrenzung", rückt Hamilton nach der Zieldurchfahrt die positiven Aspekte in den Vordergrund. Es hätte im Fernduell gegen Ferrari-Pilot Sebastian Vettel auch schlechter ausgehen können. "Ich habe es bis kurz vor Schluss mit aller Macht noch versucht, aber sechs Runden vor dem Ende wurde klar, dass es eben diesmal nicht reicht und ich den Kampf auf einen anderen Tag verschieben muss."

Das Kämpferherz des Briten schlägt sofort nach der Niederlage weiter hoch. Hamilton blickt schon auf das kommende Rennen: Monaco. Dort, in der Heimat des Teamkollegen Rosberg, könnte eine gelungene Revanche besonders viel Spaß bringen. "Ich bin heiß darauf, heißer als jemals zuvor wahrscheinlich. Im nächsten Rennen kann ich den Spieß wieder umdrehen", sagt er bei 'Sky Sports F1'. "Genau das habe ich vor."

Kein Schmoll: Neue Attacke in der Rosberg-Heimat

"Wir wissen, dass er schlechtere Ergebnisse schnell wegsteckt. Beide haben ein Auto, mit dem sie um die Weltmeisterschaft kämpfen können. Wenn du dann in Schmoll verfällst, dann ist das eher hinderlich für deine eigenen Kampf", schmunzelt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über den amtierenden Weltmeister und dessen Kampfansagen. "Der eine mehr muss in solchen Situationen mehr getröstet werden, der andere weniger", so der Österreicher.

"Ich denke, so sind Fahrer eben gestrickt. Wenn du Zweiter wirst und gegen deinen Teamkollegen verlierst, ist das nicht eben etwas, worüber du dich freust. Dass Emotionen dabei sind, ist doch gut. Das ist gut für den Sport. Es geht mal in die eine Richtung, mal in die andere. Wenn du Sportler bist, dann musst du so etwas aushalten", hat Wolff seinen Spaß am fortwährenden Duell seiner beiden Silberpfeil-Piloten. Keiner der beiden Mercedes-Fahrer hat Lust auf Platz zwei und eine teaminterne Niederlage.

Der Unterschied: Beide gehen unterschiedlich mit einer Pleite um. Rosberg akzeptiert es offenbar erheblich schneller, im teaminternen Fight mal den Kürzeren zu ziehen. Hamilton unterdessen präsentiert sich anders. Es zählen nur Siege. Ab sofort nur noch jener beim kommenden Rennen: "Ich habe dieses Rennen vor langer Zeit mal gewonnen (in der Saison 2008; Anm. d. Red). Nun bekomme ich meine dritte Chance mit diesem tollen Team und Auto in Monaco - und aller guten Dinge sind drei..."

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