Sebastian Vettel lachender Dritter? "Von Crash profitieren alle"

, 16.04.2015

Wie Ferrari-Star Sebastian Vettel seine Siegchancen in Bahrain einschätzt und welche Rolle für ihn ein möglicher Stallcrash zwischen den Mercedes-Piloten spielt

Sebastian Vettel befand sich in China in einer ungewohnten Lage: Er war Zuschauer, als sich zwei Stallrivalen bei der FIA-Pressekonferenz nach dem Rennen zankten. In seiner Red-Bull-Ära war es meist er selbst, der den tödlichen Blicken von Mark Webber und den bohrenden Fragen der Reporter widerstehen musste. "Das war wohl Liebe zwischen den beiden am vergangenen Sonntag", scherzt ein gut aufgelegter Vettel vor dem Grand Prix von Bahrain. "Ich war in einer angenehmen Position, denn ich war nicht beteiligt."

Schon 2007, als Ferrari zum bislang letzten Mal mit Kimi Räikkönen Weltmeister wurde, war es die Scuderia, die von einem Zank bei den Silberpfeilen profitierte. Damals war ebenfalls Lewis Hamilton beteiligt, aber beim Team handelte es sich noch um McLaren-Mercedes. Auch 2015 gibt es nicht wenige im Fahrerlager, die Ferrari ernst nehmen und Vettel als gefährlicheren Gegner für Hamilton einstufen als Stallrivale Nico Rosberg.

Vettel hätte nichts gegen Mercedes-Stallcrash

Riecht Vettel nun angesichts der angespannten Lage bei Mercedes schon den Braten? Der viermalige Weltmeister winkt ab: "Für uns ist das irrelevant. Wir konzentrieren uns auf uns, und wenn sie miteinander Probleme haben und einander ins Auto fahren, dann profitieren alle, nicht nur wir. Da hätten wir nichts dagegen, aber wir rechnen nicht damit. Wir müssen schauen, dass wir so stark wie möglich sind, der Rest liegt nicht in unserer Hand."

Wie stark Ferrari wirklich ist, kann im Moment niemand so recht einschätzen. Der SF15-T erwies sich bislang als gutmütiges Auto, das aber erst bei hohen Temperaturen zur Hochform aufläuft, da man die Reifen besser schont als Mercedes. In Sepang ging die Rechnung durch den rauen Asphalt und die enorme Hitze auf, in Melbourne und Schanghai waren die Temperaturen für Ferrari zu niedrig. Sachir könnte sich irgendwo dazwischen einreihen: Der Asphalt ist sehr rau, die Hitze wird aber beim Wüstenrennen geringer sein, da in der Nacht gefahren wird.

"Normalerweise ist es in Bahrain sehr heiß, aber es wird möglicherweise nicht so heiß wie in Malaysia", bestätigt auch Vettel. "Allgemein haben wir bei den vergangenen Rennen bewiesen, dass das Auto bei niedrigen und hohen Temperaturen funktioniert. Es sollte also auch hier in Ordnung sein. Hoffentlich können wir diesen Trend mit den Reifen fortsetzen und die Teams vor uns unter Druck setzen."

Vettel: Mercedes in Bahrain Favorit

Reicht das, um den zweiten Saisonsieg einfahren zu können? "Das wäre schön, aber das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht", übt sich Vettel in Zurückhaltung. "Wir müssen uns erst ansehen, wie sich das Auto auf der Strecke anfühlt und wie schnell wir im Vergleich zu den anderen sind." Derzeit ist für den 27-Jährigen nur klar, "dass Mercedes vorne liegt. Realistisch gesehen haben sie derzeit das stärkste Paket. Beide Fahrer leisten sehr gute Arbeit, was es schwierig macht, sie zu schlagen. Hoffentlich sind wir hier ein bisschen näher dran als zuletzt."

Abgesehen vom richtigen Umgang mit den Reifen seien in Bahrain "viele PS und gute Bremsen" nötig, "denn es gibt viele lange Geraden mit harten Bremspunkten. Auf eine gewisse Weise handelt es sich um eine einzigartige Strecke. Es ist wichtig, einen Rhythmus zu finden, was hier nicht so einfach ist."

Man darf auch gespannt sein, wie sich das interne Duell mit Kimi Räikkönen an diesem Wochenende entwickelt. Der Finne stand bislang etwas im Schatten Vettels, hielt sich aber in China in dessen Windschatten. 2013 gab es in Sachir zwischen Vettel und Räikkönen, die damals noch für Red Bull und Lotus fuhren, ein Duell um den Sieg. "Natürlich würde ich gerne vor ihm bleiben, was mir ja schon 2013 gelungen ist", hat der Deutsche gute Erinnerungen.

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