Seine Karriere war nur kurz und wurde jäh durch einen tragischen Unfalltod beendet - und doch prägte er entscheidend die Entwicklung der Nobelmarke Bugatti. Mit dem 1.200 PS starken Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse Jean Bugatti feiert der französische Luxushersteller jetzt den ältesten Sohn des Unternehmensgründers Ettore Bugatti und Jeans berühmteste Kreation, den legendären Typ 57SC Atlantic, der aktuell als teuerstes Auto der Welt gilt. Der neue Vitesse „Jean Bugatti“ kostet in Deutschland 2.713.200 Euro (2,28 Millionen Euro netto) und ist, wie alle sechs Legenden-Editionen, auf drei Fahrzeuge limitiert.
© Foto: Bugatti
Gianoberto Carlo Rembrandt Ettore Bugatti, von allen Jean genannt, wurde 1909 geboren. Ab den späten 1920er-Jahren nahm Jean Bugatti mit eigenen Konstruktions- und Designideen wachsenden Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens im elsässischen Molsheim. 1936 übernahm der Sohn im Alter von 27 Jahren die Leitung des Unternehmens und sicherte sich mit seinen Karosserien und Entwürfen von wegweisenden Motoren und Chassis bis zu seinem Unfalltod 1939 während einer Testfahrt einen Platz in der Automobilgeschichte.
Einer der herausragendsten Entwürfe Jean Bugattis stellt zweifellos der Typ 57SC Atlantic dar, der zu den exklusivsten und außergewöhnlichsten Sportcoupés gehört, die je gebaut wurden, und heute zu den teuersten Oldtimern zählt. Von diesem Modell baute Bugatti nur vier Stück, wovon noch zwei erhalten blieben. Eines der Modelle gehört dem Designer Ralph Lauren, das andere soll bei einer Auktion im Mai 2010 im kalifornischen Oxnard einen Preis zwischen 30 und 40 Millionen US-Dollar erzielt haben.
Design: Jetzt erstmals mit wertvollem Platin
Das Legenden-Fahrzeug „Jean Bugatti“ stellt eine Reminiszenz an das seit dem 2. Weltkrieg verschollene „La Voiture Noire“ (französisch „Das schwarze Auto“) des Atlantic dar, das Jean Bugatti selbst fuhr. Die Karosserie des Legenden-Vitesse „Jean Bugatti“ besteht komplett aus tiefschwarzem Sichtcarbon. Extravaganz verleiht dem Supersportwagen der Einsatz von Platin an der Fahrzeughülle. So glänzen das berühmte Bugatti-Hufeisen am Frontgrill und das EB-Logo am Heck in Platin. Bugatti setzt dieses edle Material erstmals an der Außenhaut eines modernen Modells ein.
Den eleganten minimalistischen Auftritt unterstrichen die Macher durch die Räder mit schwarzen diamant-geschliffenen Felgen. Als Referenz an den Namensgeber der Legende wurde die Signatur Jean Bugattis auf dem Tank- und dem Öldeckel eingelasert und in Arktisgrau auslackiert.
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Das aktuelle Sondermodell basiert auf dem Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse, dessen 8,0 Liter großer W16-Motor aus 1.200 PS ein Drehmoment von gewaltigen 1.500 Nm von 3.000 bis 5.000 U/min entwickelt. So ausgerüstet, schafft der Supersportwagen den Spurt von 0 auf Tempo 100 in nur 2,6 Sekunden. Mit der im April 2013 offen gefahrenen Höchstgeschwindigkeit von 408,84 km/h ist der Vitesse der schnellste Serien-Roadster der Welt.
Innenraum: Edle Materialien mit historischem Bezug
Im Interieur setzten die Designer das Thema „La Voiture Noire“ mit größtmöglichem historischen Bezug zum Original um. Das gesamte Interieur des Legenden-Vitesse „Jean Bugatti“ ist mit Leder ausgekleidet. So wie den Bugatti Typ 57SC Atlantic, prägen ebenfalls den Vitesse innen dezente Beige- und Brauntöne. Sitze, Armaturenbrett, Lenkrad, Schalttafel, Mittelkonsole sowie Türverkleidungen und Windlauf hielten die Macher in warmem „Chocolat“-Braun.
