Bugatti Grand Sport Vitesse Ettore Bugatti: Ein furioses Ende für die Legende

, 13.08.2014


Sein Traum als junger Mann bestand darin, den stärksten und luxuriösesten Serienwagen der Welt zu bauen. Er schaffte es tatsächlich und schuf den legendären Typ 41 Royale: Ettore Bugatti. Das letzte von insgesamt sechs Legenden-Fahrzeugen von Bugatti widmen die Franzosen ihrem Gründer und Patron - und lassen es dabei noch einmal richtig krachen. Als historisches Vorbild des Bugatti Grand Sport Vitesse Ettore Bugatti dient der Typ 41 Royale aus den 1920er-Jahren. Wie alle fünf vorangegangenen Modelle ist die finale Ausgabe auf drei Fahrzeuge limitiert und kostet 2.796.500 Euro (2.350.000 Euro netto).


Die letzte Legende mit 1.200 PS

Ettore Bugatti selbst ist eine Legende und gilt als einer der bedeutendsten Köpfe der Automobilwelt des 20. Jahrhunderts. Unter der Führung von Ettore Bugatti entstanden Fahrzeuge, die technisch und stilistisch ihrer Zeit voraus waren und die heute zu den wertvollsten Sammlerstücken zählen, wie zum Beispiel der legendäre Typ 57 SC Atlantic oder der beeindruckende Typ 41 Royale. Aber auch die Leichtbauentwürfe der 1920er-Jahre, wie der Typ 13 Brescia oder der Typ 35, mit 2.000 Siegen und Podiumsplätzen einer der erfolgreichsten Rennwagen der Motorsportgeschichte, sind markante Vertreter der Marke.

Der „Ettore Bugatti“ basiert wie alle Legenden-Fahrzeuge auf dem Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse, dessen 8,0 Liter großer W16-Motor aus 1.200 PS ein Drehmoment von gewaltigen 1.500 Nm von 3.000 bis 5.000 U/min entwickelt. So ausgerüstet, schafft der Supersportwagen den Spurt von 0 auf Tempo 100 in nur 2,6 Sekunden. Mit der im April 2013 offen gefahrenen Höchstgeschwindigkeit von 408,84 km/h ist der Vitesse der schnellste Serien-Roadster der Welt.

Design: Das gab es noch nie bei Bugatti

Die Gestaltung der Carbon-Karosserie des „Ettore Bugatti“ lehnten die Macher an einen Typ 41 Royale aus dem Jahr 1932 mit der Chassisnummer 41111 an und hielten den Supersportwagen im sogenannten Farbsplit „Ying Yang“. Der vordere Teil besteht aus handpoliertem Aluminium, das die Franzosen mit Klarlack überzogen. Erstmals gelangt bei Bugatti Sicht-Aluminium für die komplette Front und Seite zum Einsatz. So bestehen die Frontklappe, die Spiegelfüße und -klappen, die Türaußengriffe, die Stoßfängerecken, die Kotflügel, die Türen und der Bereich hinter den Türen, die so genannten Medaillons, aus handpoliertem Aluminium. Den hinteren Teil des Fahrzeuges sowie die Schweller und A-Säulenverkleidungen hielt Bugatti in dunkelblauem Sicht-Carbon.

Die im Diamantschliff polierten, dunkelblau auslackierten und extra für dieses Fahrzeug entwickelten Felgen sind dem berühmten Bugatti-Aluminiumrad nachempfunden. Das achtspeichige Rad stellte eine Kreation Ettore Bugattis dar, der ein leichtes Rad für seine Rennwagen, wie den glorreichen Typ 35, suchte. Damit trug Ettore ganz entscheidend zur Entwicklung des Aluminiumrades für den Automobilbau bei. So trägt das neue Felgendesign an diesem Fahrzeug ebenfalls den Namen „Ettore Bugatti“.


Das markante Bugatti-Hufeisen und das „EB“-Logo am Heck erstrahlen in Platin und unterstreichen die glänzende Außenansicht der Bugatti-Legende. In den mit silberfarbenem Lack veredelten Tank- und Öldeckel gravierten die Macher die Signatur des Firmengründers „Ettore Bugatti“.

Innenraum: Das gibt es sonst nur für feinste Schuhe

Im Legenden-Fahrzeug „Ettore Bugatti“ verwendet Bugatti zum ersten Mal zwei Ledersorten: das traditionelle Rindsleder, hier in dem natürlichen Braunton „Brun Cavalier“, mit dem das Interieur vollständig ausgekleidet ist. Eine Ausnahme bilden die Teile, welche in der Regel die Hände berühren: der Lenkradkranz, der Gangwählhebel, die Türgriffe, die Armauflage der Mittelkonsole sowie die Türgriffmulden, die Schalter in den Türverkleidungen und im Dachmodul sind mit exklusivstem naturbelassenen „Cordovan“-Leder ummantelt. Bugatti verwendet diese aufwändig bearbeitete Ledersorte - allein der Gerbprozess dauert rund sechs Monate - zum ersten Mal. Das edle Leder gelangt üblicherweise für feinste Schuhe zum Einsatz und ist besonders widerstandsfähig und griffig.

Das blaue Sicht-Carbon des Exterieurs nahm Bugatti im Innenraum erneut auf. So bestehen die Türverkleidungen und der Deckel des Ablagefaches in der Rückwand aus blauem Sicht-Carbon. Dazu passen die dunkelblauen Ziernähte auf den Sitzen. Als Blickfang des Interieurs erweist sich der platinierte „Tanzende Elefant“, eingelassen in den Deckel des Ablagefaches an der Rückwand und eine Reminiszenz an die Kühlerfigur des Typ 41 Royale, die Ettores Bruder, der Bildhauer Rembrandt Bugatti, als Persiflage auf die geflügelte Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“ von Rolls-Royce schuf.

Darüber hinaus findet man im Fahrzeug weitere typische Legenden-Merkmale, wie zum Beispiel den in „Brun Cavalier“ belederten Einleger an der Verlängerung der Mittelkonsole mit dem Schriftzug „Les Légendes de Bugatti“ und dem Relief des tanzenden Elefanten sowie die Türeinstiegsleisten mit dem Abbild und der Signatur Ettore Bugattis.

Ettore Bugatti: Der Aufstieg zur Legende begann mit einem Dreirad

Ettore Arco Isidoro Bugatti, so sein vollständiger Name, kam am 15. September 1881 in Mailand als zweitältester Spross einer Künstlerfamilie zur Welt. Seine Eltern hofften, dass er, ebenso wie Vater und Großvater, einen künstlerischen Beruf ergreifen würde. Da er sich aber sehr für Technik interessierte, verließ er die Mailänder Kunstakademie „Accademia di Belle Arti di Brera“ und begann mit 17 Jahren die Lehre in einer Fahrrad- und Dreiradfabrik. Dort baute er sein erstes motorisiertes Dreirad, und bald darauf folgte bereits das erste Automobil. Die Konstruktion war so bemerkenswert, dass sie ihm auf einer international beachteten Ausstellung in Mailand einen Preis einbrachte.

 

Im Jahr darauf zog Ettore Bugatti ins elsässische Niederbronn, wo ihm der Fabrikant De Dietrich, begeistert von Ettores erster Konstruktion, die technische Leitung der Automobilproduktion anvertraute. Bis 1904 entwickelte Ettore Bugatti neue Modelle und nahm an verschiedenen Autorennen teil. Nach dem Ausscheiden bei De Dietrich & Cie übernahm Bugatti eine Reihe von Anstellungen in der Automobilkonstruktion.


