Vettel räumt Räikkönen ab: Crash überschattet Ferrari-Podium

, 17.04.2016

Wieder kein Sieg für Ferrari: Die Chancen auf einen Erfolg zerschlagen sich bereits wenige Meter nach dem Start, weil Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen kollidieren

Ausgerechnet unter den Augen von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne passierte Sebastian Vettel beim Großen Preis von China "das Schlimmste überhaupt": Der viermalige Weltmeister räumte beim Start seinen eigenen Teamkollegen ab. "Die erste Kurve habe ich mir auf jeden Fall anders vorgestellt. Es gab nicht viel, was ich hätte anders machen können. Mein Start war nicht so gut", schildert Vettel den Vorfall, der Ferrari bereits nach wenigen Metern alle Chancen auf den Sieg kostete.

"Kimi hat sich leicht verbremst und wollte nach innen ziehen. Hinter mir hatte Daniil (Kwjat; Anm. Red.) wohl die gleiche Idee. Kimi kam rein, dadurch musste ich ein wenig vom Gas. Daniil hatte etwas mehr Schwung und hat mich überrascht. Ich musste nach links ausweichen, damit er mir nicht ins Auto fährt, und dann hatte ich keine andere Wahl als Kimi zu berühren. Es ist natürlich das Schlimmste überhaupt, wenn sich zwei Teamkollegen berühren", so der Deutsche.

Dass es am Ende für die beiden Ferraris, die bei dem Crash leicht bis stark beschädigt wurden, noch zu den Plätzen zwei und fünf reichte, grenzt da fast schon an ein Wunder. "Gott sei dank ist es mit der Safety-Car-Phase für uns beide relativ glimpflich ausgegangen, dass wir weiterfahren konnten. Dann noch bis auf den zweiten Platz vorzufahren ist ein tolles Ergebnis", weiß auch Vettel.

Wäre der Sieg möglich gewesen?

"Ich hatte ein spannendes Rennen und viele Autos vor mir, die ich überholen musste. Das hat viel Spaß gemacht", so der neue WM-Vierte, der in seiner Formel-1-Karriere nun insgesamt 81 Podestplätze auf dem Konto hat. Damit liegt er gemeinsam mit Teamkollege Räikkönen auf Platz fünf der ewigen Bestenliste. Kurios: In dem ereignisreichen Rennen zerstörte sich Vettel bei einem Zwischenfall mit Valtteri Bottas später auch noch seinen zweiten Frontflügel.

"Das habe ich bis zum Ende gar nicht gemerkt, weil das Auto schon vorher einen Knacks hatte", verrät Vettel, der auf einen weiteren Flügelwechsel verzichtete. Teamchef Maurizio Arrivabene erklärt: "Die Ingenieure haben die Daten geprüft. Das Austauschen hätte mindestens zehn Sekunden gekostet. Die wieder aufzuholen, wäre schwierig geworden." Letztendlich reichte es auch so zu Rang zwei - und mehr wäre wohl sowieso nicht drin gewesen.

"Ich glaube, Nico war heute in seiner eigenen Welt. Schwer zu sagen, ob wir ihn unter Druck hätten setzen können", grübelt Vettel und auch Räikkönen erklärt: "Das ist unmöglich zu sagen." Arrivabene zeigt sich etwas optimistischer und sagt: "Ich glaube, dass wir heute unter normalen Umständen eine sehr gute Chance gehabt hätten, das Rennen zu gewinnen." Und so bleibt der Startunfall nach dem Rennen das bestimmende Thema in der Ferrari-Box.

Räikkönen nimmt Vettels Entschuldigung an

"Der Start war nichts, auf das wir stolz sein können", erklärt Präsident Marchionne, der sich seinen Formel-1-Besuch wohl anders vorgestellt hatte. "Ich glaube, dass die Autos sehr gut gewesen wären, wenn wir nicht den schlimmen Start gehabt hätten", erklärt der Italiener, der anschließend immerhin "keine schlechte Aufholjagd" seiner beiden Fahrer erlebte. "Ich glaube, nach dem Rückschlag in der ersten Runde hätte es nicht viel besser laufen können", weiß auch Vettel.

Räikkönen musste sich sogar von ganz hinten wieder vorarbeiten. "Beim Start gab es einen Zwischenfall, und danach waren wir mehr oder weniger Letzter. Das hat das Rennen sehr schwierig gemacht", berichtet der Finne und erklärt: "Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen quasi gelaufen." Der Weltmeister von 2007 zog sich bei der Kollision einen Plattfuß zu und verlor seinen Frontflügel.

"Ich ging sofort (nach dem Rennen) zu Kimi, um mich zu entschuldigen. Er wusste gar nicht, was los war. Er konnte mich wahrscheinlich gar nicht sehen - und Daniil erst recht nicht", erklärt Vettel. "Ich habe mich plötzlich gedreht", berichtet Räikkönen, der nun allerdings nicht sauer auf seinen Teamkollegen ist. "Er hat es ganz sicher nicht absichtlich gemacht", sagt Räikkönen und ergänzt: "Der fünfte Platz ist kein Desaster, aber es ist nicht das, was wir uns vorgestellt hatten."

"Wir spielen hier nicht Monopoly"

Vor allem in der Ferrari-Chefetage wird man den Crash wohl ganz genau aufarbeiten wollen. Arrivabene erklärt: "Solche Unfälle gehören zum Rennfahren dazu. Natürlich ist es nicht gut, wenn die eigenen zwei Fahrer involviert sind, aber was soll ich sonst dazu sagen?" Interessant: Die Schuld sucht der Italiener nicht beim Red-Bull-Piloten. "Ich möchte nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Das ist nicht korrekt", erklärt er.

"Kwjat ist schnell in die Kurve reingefahren, aber Seb und Kimi hätten an seiner Stelle nicht anders gehandelt. Seb wollte ausweichen, aber leider war dort schon Kimi. That's Racing. Wir spielen hier nicht Monopoly", so der Teamchef. Gleichzeitig verrät er, dass Präsident Marchionne nach dem Vorfall "nicht happy" war. "Aber er hat die Umstände gesehen. Was willst du da machen? Das Team war daran nicht schuld und das Auto auch nicht, aber natürlich war er nicht glücklich", so Arrivabene.

Rein sportlich zieht Mercedes-Pilot Nico Rosberg in der Weltmeisterschaft immer weiter davon. Der Vorsprung auf Vettel und Räikkönen beträgt nun bereits 42 beziehungsweise 27 Zähler. Auch in der Konstrukteurs-WM haben die Silberpfeile ihren Vorsprung leicht ausgebaut: Dort führt Mercedes vor Ferrari nun bereits mit 114:61 Punkten. Dass die Silberpfeile in den drei bisherigen Rennen - trotz eigener Probleme - fast doppelt so viele Zähler wie die Scuderia sammelten, dürfte Arrivabene und Co. überhaupt nicht gefallen...

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