Wolff erteilt Absage: Nicht masochistisch genug für Alonso

, 04.07.2017

Fernando Alonso wird laut eigener Aussage im kommenden Jahr gewinnen, doch bei Mercedes schiebt man ihm einen Riegel vor: Toto Wolff nicht masochistisch genug

"Nächstes Jahr wird ein glückliches Jahr", sagt Fernando Alonso. Nach drei schwierigen Jahren bei McLaren geht es für den Spanier um seine Zukunft in der Formel 1. Noch immer träumt er von einem dritten Titel, von dem er aktuell bei McLaren-Honda meilenweit entfernt ist. Die ganze Formel-1-Welt fragt sich: Was wird Fernando Alonso als nächstes tun? Gibt er seinem Team eine weitere Chance oder wechselt er?

"Wo immer ich auch sein werde, es wird die perfekte Lösung sein", kündigt der zweimalige Weltmeister selbstbewusst an. Laut eigener Aussage gibt es noch viele Möglichkeiten, zudem erwartet er ein paar Überraschungen. Für ihn steht aber bereits eines jetzt fest: "Egal welche Entscheidung ich treffen werde, ich werde 2018 gewinnen. Das wird mich glücklich machen", so der Spanier.

Nein, er spricht nicht über einen Wechsel in die IndyCar-Serie, wo er im Mai beim Indy 500 für Aufregung sorgte. Er redet konkret über die Formel 1, doch wenn es um Siege geht, gibt es eigentlich nicht viele Möglichkeiten. Aktuell sind nur Mercedes und Ferrari aus eigener Kraft siegfähig. Red Bull staubt dann und wann einen Erfolg ab, doch sollte ein Fahrer dort abwandern, würde man immer Piloten aus dem eigenen Juniorprogramm bevorzugen.

Berger: Alonso hat verbrannte Erde hinterlassen

Blieben Ferrari und Mercedes übrig. Sollte Alonso zu einem dieser Rennställe wechseln, könnte sich der geneigte Formel-1-Zuschauer wohl freuen. "Bei beiden Teams müssten sich Hamilton und Vettel warm anziehen, wenn er ihr neuer Teamkollege werden würde", würde sich auch Ex-Pilot Gerhard Berger bei 'Bild' einen entsprechenden Wechsel wünschen. Er sieht jedoch ein Problem: "Auf der anderen Seite hat Alonso in seinen ersten Gastspielen bei Mercedes und Ferrari viel verbrannte Erde hinterlassen und muss sich selbst an die Nase fassen, wenn es nicht klappt."

Bei Ferrari ging Alonso nicht gerade im Frieden. Er hatte offiziell die Lust an zweiten Plätzen verloren, zudem schien es hinter den Kulissen nicht immer reibungslos abzulaufen. Doch er betont, dass es nur mit dem damaligen Teamchef Marco Mattiacci zu tun hatte, der mittlerweile nicht mehr an Bord ist. Sein Berater Flavio Briatore wollte eine Rückkehr nach Maranello zuletzt nicht ausschließen.

Flavio Briatore spielt auch eine Rolle bei den Gerüchten rund um Mercedes. Der Italiener traf sich in Baku mit Motorsportchef Toto Wolff und Aufsichtsratsvorsitz Niki Lauda zum gemeinsamen Abendessen. Dass es ein ungezwungener Treff unter alten Bekannten war, mag vielleicht nicht jeder so sehen, doch über einen Wechsel Alonsos habe man angeblich nicht gesprochen, wie Toto Wolff meint. "Es gab keine Vertragsgespräche. Wir sind sehr glücklich mit unseren beiden Fahrern", so der Österreicher.

Lauda: "Die Gerüchte stimmen überhaupt nicht"

Auch sein Landsmann Niki Lauda will in das Dinner nicht zu viel interpretieren: "Wir waren Abendessen, weil Flavio uns in ein ihm bekanntes Restaurant eingeladen hat. Das war drei Minuten von unserem Hotel weg. Es hat überhaupt nichts mit Alonso zu tun", betont der Ex-Weltmeister. Außerdem habe man bei den Silberpfeilen keinen Platz frei. "Die Gerüchte stimmen überhaupt nicht", stellt er klar.

