Mark Webber: Formel 1 braucht ein schnelleres Safety-Car

, 12.07.2016

Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber bringt in die Diskussionen um Safety-Car-Phasen einen weiteren Aspekt ins Spiel - Die Formel 1 sollte ein schnelleres Auto verwenden

Der Start hinter dem Safety-Car beim Grand-Prix von Großbritannien wurde von mehreren Seiten kritisiert. Vor allem, dass das Sicherheitsauto fünf Runden lang auf der Strecke war und FIA-Rennleiter Charlie Whiting zu sehr auf Sicherheit setzte, stand in der Kritik. Als Bernd Mayländer an die Box abbog und das Rennen freigegeben wurde, folgten ihm schon die ersten Autos und wechselten von Regenreifen auf Intermediates.

In der Safety-Car-Phase wurden von mehreren Fahrern Funksprüche im Fernsehen ausgestrahlt, die forderten, dass die Streckenverhältnisse schon okay waren und das Rennen endlich freigegeben werden sollte. Vor allem Lewis Hamilton, der direkt hinter Mayländer fuhr, beschwerte sich über Funk, dass das Safety-Car schneller fahren sollte. Reifen und Bremsen kühlten aus. Hamilton wäre einmal beinahe in Copse mit dem Safety-Car kollidiert.

Er erklärt, wie schwierig es war, ein Formel-1-Auto bei so langsamer Fahrt funktionstüchtig zu halten: "Meine Bremsen hinten waren schon glasig und die Temperaturen waren abgesunken", so Hamilton, der seinem Renningenieur kurz zuvor verärgert per Funk gemeldet hatte, dass ihm das Tempo zu niedrig sei und der Mercedes mit gelben Lichtern einen Zahn zulegen sollte. "Ich habe versucht, sie aufzuwärmen, aber man kann sich nicht vorstellen, wie langsam das Safety-Car war."

Der Mercedes AMG GT S ist allerdings kein Auto von der Stange. Mit einer Höchstleistung von 375 kW (510 PS) und einem maximalen Drehmoment von 650 Newtonmetern sorgt der 4,0-Liter-V8-Biturbomotor für hochkarätige Fahrleistungen: Der GT S benötigt 3,8 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h. Mayländer gibt damit richtig Gas, doch im Vergleich zu einem Formel-1-Auto ist das Safety-Car natürlich sehr langsam.

Deswegen findet Ex-Rennfahrer Mark Webber, dass sich etwas ändern sollte: "Das andere Problem ist, dass das Safety-Car zu langsam ist. Wir brauchen ein schnelleres Safety-Car, oder bessere Reifen. Bernd Mayländer ist ein guter Fahrer, an ihm liegt's nicht. Aber das langsame Tempo schafft Hektik unter den Fahrern, weil sie dann früher starten wollen, um nicht die Temperatur in den Reifen und den Bremsen zu verlieren", meint der Australier im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Schnelleres Safety-Car: Probleme bei starkem Regen

Trotzdem soll das Safety-Car in erster Linie für Sicherheit sorgen und die Fahrer langsam um den Kurs führen. Damit wird vermieden, dass Fahrer bei doppelt geschwenkter gelber Flagge die Geschwindigkeit zu wenig verringern. Außerdem gab es auch schon Situationen, in denen das Safety-Car für die Formel-1-Boliden zu schnell war. Regnet es sehr stark, können die Rennautos mit dem Unterboden aufschwimmen, während das Safety-Car genug Bodenfreiheit hat. In dieser Situation kam es in der Vergangenheit auch schon vor, dass die Fahrer klagten, sie können Mayländer kaum folgen.

Das Problem mit dem aufschwimmenden Unterboden ist auch ein Grund, warum zum Beispiel ein DTM-Auto, das ebenfalls sehr tief gelegt ist, als Safety-Car nicht in Frage kommen würde. Mit dem AMG GT S wird bereits ein hochgezüchteter Sportwagen verwendet. Seit 1993 werden Safety-Cars regelmäßig in der Formel 1 eingesetzt. In Brasilien 1993 kam ein Fiat Tempra zum Einsatz und in Imola 1994 ein Opel Vectra. Diese Autos waren viel zu langsam für die Formel 1. Seit 1996 stellt Mercedes das Safety-Car und seit 2000 sitzt Bernd Mayländer hinter dem Steuer.

Im speziellen Fall von Silverstone schließt sich Webber der Meinung der Mehrheit an: "Die Entscheidung war richtig, aber es war nicht notwendig, das Safety-Car so lange draußen zu lassen. Ich weiß nicht, warum sie das gemacht haben. In der ersten Kurve gab es wohl eine Pfütze, die sehr langsam trocken wurde, aber die Fahrer sind da eigentlich ein guter Barometer. Wenn einer von weiter vorne und einer von weiter hinten sagt, dass die Bedingungen okay sind, dann sollte es losgehen", spricht Webber einen weiteren entscheidenden Punkt an. "Ich finde, man hätte nach der dritten Runde freigeben können. Das Rennen erst in der sechsten Runde zu starten, war definitiv zu spät."

Die Sicht spielt in der Gischt eine weitere entscheidende Rolle, ob eine Safety-Car-Phase aufgehoben wird oder noch länger andauert. Dabei geht es aber nicht nur um die Fahrer selbst, sondern auch um die Hilfskräfte. Mit freiem Auge müssen die Streckenposten von einem Posten zum nächsten sehen können. Ist das nicht der Fall, wird das Rennen nicht freigegeben. Das war einer der Hauptgründe, warum die Safety-Car-Phase in Monte Carlo so lange dauerte.

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