Den Kontrast bildet - wie auch im Originalfahrzeug - der Lederbezug in hellbeigefarbenem „Silk“, der sich über die verlängerte Mittelkonsole zieht und sich darüber hinaus im Fußraum, an den äußeren Türverkleidungen und in den Griffmulden wiederfindet. Die Farben aller Ziernähte im Fahrzeug wählten die Macher passend zum jeweiligen Leder.
Als besonders auffällig erweisen sich die aufwändigen Stickereien an den Türen und an der Klappe des hinteren Ablagefaches, die auf das Legenden-Vorbild verweisen. So stickte Bugatti die seitliche Silhouette des Typ 57SC in die braunen Türen mit Garn in kontrastierendem Silk-Beige ein. Auf dem hinteren beigefarbenen Ablagefach verewigte der Supersportwagen-Hersteller die Silhouette des Atlantic aus der Vogelperspektive mit braunem Garn als Zierstickerei.
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Die Liebe zum Detail und der Anspruch an die Verarbeitung feinster Materialien zeigt sich im Innenraum ferner am Lenkrad, wo das EB-Logo - wie an der Außenhaut - in Platin schimmert. Ein weiteres Highlight stellt der Wählhebel dar, für den wertvolles Rosenholz zum Einsatz gelangte, um auch hier Originaltreue zum Typ 57SC Atlantic zu erreichen. Weitere spezifische Legenden-Merkmale: ein Einleger aus Leder an der Verlängerung der Mittelkonsole mit dem Schriftzug „Les Légendes de Bugatti“ sowie die Türeinstiegsleisten mit dem Konterfei und der Signatur von Jean Bugatti.
Plötzlich verschwunden: Das sagenumwobene „Voiture Noire“
Den Typ 57SC Atlantic baute Bugatti in den Jahren 1936 bis 1938 insgesamt nur vier Mal. Lediglich zwei dieser Fahrzeuge existieren heute noch in komplett originalem Zustand. Der Atlantic gilt als die berühmteste Variante des Typ 57, von dem die Franzosen insgesamt 710 Exemplare produzierten. Mit der SC-Version (SC steht für Kompressor) wollte Jean Bugatti damals neben der Serienversion eine Rennsport-Variante anbieten.
Jean Bugatti, der sich bereits mit dem Typ 41 Royale, dem Typ 55 Roadster und dem Typ 50 als Talent für besondere Karosseriedesigns erwies, verantwortete die Formgebung des Atlantic, die extrem leicht und strömungsgünstig sein sollte. Als Material gelangte Aluminium zum Einsatz. Dadurch entstand das unverkennbare Design-Merkmal des Atlantic, eine klar akzentuierte Kammlinie, die senkrecht stehend von der Windschutzscheibe bis zur hinteren Stoßstange verläuft und als genietete Naht beide Aluminium-Karosseriehälften zusammenhält und auch heute noch ein bestimmendes Element im Bugatti-Design darstellt.
Die von der Karosserie abgesetzten Räder betonen enorme Kotflügel. In der Ansicht von oben, die zeigt, wie die extrem lange Motorhaube über das runde Heck in ein Oval mündet, wird die anmutige und elegante Form des Atlantic besonders deutlich. Für den Vortrieb des Sportcoupés sorgte ein Achtzylinder-Reihenmotor mit 3.257 cm³ Hubraum, der 200 PS leistete. Das reichte für eine damals imposante Höchstgeschwindigkeit von rund 225 km/h.
Das sagenumwobene „La Voiture Noire“, war das erste der insgesamt vier gebauten Fahrzeuge. Es gehörte Jean Bugatti und ging in den Wirren des 2. Weltkrieges während eines Transportes verloren. Ort und Umstände des Verschwindens sind bis heute ungeklärt.