Nach Rosberg-Rücktritt: Wer wird Hamiltons Teamkollege?

, 02.12.2016

Vieles spricht für Pascal Wehrlein, doch im Kampf um den zweiten Silberpfeil könnte es auch eine dicke Überraschung geben - Wolff: "Nico hinterlässt eine riesige Lücke"

Das Formel-1-Fahrerkarussell schien bis Freitagnachmittag stillzustehen. Alle Topcockpits für 2017 waren bezogen. Doch dann platzte mit dem Rücktritt Nico Rosbergs die Bombe und bei Mercedes wurde der begehrteste Sitz der Königsklasse frei. Wer der neue Teamkollege Lewis Hamiltons wird, soll laut Sportchef Toto Wolff ab kommenden Montag besprochen werden. Kandidaten gibt es viele, einiges spricht jedoch für Team-Youngster Pascal Wehrlein. Ihm winkt die Chance seines Lebens.

Den Silberpfeilen ist klar, dass sich der aktuelle Weltmeister kaum äquivalent wird ersetzen lassen. "Es wird eine große Herausforderung. Er hinterlässt eine riesige Lücke. Sie ist zunächst einmal menschlich sehr groß, wie er uns als Team unterstützt hat. Es wird ein sehr rationaler, strukturierter Prozess", blickt Wolff voraus. Um das Auto für 2017 an die Körpermaße des Piloten anpassen zu können, muss die Entscheidung wohl in der kommenden Woche fallen. Er erwähnt erste Gespräche mit Team-Aufsichtsrat Niki Lauda, Pressechef Bradley Lord und den Ingenieuren in Brackley.

Gesucht wird nicht nur ein Vollgastier, sondern ein Pilot, der sich als Repräsentant des Daimler-Konzerns gut verkaufen lässt, der ein Gespür für die Technik besitzt und Teamplayer ist. Werte, mit denen Rosberg glänzte. "Wir hoffen alle, jemanden zu finden, der in die großen Fußstapfen treten kann", sagt Wolff. Dass der bei der FIA-PK in Wien anwesende Rallye-Weltmeister Sebastien Ogier seine Hand hob, sorgte für Gelächter, machte die Sorgenfalten auf Wolffs Stirn aber nicht kleiner. "Und wenn es mal schwierig wurde, hat er die Richtung vorgegeben", trauert Wolff Rosberg nach.

Anwärter Nummer eins auf das Mercedes-Cockpit scheint Pascal Wehrlein zu sein. Der 22-Jährige hat keinen Vertrag für 2017, scheint aber nach seiner Premierensaison bei Manor nun bei Sauber anzudocken, sofern er Paydriver Rio Haryanto aussticht. Er gilt als Wolffs Lieblingsschüler und ist als Testpilot mit dem Silberpfeil bestens vertraut. Kurz bevor Rosberg seinen Rücktritt bekanntgab, veröffentlichte Wehrlein auf Twitter ein Foto mit verschmitztem Grinsen. Noch lange kein Beweis.

Denn Wolff will nicht bestätigen, dass der Rosberg-Nachfolger aus dem eigenen Stall käme: "Ich möchte mich darauf nicht festlegen." Sollte es so sein, wäre Esteban Ocon ein weiterer Kandidat. Der Franzose, der im Laufe des Jahres 2016 bei Manor debütierte, hat ebenfalls den Silberpfeil getestet, aber auch für das kommende Jahr einen Vertrag bei Force India unterschrieben. Beim Mercedes-Kunden ließe er sich problemlos loseisen, er ist mit seinen 20 Jahren aber extrem jung.

Toto Wolff spricht auch von Esteban Ocon

Sollte Mercedes einen routinierteren Piloten wollen, kommt Valtteri Bottas ins Spiel. Wolff selbst war lange im Management des Finnen tätig. Er brachte ihn einst bei Williams unter, wo er für 2017 nun wieder unterschrieben hat. Vor einigen Monaten nannte er den Namen als möglichen Rosberg-Nachfolger, als es um einen neuen Vertrag für den Deutschen ging. Der Kontrakt ist hinfällig, was Rosberg eine Stange Geld kostet: "Ist schon stark der Junge", staunt Wolff über die entgangenen Millionen. "Er ist absolut nicht materiell gesteuert. Er folgt seinem Herzen. Etwas, woran man sich in dieser Zeit ein Beispiel nehmen kann." Apropos Geld: Auch das spielt vielleicht eine Rolle.

Die Lösungen Wehrlein, Ocon und Bottas sind kostengünstig. Mercedes könnte aber tiefer in die Tasche greifen und Fernando Alonso oder Sebastian Vettel aus ihren Verträgen bei McLaren und Ferrari rauskaufen. Beide müssen derzeit unzufrieden sein, die fälligen Ablösesummen dürfte allerdings selbst das Weltmeisterteam nicht aus der Portokasse bezahlen. Den von Wolff in den höchsten Tönen gelobten Max Verstappen kann sich Mercedes wie alle Red-Bull-Kaderfahrer abschminken: Helmut Marko reagiert auf Abwerbungsversuche seiner Zöglinge ungehalten.

Sollte tatsächlich ein unerfahrener Pilot neben Lewis Hamilton Platz nehmen, wäre es für Wolff kein Grund, plötzlich Stallregie walten zu lassen. "Unsere Philosophie war immer, dass man beide gegeneinander fahren lässt. Das ist wichtig für die Formel 1 und alle anderen Teams machen es genauso", betont Wolff, obwohl er nach der Kontroverse von Abu Dhabi die Dinge überdenken will: "Insofern spielt es keine Rolle, ob ein junger Fahrer im Cockpit sitzen wird oder ein routinierter."

Hamilton jedenfalls warnt seinen angehenden Kollegen vorsorglich. Darauf angesprochen, wer nun der neue Rivale im eigenen Stall würde, sagt der Brite mit todernster Mine: "Wer auch immer mit dem Druck klarkommt." Es wird wohl die letzte Spitze in Richtung Nico Rosberg gewesen sein.

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