Dass man keinen Platz frei habe, stimmt faktisch jedoch nicht. Lewis Hamilton besitzt zwar einen Vertrag, Valtteri Bottas ist jedoch nur für dieses Jahr gebunden. Der Finne erledigt seine Arbeit bislang zur Zufriedenheit des Teams und könnte weiter beschäftigt werden. Ex-Weltmeister Damon Hill sieht jedoch einen anderen Grund, wieso Mercedes "keinen Platz" haben könnte: "Fernando nimmt mehr als nur einen Platz ein, und Lewis nimmt mehr als nur einen Platz ein. Sie beide im gleichen Team zu haben, könnte sehr explosiv sein", sagt der Brite. "Ich sehe nicht, dass es funktioniert."

Wolff hat wenig Lust auf Stallkrieg

Und wieder würde Fernando Alonso seine Vorgeschichte im Weg stehen. Unvergessen ist die Saison 2007, als er und Hamilton bei McLaren-Mercedes um den Titel fuhren. Der Streit zwischen beiden eskalierte so sehr, dass am Ende Kimi Räikkönen als lachender Dritter profitierte und seinen einzigen WM-Titel einfuhr. Zudem sorgte Alonsos Aussage in der Spionageaffäre dafür, dass McLaren-Mercedes 100 Millionen US-Dollar Strafe zahlen musste.

Bei den Silberpfeilen weiß man durch Nico Rosberg, wie nervenzehrend ein Stallkrieg mit Lewis Hamilton sein kann - dabei gilt der Deutsche noch als ruhiger Vertreter. Auf einen Fernando Alonso will man sich daher gar nicht einlassen: "Jeder von uns hat masochistische Neigungen, aber meine gehen nicht so weit", lacht Wolff auf Alonso angesprochen. Zwar schätze er den Spanier als Rennfahrer sehr, "aber man muss die Gesamtumstände sehen", sagt der Motorsportchef.

"Es geht darum, wie sie miteinander arbeiten und wie sie das Auto schneller machen. Darum ist die Dynamik ziemlich wichtig", so Wolff weiter. Hat er Briatore beim Dinner also abblitzen lassen? Eventuell ging es ja auch um Mercedes-Motoren für McLaren 2018. Es ist kein Geheimnis, dass sich der Rennstall nach einem neuen Partner umsieht, nachdem die Stricke mit Honda so langsam zu reißen scheinen.

Alonso macht Verbleib nicht von Motor abhängig

Bei McLaren betont man, dass man Alonso gerne halten möchte. Dafür müsse man ihm aber garantieren, dass man 2018 ein konkurrenzfähiges Paket hat. Das Auto stimmt, doch der Motor ist der große Knackpunkt derzeit - und Mercedes könnte der Baustein sein, um McLaren wieder auf die richtige Spur zu bringen und Alonso zum Bleiben zu bewegen. Doch der winkt ab: "Es ist nicht so, dass ich meine Entscheidung davon abhängig mache, welchen Motor wir haben werden."

Der 35-Jährige gibt sich weiterhin betont gelassen, was seine Zukunft angeht. Er habe alles unter Kontrolle beteuert er, und in Baku will er trotz der sportlichen Krise einen "positiven Tag" erlebt haben. Wie immer deuten seine Aussagen auf den Wechsel zu einem absoluten Spitzenteam hin, doch wie immer lassen sich seine Aussagen auch in alle Richtungen interpretieren, wie Damon Hill meint.

"Er sagt, dass er gewinnen wird. Was heißt das? Es heißt nicht, dass er in einem Siegerauto sitzen oder Grands Prix gewinnen wird. Er ist ein Siegertyp. Er wird immer gewinnen. Das hat er gesagt", liest er zwischen den Zeilen. Es dürften noch ein paar spannende Monate werden. Im September will sich Alonso entscheiden ...

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