Nach Motorschaden: Hamilton nährt Verschwörungstheorien

, 02.10.2016

Warum geht immer nur sein Antrieb kaputt? Hamilton verzweifelt nach Sepang an der Technik und hat "Fragen an Mercedes" - Das Team glaubt an pures Pech

"Nein, nein, nein!", brüllte ein verzweifelter Lewis Hamilton in den Teamfunk, als ihn ein kapitaler Motorschaden beim Malaysia-Grand-Prix am Sonntag einen schon sicher geglaubten Sieg kostete. Komfortabel in Führung liegend ging der Mercedes-V6 in seinem Heck nach 41 von 56 Runden in Flammen und Rauch auf - ohne Vorwarnung. Frustriert gab der Brite anschließend TV-Interviews und nährte Verschwörungstheorien: "Etwas oder jemand will nicht, dass ich dieses Jahr gewinne."

Er meint natürlich den WM-Titel. Die obligatorische Presserunde nach dem Rennen ließ Hamilton zunächst absagen - eine verständliche Reaktion, die dazu beitragen wird, dass Artikel über konspirative Vorgänge bei Silber erscheinen. Was ihn so hadern lässt ist, dass von den Defekten bei Mercedes fast immer nur sein Auto betroffen ist. Nicht Nico Rosberg, nicht die Kunden Force India, Williams und Manor. "43 Motoren! Acht Mercedes-Autos! Und nur meiner geht vor die Hunde!", flucht er.

Nach der Misere zu Anfang wird das Technikpech zum Leitmotiv der Saison - und wirft Hamilton trotz fahrerischer Topleistungen immer wieder zurück. Unverblümt geht er das Team an: "Meine Fragen richten sich an Mercedes", poltert der 31-Jährige und meint Ingenieure und Management. Die Mechaniker (die er vor der Saison mit Rosberg tauschte) nimmt er in Schutz. Er sagt: "Die Jungs haben toll gearbeitet. Sie und ich haben alles Mögliche getan. Es fühlt sich nicht gerecht an."

Mercedes-Techniker haben noch keine Erklärung

Während Hamilton "keine Erklärung" für die Malaysia-Panne hat, weil er zuvor auch den Motor nicht aufgedreht hatte, spricht Paddy Lowe ebenfalls ahnungslos von "irgendetwas internem". Der Technikchef wehrt sich gegen Verschwörungstheorien: "Es kann ein sehr harter Sport sein. Kein Motorschaden ist geplant", meint er und beteuert, dass man das Problem in Brixworth in den Griff bekommen wolle: "Wir arbeiten so hart wir können, um die Zuverlässigkeit zu verbessern. Wir haben es analysiert. Es gibt kein Muster, warum es immer Lewis trifft. So laufen die Dinge eben."

Niki Lauda packt sich an die Nase: "Ich bin verärgert über mich und Mercedes. Wir hätten ihn nicht mit einem Motorschaden im Stich lassen dürfen." Der Mercedes-Teamaufsichtsrat distanziert sich von Verschwörungstheorien, die einen deutschen Weltmeister als Wunsch des Konzerns sehen: "Ich kann versichern, dass wir unter keinen Umständen gegen ihn arbeiten. Wir arbeiten für ihn und sind stolz auf ihn", meint Lauda, der eine persönliche Entschuldigung verspricht und Verständnis für Hamiltons Wut äußert - ihn aber auch daran erinnert, dass der Rivale 2015 nicht verschont blieb.

Hamilton hat keinen frischen Motor mehr übrig

Mit Platz eins hätte Hamilton auch die WM-Führung von Nico Rosberg zurückerobert. Mit dem Ausfall wuchs der Rückstand auf 23 Punkte an. Hinzu kommt, dass er eine Strafe hinnehmen muss, wenn er für den Rest der Saison einen neuen Motor will. Der, der in Sepang vor die Hunde ging, hatte nur das dritte Freie Training und das Qualifying auf dem Buckel. In Anbetracht zahlreicher Powerstrecken wird die Mannschaft entsprechende Überlegungen anstellen, weil sich unter seinen acht aktivierten V6-Herzen kein frisches mehr befindet. Eine Garantie ist das offenbar nicht.

"Ich weiß nicht, ob mein Auto die nächsten fünf Rennen schafft. Ich und meine Mechaniker wissen zwar, dass es möglich ist, aber wer weiß schon, was mit den nächsten Motoren passiert?", scheint Hamilton den Glauben an die Technik verloren zu haben. Mit traurigen Augen richtet er seinen Blick nach vorne und seufzt: "Es gibt nicht viel anderes als weiterzumachen. Wir müssen nach vorne schauen und in der Manier kämpfen, wie wir es an diesem Wochenende getan haben."

Lewis Hamilton ist nicht der erste Formel-1-Star, dem kurz vor einem Sieg die Defekthexe in die Quere kam. Die dramatischsten Beispiele: Mika Häkkinen zerriss es 2001 im McLaren in Spanien im letzten Umlauf ebenfalls einen Mercedes-Motor. Bei Damon Hill versagte 1997 in Ungarn auf dem Weg zu einem Arrows-Sensationserfolg die Hydraulikpumpe. Und Nigel Mansell war 1991 in Kanada der Pechvogel, weil am Williams wenige Meter vor dem Zielstrich das Getriebe streikte.

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