Toto Wolff: Mercedes nimmt Drohungen von Red Bull ernst

, 12.07.2015

Mercedes-Sportchef Toto Wolff hält Dietrich Mateschitz' Ausstiegsdrohung nicht nur für Säbelrasseln und rät Red Bull zu einem selbstkritischen Analyseprozess

Toto Wolff, so sagt man sich im Formel-1-Paddock, ist für Dietrich Mateschitz ein rotes Tuch. Dass der Mercedes-Sportchef Red Bull einst abschätzig als "Brausehersteller" belächelt hat, hat der Energydrink-Milliardär seinem österreichischen Landsmann nie verziehen. Und so muss es wohl als Geste im Sinne der Deeskalation verstanden werden, wenn Wolff heute Verständnis für die Unzufriedenheit von Red Bull in der Formel 1 äußert und die Kritik aus Fuschl nicht nur als beleidigtes Säbelrasseln abtut.

Man tue gut daran, genau zuzuhören, wenn Mateschitz mit Ausstieg droht: "Red Bull ist in keiner guten Situation", sagt der 43-Jährige. "Das Team, das den Anspruch stellt, Weltmeister zu werden, das auch viermal geschafft hat, steckt in einer Sackgasse, wo es nur wenige Möglichkeiten gibt. Wenn du deine Marke promotest, dann ist es schwierig, mit dem Misserfolg umzugehen. Also muss man die Argumentation schon ernst nehmen. Wir verstehen das und akzeptieren die Problematik."

Red Bull übte zuletzt immer wieder scharfe Kritik an Antriebshersteller Renault, aber auch am Formel-1-Reglement, das eine technische Aufholjagd schwierig macht. Den Vorsprung von Mercedes wettzumachen, sei mit der aktuellen Token-Lösung fast unmöglich. Aber auch mit anderen Regelaspekten ist Red Bull unzufrieden. Mercedes hat dafür Verständnis: "Man kann nicht nur auf seine eigene Agenda schauen und sagen: Wir gewinnen, alles andere ist uns egal", sagt Wolff.

Nicht nur Idioten bei Motorenhersteller Renault

"Sondern wir nehmen das ernst und diskutieren, wie man dazu beitragen kann, dass es vielleicht besser wird", so der Mercedes-Sportchef, der Red Bull einen Rat erteilt: "Ich kenne die Situation nicht im Detail, aber was am allermeisten gefragt ist, ist, die Sache mit Ruhe anzugehen und zu analysieren, was falsch war oder ist. Renault ist ein Motorenhersteller, mit dem Red Bull vier Weltmeisterschaften gewonnen hat. Nur Idioten können dort nicht sitzen."

Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie in der Haut von Dietrich Mateschitz stecken würden? Wolff antwortet respektvoll: "Ich würde mich nach Hause setzen und mich freuen, was ich alles geschafft habe im Leben und was für eine tolle Marke ich habe." Und weiter: "Das Erste ist mal, sauber zu analysieren, wo man vielleicht falsch abgebogen, was falsch gelaufen ist. Das haben wir bei Mercedes vor drei Jahren auch gemacht." Nämlich nach Austin 2012.

Austin 2012 als Schlüsselerlebnis für Mercedes

"In dem Rennen ist der Mercedes nur rückwärts gefahren, fast bis auf Platz 15, 16, 17. Das war eine Katastrophe, für die Marke absolut kontraproduktiv. Das muss man verstehen und einsehen und akzeptieren. Was wir gemacht haben, war zu analysieren: Was müssen wir besser machen, um wieder nach vorne zu kommen? Meine Strategie wäre: Bevor ich mit dem Finger auf wen zeige, würde ich sicherstellen, dass ich den Richtigen erwische."

Trotzdem verwehrt sich Wolff kategorisch gegen teilweise auch geforderte Regeländerungen während der Saison, etwa hinsichtlich der minimalen Lebensdauer der Antriebseinheiten. Das wäre so, unkt ein Formel-1-Teamchef, als würde man während einer Fußballsaison die Tore größer machen, weil ein ins Hintertreffen geratener Verein bessere Stürmer hat. Da solche Regeländerungen aber ohnehin nur einstimmig beschlossen werden können, sind sie bislang nicht passiert.

Wolff stört sich "an dieser generellen Einstellung, mal eben während der Saison die Regeln zu ändern, wenn es einem gerade nicht gut geht. Und damit meine ich nicht Red Bull." Dem österreichisch-britischen Team wünscht der Österreicher einen baldigen Aufschwung: "Man muss die die Dinge schon ernst nehmen. Wir brauchen die Plattform, ein Team wie Red Bull ist wichtig für die Formel 1. Deshalb muss man das schon akzeptieren."

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Toto Wolff und Christian Horner: Einst Feinde, bald überraschend verbündet?

Mercedes gesprächsbereit: "Lassen Tür für Red Bull offen"

In Silverstone war es über weite Strecken brüllend heiß. Doch am späten Samstagabend machte im Paddock ein Gerücht die Runde, das das Thermometer noch einige Grad höher trieb: …

Lewis Hamilton jubelte und verzückte mit seiner Leistung die britischen Fans

Mercedes: Taktikfuchs Hamilton schlägt Kampfhund Rosberg

Das Ergebnis war am Ende des Tages das gewohnte, der Weg zum sechsten Doppelerfolg in der Saison 2015 für Mercedes ungleich schwieriger. Mit dem Triumph beim Großbritannien-Grand-Prix in …

Aston Martin ist in der Sportwagen-Szene eine feste Größe: Jetzt die Formel 1?

Red Bull vor Partnerschaft mit Aston Martin und Mercedes?

Auf der Suche nach einem neuen Antriebspartner für die Formel 1 könnte Red Bull unerwartet fündig geworden sein. Wie 'Autocar' berichtet, bahnt sich bei den Österreichern ein …

Nico Rosberg sicherte sich in beiden Sessions am Freitag die Bestzeit

Mercedes: Lewis Hamilton leidet, Nico Rosberg lacht

Mercedes hat seine Favoritenstellung auch am ersten Tag des Formel-1-Wochenendes in Silverstone untermauern können. Nico Rosberg konnte am Vormittag trotz eines Getriebedefektes die Bestzeit der Session …

Bernie Ecclestone gibt Mercedes nicht die Schuld für die Langeweile

Bernie Ecclestone: Mercedes nicht schuld an Langeweile

Die Kritik an der Formel 1 in diesen Tagen ist weit gefächert. Immer wieder poppen diverse Themen auf, über die man sich in der Königsklasse beschweren kann, und immer wieder führen sie …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo