Renault: Alte Erfolge bringen neue Sorgen?

, 14.05.2015

Renault-Formel-1-Geschäftsführer Cyril Abiteboul über eigene Selbstsicherheit und die Ehe mit den Red-Bull-Teams : "Gibt es eine bessere Braut für sie?"

Red Bull hat sich in der Formel-1-Saison 2014 trotz des vergleichsweise schwachen Renault-Antriebs gut über Wasser halten können. Daniel Ricciardo konnte drei Rennsiege realisieren, das Team das Jahr mit 405 WM-Zählern immerhin auf Rang zwei abschließen. Man war also mit einem blauen Auge davongekommen und hatte die Hoffnung, nach einer intensiven Entwicklung über den Winter in der neuen Saison wieder ganz vorne angreifen zu können. Aber: Das Gegenteil ist der Fall.

Renault hat vor dem Start in die Saison 2015 eben nicht die erhofften Fortschritte gemacht. Dies lässt Red Bull und Toro Rosso weiterhin in manchen Bereichen chancenlos erscheinen. Vor allem in der Ehe zwischen dem Topteam aus Milton Keynes und den Franzosen mit Entwicklungsstandort in Viry kriselt es gewaltig. Red Bull soll über einen Ausstieg nachdenken, gleichzeitig prüft Renault die Übernahme eines Teams, um wieder selbstverantwortlich arbeiten zu können.

"Bevor wir Updates bezüglich der Performance bringen, wollen wir erst einmal die Zuverlässigkeit und Fahrbarkeit des aktuellen Pakets optimieren. Die Standfestigkeit müssen wir zuerst im Griff haben", schildert Geschäftsführer Cyril Abiteboul die Renault-Marschroute bei 'formula1.com'. "Wir müssen einen Plan zurechtlegen und uns daran halten. Das werden unsere Kunden manchmal nicht toll finden, aber so ist die Konstellation mit Partnern eben. Ich bin sicher, dass wir diese Krise auf bessere Art bewältigen würden, wenn wir ein eigenes Team hätten."

Wenn das Monster aus dem Schatten tritt

Während man bei Red Bull mit einem etwaigen Einstieg von Audi kokettiert, sitzt bei Renault der Ehering noch fester am Finger. "Es ist eine Ehe, die langfristig ausgelegt ist", sagt Abiteboul. "Wir durchleben im Moment aber eine schwierige Zeit. Gibt es irgendwo für Red Bull und Toro Rosso eine bessere Braut? Ich weiß es nicht. Oder für uns einen besseren Bräutigam? Keine Ahnung. Es gibt genügend Gründe, dass unsere bisherige Ehe fortgeführt wird. Es muss auf der Strecke, aber auch abseits besser werden."

Bezüglich der Verbesserungen auf technischer und sportlicher Seite schiebt Red Bull immer wieder seinem langjährigen Partner Renault den Schwarzen Peter zu. Die Franzosen werden öffentlich angeprangert, unter Druck gesetzt und als Schwachstelle dargestellt. Dabei unternehmen die Verantwortlichen bei Renault alles, um wieder in die positive Spur zu kommen. Es gibt am Entwicklungsstandort allerdings einige Probleme, weiß Abiteboul zu berichten.

"Auf den Prüfständen laufen die Antriebe zuverlässig, aber sobald wir auf die Strecke gehen, tun sie es nicht mehr. Da stimmt bei uns im Übergang von Prüfstand zur Strecke nicht", gibt der Franzose offen zu. In der Heimat alles fein, in der Fremde nicht mehr. "Das müssen wir untersuchen. So etwas gibt es im Bereich Aerodynamik auch, wenn der Windkanal mal nicht die ganze Wahrheit verrät. Genauso gibt es das bei Motoren auch."

"Vor dem Hintergrund der vielen Erfolge mit Red Bull über vier Jahre haben wir uns vielleicht blenden lassen, Wir dachten, wir hätten das alles unter Kontrolle", übt Abiteboul etwas Selbstkritik. Diese Selbstgefälligkeit habe zu einer partiellen Blindheit geführt. "In irgendeinem Schatten hatte sich wohl ein Monster versteckt, das nun herausgekommen ist. Jetzt müssen wir dieses Monster wieder zurück in sein Versteck schicken."

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