Timo Scheider kämpft mit den Tränen, als er in Hockenheim seinen Abschied nach 16 Jahren DTM verkündet - Sein Karriereende hatte er sich anders vorgestellt
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Wenn einem gestandenen Piloten mit 16 Jahren DTM-Erfahrung die Tränen in die Augen schießen, dann ist das ohne Frage ein ganz besonderer Moment. Als die Journalisten in Hockenheim am Samstagabend spontan die Einladung zu einer außerordentlichen Pressekonferenz mit Timo Scheider erhielten, da ahnten die meisten bereits, dass der zweimalige DTM-Champion um kurz nach 19:00 Uhr seinen Rücktritt verkünden würde. Allerdings rechnete wohl kaum einer damit, dass es so emotional werden würde.
"Wie man sich vielleicht denken kann, ist der Anlass nicht gerade ein schöner", beginnt Scheider seine rund zehn Minuten lange Abschiedsrede und erklärt: "Ich habe vor zwei Tagen einen Anruf erhalten, bei dem mir mitgeteilt wurde, dass ich mit Audi in der DTM keine Zukunft mehr habe. Das Ganze ist natürlich ein Stück weit tragisch, weil ich es mir ehrlich gesagt ein bisschen anders vorgestellt hatte."
Scheider, der seine Karriere nicht freiwillig beendet, verrät: "Ich hätte diesen Abschied gerne anderes zelebriert." Doch für einen großen Abschied, wie ihn beispielsweise die BMW-Piloten Martin Tomczyk und Antonio Felix da Costa nur einen Tag zuvor feierten, fehlte schlicht und ergreifend die Zeit. Zu kurzfristig hatte Scheider selbst von seinem Aus in der DTM erfahren.
Trotzdem verliert der 37-Jährige kein schlechtes Wort über seinen Arbeitgeber und bedankt sich im Laufe seiner Rede "vor allem bei der Audi-Familie, durch die ich das geworden bin, was ich heute bin." Scheider erklärt: "Ich möchte mich bei jedem einzelnen bedanken, der an mich geglaubt hat. 16 Jahre DTM sind eine Zeit, die viele Emotionen gekostet hat."
Die Emotionen sind es auch, mit denen Scheider an diesem Abend immer wieder zu kämpfen hat. Mehrfach schießen ihm während seiner Ansprache - die komplett improvisiert ist - die Tränen in die Augen. "Ich habe keine Rede vorbereitet, ich rede frei heraus", verrät der Audi-Pilot und erklärt: "Es ist ein Moment in meinem Leben gekommen, der sehr schwierig ist. Ich bin nach wie vor Herzblut-Racer."
"Zu meiner Zukunft kann ich heute noch nichts sagen. Ich habe viele Pläne und viele Gespräche. Aber heute ist es noch zu früh, um dazu etwas zu sagen. Ich bin Herzblut-Racer, und das möchte ich auch bleiben. Man darf sich sicher sein, dass ein Timo Scheider in Zukunft wieder in einem Rennauto sitzen wird. Ob das On- oder Offroad ist, das sei mal dahingestellt."
Im November wird Scheider einen Gaststart beim Finale der Rallycross-Weltmeisterschaft (WRX) in Argentinien absolvieren. "Alles, was darüber hinausgeht, werden wir sehen. Aber das ist nicht nicht die einzige Hoffnung und nicht der einzige Plan, den ich habe. Ich muss mir ein bisschen Zeit nehmen, um herauszufinden, was ich machen möchte, und wo ich meine Zukunft auch fahrerisch sehe", so Scheider.
Am Sonntag steht zunächst einmal sein letztes DTM-Rennen auf dem Programm. "Ich probiere, diesen Moment so gut es geht zu genießen", verrät Scheider, der sich zum Abschluss noch einen letzten Titel mit Audi wünscht. In der Herstellerwertung haben die Ingolstädter aktuell die Nase vorne. Am Ende seiner Ansprache erhält Scheider von den Journalisten, Fotografen und seinen Teamkollegen, die ebenfalls anwesend sind, Standing Ovations.