Ross Brawn: Sebastian Vettel ist einer wie Michael Schumacher

, 11.07.2016

Ex-Ferrari-Technikchef Ross Brawn erkennt Schlüsselparallelen zwischen Sebastian Vettel und Michael Schumacher und erklärt, wieso Vettel der Richtige für Ferrari ist

Sie lernten einander kennen, als Sebastian Vettel ein achtjähriges Karttalent war. Kein Wunder, dass der heutige Ferrari-Pilot dann bei der Erfolgsära von Michael Schumacher mitfieberte. Und sich so einiges abschaute, wie dem damaligen Technikchef der Scuderia, Ross Brawn, heute aufällt: "Seine Herangehensweise ist sehr ähnlich. Er verteidigt das Team, er kritisiert nicht öffentlich, er bringt keine Unruhe. Das liegt an seinem Charakter aber auch daran, was er bei Michael in der Vergangenheit gesehen hat".

Tatsächlich stellte sich Vettel dieses Jahr sogar, als dem Team bei der Strategie offensichtliche Fehler unterliefen oder wiederholt Defekte auftraten, vor seine Mannschaft. "Ihm ist bewusst, dass das nötig ist", meint Brawn gegenüber 'Sky Sports F1'. "Es wäre eine Katastrophe, wenn Sebastian anfangen würde, das Team in der Öffentlichkeit zu kritisieren."

Genau das wurde schließlich Fernando Alonso zum Verhängnis. Der Spanier sah davon ob, seinen Rennstall in der Öffentlichkeit zu schonen, und brachte in Maranello die Fronten gegeneinander auf. Am Ende war die Stimmung dermaßen vergiftet, dass der zweimalige Weltmeister zu McLaren-Honda abwanderte.

Teamkritik nur hinter den Kulissen

Brawn glaubt allerdings nicht, dass Vettel hinter den Kulissen die Ruhe bewahrt, die er vor der Kamera zeigt: "Wenn er so wie Michael ist, dann sagt er intern ganz klar, was Sache ist. Und so soll es sein: Er sollte mit der Teamführung, mit den Ingenieuren besprechen, wie man das Team besser machen kann."

Damit schlägt der Brite in die gleiche Kerbe wie Ferrari-Insider Gerhard Berger. Der Österreicher, der sechs Jahre lang für die Italiener an den Start ging, erkannte gegenüber 'auto motor und sport' ebenfalls Parallelen in der Arbeitsweise von Vettel und Schumacher: "Da lässt sich schon ein Muster feststellen. Niki Lauda hat als erster mit diesem Arbeitsstil, seiner Disziplin und Präzision bei Ferrari dauerhaft Erfolg gehabt. Diese Eigenschaften kommen besonders bei Ferrari zur Geltung, weil sie nicht dem Naturell der Italiener entsprechen."

Bei Pirelli seien alle Ressourcen verfügbar, um Erfolg zu haben. " Du musst die Dinge nur in die Hand nehmen", glaubt Berger. Er selbst war laut eigenen Angaben nicht konsequent genug, um Ferrari zum Erfolg zu führen. "Wenn die so jemanden haben, der sie antreibt, dann marschieren die auch."

Brawn: Was für Ferrari die größte Gefahr ist

Ex-Teamchef Brawn glaubt, dass eine Überreaktion auf die derzeit mäßigen Ergebnisse nun die größte Gefahr für Ferrari sei. "Sie dürfen sich auch durch die Medien nicht verrückt machen lassen", warnt er. "Es kann sehr leicht passieren, dass das ganze System in Unruhe versetzt wird, und dann wird nur noch reagiert, anstatt auf eine ordentliche Planung und Organisation zu setzen."

Ferrari müsse sich weiterhin an den Plan halten und müsse konsequent sein. Das sei auch in seiner Erfolgsära in Maranello einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren gewesen. "Es gab immer Pläne", erinnert er sich. "Wir wussten, was wir in sechs Monaten, was wir in zwölf Monaten tun würden, anstatt Ressourcen in die Lösung eines Problems zu investieren. Außerdem hatten Jean Todt und Luca di Montezemolo stets alles im Blick. Das hat dafür gesorgt, dass der Rennbetrieb und auch die Designabteilung so gut funktioniert haben."

Brawn glaubt, dass Ferrari die richtigen Leute an Bord hat und nun bloß Geduld brauche. "James Allison ist großartig", lobt er seinen Nachfolger. "Wenn sie ihm die Ressourcen zur Verfügung stellen, ihm Zeit geben und die Infrastruktur um ihn herum aufbauen, dann werden sie Erfolg haben, denn sie haben ja auch großartige Fahrer. Sie dürfen nur nicht überreagieren."

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