McLaren 570GT Test: Ferrari & Co. müssen aufpassen

, 16.06.2016


Begehrenswert und dennoch mit einem Ärgernis verbunden: Echte Sportwagen sind schnell, aggressiv und kompromisslos. Doch Reisen sind damit nur bedingt möglich. Schluss damit: Der neue McLaren 570GT will es anders machen, ist auf Komfort ausgelegt und besitzt sogar einen zusätzlichen Kofferraum. Wird der McLaren 570GT im Vergleich zur Hardcore-Version 570S zum Softie? Wir fuhren beide McLaren, um herauszufinden, wie weit der Fahrspaß mit dem McLaren 570GT reicht.

Die Angriffslust ist dem McLaren 570GT ins Gesicht gezeichnet, der sich die aerodynamisch ausgefeilte Front mit dem McLaren 570S teilt und den Luftstrom über und unter die Karosserie sowie entlang der Flanken leitet - mit möglichst wenig Luftwiderstand und zugleich den Anpressdruck steigernd. Weitere Akzente setzen die großen Luftöffnungen an der Front und an der Seite, der mächtige Heckdiffusor und der fest installierte Heckspoiler, der 10 Millimeter größer ist als bei den herkömmlichen Coupé-Modellen.

Doch es dürfte der Look des Hecks sein, bei dem sich die Käufer für den McLaren 570GT oder den McLaren 570S entscheiden. Der Style des McLaren 570S erinnert an einen Rennwagen, während sich die Dachlinie des McLaren 570GT flach bis zum Heckabschluss durchzieht - ein Gentleman-Sportwagen, der die Eleganz verkörpert, wozu auch das Glasdach beiträgt, das sich wie der Flügel eines Klaviers seitlich öffnet. Der Bonus des McLaren 570GT: mehr Platz. Ein Erkennungsmerkmal aller Modelle von McLaren stellen die V-förmigen, nach oben und seitwärts öffnenden Türen dar, die den Ein- und Ausstieg erleichtern.

Antrieb: Massive Performance - wozu 570 PS fähig sind

Hinter den Rücksitzen, unter dem Kofferraum schlägt das Herz des McLaren 570GT: ein 3,8 Liter großes V8-Biturbo-Triebwerk mit einer Leistung von 570 PS bei 7.500 U/min. Das maximale Drehmoment von 600 Nm liegt zwischen 5.000 und 6.500 Touren an. Die Leistung wird durch ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterräder übertragen. Atemberaubend ist die Performance des Mittelmotor-Sportwagens: 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden, 0 auf 200 km/h in 9,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 328 km/h.

Zum Vergleich: Der McLaren 570S erledigt den Sprint auf 100 km/h in 3,2 Sekunden, passiert die 200 km/h-Marke nach 9,5 Sekunden und erzielt die identische Höchstgeschwindigkeit von 328 km/h.

Schade: Die Nachbarn stehen Nachts nicht mehr im Bett

Den Startknopf gedrückt, fällt der Motorsound des McLaren 570S tatsächlich dezenter aus - damit gelingt das Wecken der Nachbarn nicht so vehement wie mit dem McLaren 570S. Auf Ohrenstöpsel kann der Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten ebenfalls verzichten. Die GT-Version bietet durchaus einen charaktervollen, ansprechenden Sportwagen-Sound, aber den puren Rennwagen-Sound - insbesondere bei hoher Speed - besitzt der 570S.

Das Automatikgetriebe des McLaren 570GT stimmten die Macher beim Anfahren und bei niedrigen Geschwindigkeiten sanfter ab als beim McLaren 570S. Doch keine Sorge: Über die Paddles am Lenkrad zum manuellen Schalten lässt sich auch der Grand Tourer bissig aus dem Drehzahlkeller herauskatapultieren, während die Insassen regelrecht in die Sitze gepresst werden.

Je höher die Drehzahlen, desto besser klingt der McLaren 570GT und desto besser spricht der Motor an - insbesondere ab 4.000 Touren. Die Drehmomententfaltung fühlt sich bei dem britischen Sportwagen im mittleren Bereich besser an als beim Audi R8, was sich in einem stärkeren Durchzug auswirkt. Spontane Zwischenspurts und Überholvorgänge werden damit zu einer besonders leichten Übung. Im hohen Drehzahlbereich findet sich von einer Turboverzögerung keine Spur - der McLaren packt mit viel Biss zu.

Das allgemeine Setup des 570GT legte McLaren darauf aus, dass Fahrten auf Landstraßen und Autobahnen angenehmer werden und den Fahrkomfort auf schlechten Straßen bestmöglich erhalten. Dies erreichten die Briten durch eine weitere Verfeinerung des Federungssystems, beispielsweise durch eine Reduzierung der Federraten - 15 Prozent vorne und 10 Prozent hinten. Unabhängig arbeitende adaptive Dämpfer lassen sich dynamisch durch die Modi „Normal“, „Sport“ und „Track“ einstellen.

In der Tat lässt sich im „Normal“-Modus ein deutlicher Komfortgewinn des McLaren 570GT gegenüber dem McLaren 570S spüren. Auf Straßen mit schlechten Oberflächen absorbiert der McLaren 570GT Unebenheiten sehr gut und besitzt zudem eine leichtgängige, aber dennoch sehr präzise Lenkung. Nach einer längeren Fahrt fühlt man sich nicht so durchgerüttelt wie im kompromisslos ausgelegten McLaren 570S.

Ein Druck auf den Zauberknopf - so drastisch ändert sich der Charakter

Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit und der McLaren 570GT wird in die Kurvenreviere entführt und richtig herangenommen. Schließlich wollen McLaren-Fahrer ihren Sportwagen nicht nur entspannt über den Prachtboulevard und die Autobahn cruisen, sondern auch richtig zackig ums Eck und einfach nur Spaß haben - wenn es der McLaren 570GT kann.

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