Streit um gelbe Flaggen kocht hoch: Hamilton klagt Rosberg an

, 24.07.2016

Schlagabtausch in der Pressekonferenz: Hamilton glaubt, Rosbergs Reaktion auf Doppel-Gelb gefährde die Sicherheit - Rosberg ist sich keiner Schuld bewusst

Die Debatte um die Legalität der Pole-Position Nico Rosbergs beim Ungarn-Grand-Prix ist nicht ausgestanden. Im Nachgang des Rennens legte Teamkollege Lewis Hamilton nach und fuhr in der Pressekonferenz scharfe Geschütze gegen seinen neben ihm sitzenden Erzrivalen auf. Der Brite hätte für ein Eingreifen der FIA plädiert und glaubt, dass die Formel 1 gefährlicher geworden sei. "Beim nächsten Rennen lupfen wir kurz das Gas und fahren absolute Sektorbestzeit", so Hamilton sarkastisch.

Ob es dem Champion wirklich nur um die Sicherheit und um eine Klarstellung der Regel geht, wie er selbst sagt? Es war Hamilton, der die von der Rennleitung selbst überhaupt nicht eingeleitete Untersuchung initiierte. Er meldete sich am Samstagabend telefonisch bei FIA-Verantwortlichen, woraufhin Rosberg zu den Stewards zitiert wurde. Was Hamilton ihnen zuvor verklickerte, bleibt ein Geheimnis, doch seine weiteren Aussagen in der Pressekonferenz zeigen seine Argumente.

Er ist überzeugt, dass Rosbergs Reaktion auf die doppelt geschwenkte gelbe Flagge der Warnung nicht gerecht geworden sei. "Nico war am Scheitelpunkt (der Kurve 9, wo Fernando Alonso die Strecke verlassen hatte; Anm. d. Red.) genauso schnell wie ich auf meiner gezeiteten Runde zuvor. Wenn da ein Auto oder ein Streckenposten gestanden hätte, wäre es knifflig geworden anzuhalten." Genau das fordert aber das Sportgesetzbuch der FIA nebst einem deutlichen Abbremsen.

Lauda: Bei der Rennleitung musste Rosberg nicht einmal argumentieren

Rosberg reagierte leicht gereizt, aber abgeklärt auf die Ansage des Stallgefährten. "Ich bin 20 km/h langsamer in die Kurve gefahren. 20 km/h! Das ist im Formel-1-Auto eine andere Welt und alles ist sicher", verteidigt er sich und glaubt, dass Hamilton sich mit der Scheitelpunkt-These täusche. "Ich habe 40 Meter früher gebremst. Natürlich habe ich eine engere Linie und kann früher ans Gas gehen." Auch die erzielte Sektorbestzeit und die geringe Zeitdifferenz zählten nichts.

Rosberg argumentiert außerdem, dass Sektorzeiten bei abtrocknender, schneller werdender Strecke keinerlei Aussagekraft hätten. Die FIA hätte ihn mit ihrer Entscheidung in diesem Glauben bestärkt: "Deshalb haben die Kommissare es akzeptiert. Es war offensichtlich und sehr klar, was ich getan habe", erklärt der Deutsche. Teamaufsichtsrat Niki Lauda fügt hinzu, dass eine Strafe nie Thema gewesen sei: "Wir brauchten überhaupt nicht zu argumentieren", sagt er über die Anhörung.

Doch Hamilton erkennt darin ein gefährliches Signal an die Szene und glaubt, dass gelbe Flaggen nun als Warnsignal an Wirkung verloren hätten: "Wenn er nicht sanktioniert wird, dann lautet die Botschaft an übrige Fahrer und den Nachwuchs: 'Es ist möglich, nur eine Zehntelsekunde zu verlieren, wenn Doppel-Gelb geschwenkt wird.' Das ist jedoch eines der gefährlichsten Szenarien überhaupt." Keine zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall Jules Bianchis, der laut eines FIA-Berichtes in Suzuka 2014 unter Gelb nicht ausreichend verlangsamte, ist das eine kernige Warnung.

Ergo bittet Hamilton die Stewards um Auskunft, was nun zu tun ist, wenn an einer Gefahrenstelle abgebremst werden muss. "Niemand von uns will einen Streckenposten oder einen anderen Piloten anfahren. Dafür müssen die Regeln klar sein." Die bisherigen Bestimmungen haben nach seiner Auffassung an Strahlkraft eingebüßt: "So war es seit Jahren und ich weiß nicht, warum sich das geändert hat. Die 23 Jahre über, die ich schon Rennen fahre, hat sich daran nie etwas geändert. Die Rennleitung muss dafür eine Lösung finden."

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