Neuer Bahrain-Streckenrekord: Turbo schneller als V10

, 04.04.2016

Lewis Hamilton dreht im Qualifying zum Formel-1-Grand-Prix 2016 in Bahrain eine neue Rekordrunde: Weiche Reifen und schnelle Turboentwicklung helfen

Die Formel 1 steht derzeit wegen nicht nachvollziehbarer politischer Diskussionen in der öffentlichen Kritik. Am Thema Qualifying scheiden sich seit Wochen die Geister, den aktuellen V6-Turbo-Boliden haften seit Einführung 2014 diverse Makel an: zu leise, zu wenig spektakulär. Ein Blick auf die Zeitenlisten offenbart jedoch ein anderes Bild. In puncto Tempo wird die Formel 1 ihrem Ruf als Königsklasse des Motorsports vollauf gerecht.

Im Qualifying zum Grand Prix von Bahrain 2016 fuhr Polesetter Lewis Hamilton in seinem Mercedes eine Runde in 1:29.493 Minuten - ein neuer Bahnrekord in der Sachir-Wüste. "Er zeigte eine beeindruckende Runde, es ist die schnellste, die jemals auf dieser Strecke gefahren wurde - sogar schneller als in der V10-Ära", frohlockt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Es fühlte sich großartig an! Ich liebe das", so der Jubel des amtierenden Champions, der im entscheidenden Moment die optimale Runde erwischt hatte.

Bis zum Samstag hatte Fernando Alonso den Rundenrekord im Qualifying gehalten. 2005 war der Spanier in seinem Titeljahr mit Renault eine Runde auf dem 5,412 Kilometer langen Bahrain International Circuit (BIC) in 1:29.848 Minuten gefahren. Diese Marke aus den lauten V10-Tagen der Formel 1 wurde viele Jahre nicht unterboten, weil sich Fahrzeuge, Reifen und der Modus des Qualifyings immer wieder änderten. 2005 erlaubte ein Einzelzeitfahren am Samstag mit leeren Tanks die beeindruckenden Zeiten.

Ein weiterer Faktor, der vor elf Jahren solch schnelle Runden ermöglichte: 2005 herrschte noch ein Reifenkrieg zwischen Michelin und Bridgestone. Vor allem die Entwicklungen an den Gummis waren es, die in den Jahren ab 2007 keine neuen Rekorde zuließen, zudem rückten die Boliden der Formel 1 bis Ende 2008 mit Rillenreifen aus, die im Vergleich zum heutigen Material weniger Haftung boten. Bis zum vergangenen Jahr bewegten sich die Bestzeiten im Qualifying immer im Bereich von 1:33 Minuten - mit Ausnahme von 2010, als auf der 6,3 Kilometer langen Variante des BIC gefahren wurde.

Drei Sekunden schneller als im Vorjahr

Interessant ist die Entwicklung, die die Formel 1 vom vergangenen Jahr zu dieser Saison schaffte. "Er war mehr als drei Sekunden schneller als die letztjährige Pole-Zeit. Wirklich beeindruckend", wundert sich Toto Wolff über das erhebliche Tempo seines Schützlings Hamilton. Der Sprung um 3,078 Sekunden innerhalb von zwölf Monaten hat zwei Gründe: die neue Supersoft-Mischung von Pirelli und die erhebliche technische Entwicklung an Chassis und Antrieb.

"Zwischen den einzelnen Reifenmischungen liegen meistens eineinhalb Sekunden", sagt Hamilton. "Der Supersoft-Reifen macht die Hälfte aus. Und die andere Hälfte kommt durch die Entwicklung. Seit dem vergangenen Jahr haben wir da eine Sekunde gefunden, vielleicht eineinhalb." Mercedes-Technikchef Paddy Lowe erfüllt diese Tatsache "mit großem Stolz". Es sei ein wichtiges Signal der Formel 1 in Zeiten von negativen Diskussionen.

"Momentan wird viel schlechtgeredet und angedeutet, dass diese Autos nicht schnell oder aufregend genug seien. Tatsächlich zeigen sie nun, dass sie schneller als jene der V10-Ära sind, die bislang die schnellsten Fahrzeuge der Formel 1-Geschichte waren", meint Lowe nach der Rekordrunde vom Samstag. "Hut ab vor der innovativen und rekordträchtigen Arbeit der Frauen und Männer, die an diesem Projekt, egal ob am Chassis oder der Power-Unit, beteiligt waren."

"Auf eine einzelne Runde sind diese Autos erstaunlich. Das ist nicht das Problem der Formel 1", stimmt der neue Bahrain-Rekordhalter zu. "Aber wir sollten im Rennen mehr Rad an Rad fahren können. Das ist, was mich stört." Im Vergleich der schnellsten Rennrunden liegt die aktuelle Formel 1 noch deutlich hinter den rasanten Jahren der V10-Ära zurück. 2004 stellte Michael Schumacher im Ferrari den Rekord von 1:30.252 Minuten auf. Davon ist man derzeit vier Sekunden entfernt. Die Vorteile vor zwölf Jahren: Nachtanken ermöglichte Runden mit wenig Benzin im Tank, die Reifen waren erheblich weniger fragil, der Verbrauch nicht limitiert.

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