Im September 1907 unterschrieb Bugatti bei der Deutz Gasmotoren-Fabrik in Köln. Zu dieser Zeit entwickelte Bugatti privat mit dem Typ 10 einen sehr leichten Wagen, den er wenig später unter eigenem Namen baute. 1909 verließ Bugatti Deutz und pachtete im elsässischen Molsheim die leer stehenden Gebäude einer Färberei, um sein eigenes Automobilunternehmen zu gründen. Die Produktion des T13 begann und stieg über die Jahre hin kontinuierlich an.

Es folgten weitere leichte Sportwagen und der Einstieg in den Rennsport. Bugatti feierte Rennerfolge 1920 in Le Mans und 1921 gleich vierfach in Brescia. Im Jahr 1925 erfolgte der Bau des berühmten Typ 35 Grand Prix Wagens, mit dem Bugatti allein in den ersten neun Monaten unglaubliche 412 Rennen gewann. In diesen Jahren begann die Produktion der Automobile, die man heute mit der Marke Bugatti verbindet: Renn-, Sport- und Tourenwagen. 1926 entstand der Prototyp einer königlichen Limousine: der Typ 41 Royale.

Ettore erwies sich als vielseitiger Tüftler. Er konstruierte nicht nur Autos, sondern widmete sich ebenfalls der Konstruktion von Zügen, Flugzeugen und Booten. So wurden Anfang der dreißiger Jahre in Molsheim Royale-Motoren für den neuen Hochgeschwindigkeitszug der französischen Eisenbahnen produziert.

1934 startete die Produktion des Typ 57, des meistverkauften Bugatti-Tourenwagens mit der von Ettores Sohn Jean entworfenen Karosserie. 1936 übergab Ettore das Tagesgeschäft an Jean, der sich als begnadeter Designer bereits einen Namen gemacht hatte. Auf dem Sohn lagen Ettores Hoffnungen, die Firma weiterzuführen. 1939 kam Jean jedoch bei einem Autounfall ums Leben, ein schwerer Schicksalsschlag für Ettore, der nicht ohne Folgen für das Unternehmen blieb.


Bugatti starb am 21. August 1947 an den Folgen einer Lungenentzündung in Paris. Die Geschäfte wurden mit dem Verkauf des Unternehmens Anfang der 1960er-Jahre eingestellt. Erst mit dem Kauf der Markenrechte durch Volkswagen im Jahr 1998 und der Entwicklung des Bugatti Veyron 16.4 wurde der Grundstein für eine nachhaltige erfolgreiche Wiederbelebung der Marke gelegt.

Buggati Typ 41 Royale: Eine Ikone und der „Wagen der Könige“

1926 war es soweit: Für den Prototypen des sagenumwobenen Bugatti Typ 41 Royale, der alle anderen Automobile an Leistung, Größe, Komfort, Qualität und Eleganz in den Schatten stellen sollte, konstruierte Ettore einen knapp 15 Liter großen Reihenachtzylinder mit obenliegender Nockenwelle, bei dem Motorblock und Motorkopf ein monolithisches Ganzes bildeten.

Der Serienmotor hatte schließlich 12,7 Liter Hubraum mit den damals für Bugatti üblichen drei Ventilen pro Zylinder. Bei weniger als 2.000 U/min entwickelte das Triebwerk ca. 300 PS. Damit erzielte der Bugatti Typ 41 Royale eine für damalige Verhältnisse atemberaubende Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Auch die Maße des Royales sind mit einer Länge von etwa 6,50 Metern und einem Radstand von 4,30 Metern „königlich“. Der Royale wiegt rund drei Tonnen und der Tank besitzt eine Kapazität von 190 Litern. Als Krönung ziert den Kühler die berühmte Elefantenskulptur - ein Symbol, das bis heute für die Marke Bugatti steht.

Ettore konnte seinen Plan, insgesamt etwa 25 Royale-Fahrzeuge zu bauen und an Könige und Staatsoberhäupter zu verkaufen, allerdings zu jener Zeit aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa und Amerika nicht realisieren. So wurden nur sechs Fahrzeuge gebaut, die alle noch heute erhalten sind.

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