Red Bull übt erneut Kritik am Motorenreglement

, 02.04.2015

Helmut Marko gratuliert Ferrari zur guten Arbeit, erneuert aber seine prinzipielle Kritik am Motorenreglement - Zuschauerrückgänge sollten alle alarmieren

Ferrari ist es gelungen die Siegesserie von Mercedes zu beenden, und nicht Red Bull. Die ersten beiden Grands Prix des Jahres 2015 haben gezeigt, dass die Scuderia sich über den Winter am deutlichsten gesteigert hat. Warum kann das Ferrari, während Red Bull in den vergangenen Wochen hauptsächlich mit Kritik am Reglement, an Renault und an der Mercedes-Dominanz von sich Reden machte? "Weil sie ganz einfach bessere Arbeit geleistet haben", zollt Helmut Marko bei 'ServusTV' Respekt, hält aber gleichzeitig fest: "Aber sie sind trotzdem nicht an Mercedes dran."

"Wir sprechen ja jetzt nicht mehr von einem Motor, sondern von einer Power-Unit. Man hat also den Verbrennungsmotor und die zwei Hybridsysteme. Das Zusammenführen dieser drei Einheiten macht die Angelegenheit derartig komplex. Das ist im Prinzip eine Ingenieursformel." Kritiker halten dem entgegen, dass die Formel 1 schon immer eine Ingenieursformel war. Wenn ein Team bessere Arbeit geleistet hat oder das richtige Schlupfloch im Reglement gefunden hat, war es vorne.

Red-Bull-Motorsportchef Marko will das nicht gelten lassen, denn Weiterentwicklungen während der Saison sind nur bedingt möglich: "Die Jammerei ist deshalb berechtigt, weil das Reglement nur bestimmte Änderungen erlaubt, und das nur in einem gewissen Maß. Wenn man jetzt grundsätzlich mit dem Konzept falsch liegt, wird es sehr, sehr schwierig. Das ist bei Renault so. Oder schauen wir zu Honda: Das ist eine Firma, die im Hybridbereich führend ist, aber auch die tun sich so schwer."

McLaren-Honda steht nach zwei Rennen noch ohne WM-Punkte da. Melbourne war allgemein nicht der spannendste Grand Prix. Die "Formel Langeweile" machte sich breit. Sepang bot an der Spitze einen Taktikpoker und im Mittelfeld einige beherzte Zweikämpfe. Das lag auch am frühen Safety-Car-Einsatz und die dadurch hervorgerufenen unterschiedlichen Strategien. Trotzdem ist allgemein ein Zuschauerrückgang zu spüren.

Zuschauerrückgang spricht deutliche Sprache

Marko schiebt das dem Reglement in die Schuhe: "Ob wir so einen Motor in der Formel 1 brauchen? Wenn man auf die Fans hört sicher nicht, glaube ich. Zwischen 2013 und 2014 gab es einen Rückgang von 25 Prozent bei den Fernseh-Einschaltquoten, und in Australien war von 2014 auf 2015 der Rückgang sogar bei 50 Prozent", nennt der Österreicher die dramatischen Zahlen. Schuld ist für ihn das viel zu komplexe Regelwerk.

"Das heißt, dieses Paket, wo sich kaum einer noch auskennt, auch innerhalb des Formel-1-Zirkus, ist einfach zu viel. Wir wollen einen starken Motor, wir wollen einen lauten Motor - und wir wollen einen Motor, der unter zehn Millionen kostet und nicht 20 Millionen Euro." Die Beteiligten im Formel-1-Fahrerlager kommen mit vielen Vorschlägen und wissen offenbar, wo derzeit das Problem ist. Umgesetzt wird davon kaum etwas. Das liegt am bekannten Egoismus, denn jeder will seinen Kuchen verteidigen.

"Das sind die Regularien, die Einstimmigkeit beziehungsweise eine Mehrheit verlangen. Wenn ich Mercedes wäre, würde ich mich auch mit Händen und Füßen wehren, wenn der Vorteil, den sie jetzt haben, verloren geht. Nur: Es sinken die Einschaltquoten und die finanziellen Probleme der kleinen und mittleren Teams sind mit dieser Motorengeneration gekommen. Es ist zu komplex", betont Marko und nennt ein Beispiel: "Ich brauche sechs bis acht Leute, um überhaupt anzustarten."

"Während einer Runde kriegt der Fahrer bei uns, wo wir noch Probleme mit der Software haben, sechs, sieben, acht Befehle, Mode 2, das, jenes, und so weiter." All das geht Marko, Le-Mans-Sieger 1971, zu weit. Die Fahrer sollen sich nicht um die Systeme des Autos kümmern, sondern so schnell wie möglich fahren. "Man soll den Fahrern ein Auto geben, mit dem sich wirklich nur die Allerbesten beweisen können, und man soll es einfach machen."

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Während des Rennens bewahrte Arrivabene die Fassung

Managerin Michael Schumachers rührt Arrivabene zu Tränen

Während der Triumphfahrt von Sebastian Vettel in Sepang wirkte Teamchef Maurizio Arrivabene verblüffend cool: Am Kommandostand der Scuderia zeigte er kaum Emotionen, obwohl der große Erfolg …

Wohin geht die Formel 1? Arrivabene fordert mehr Fokus auf die Fans

Ferrari-Teamchef Arrivabene: "Fans bestimmen Formel-1-DNS"

Die Formel 1 hat dieser Tage ein Identitätsproblem. Will man in Zukunft Retroboliden, die an die 1980er-Jahre erinnern, oder futuristische Geschosse wie aus einem Computerspiel? Will man die Fans mit …

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und Sebastian Vettel mit dem Siegespokal

Sebastian Vettel schwört Ferrari ein: "Bin immer bei euch"

Die Ferrari-Rennmannschaft kam schon am Sonntagabend in den Genuss einer ausgiebigen Siegesfeier mit Sebastian Vettel, heute kam das Team in Maranello auf seine Kosten. Nachdem er am Vormittag im Simulator …

Nicolas Hamilton will aus dem Schatten seines Bruders Lewis heraustreten

Rennfahrer Nicolas Hamilton: "Will mich von Lewis abheben"

Lange wurde Nicolas Hamilton nur als lustiger und liebenswerter Begleiter seines Bruders Lewis wahrgenommen, jetzt will der 23-Jährige seiner Laufbahn als Rennfahrer mit einem Engagement in der …

Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen: Noch gleichberechtigt bei Ferrari?

Nach Vettel-Sieg: Muss sich Kimi Räikkönen hinten anstellen?

Endlich darf in Maranello wieder ausgelassen gefeiert werden. Nach dem Sieg von Sebastian Vettel im Grand Prix von Malaysia 2015 steht die italienische Motorsportwelt wieder mit Stolz da. Der Heppenheimer …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo