Zwischenfazit: Neue Performance-Gewichte in der DTM 2016

, 09.06.2016

Sechs Sieger in sechs Rennen: Die DTM ist offen wie nie - Welchen Anteil daran haben die neuen Performance-Gewichte? Und wurden die gesetzten Ziele erreicht?

Die DTM führte zur Saison 2016 ein neues System für die Performance-Gewichte ein. So werden die Gewichte nun direkt nach dem Qualifying vergeben und bereits für das entsprechende Rennen eingebaut. Außerdem sind in diesem Jahr alle acht Autos eines Herstellers gleich schwer, interne Unterschiede gibt es nicht mehr. Doch hat sich dieses neue System in den ersten sechs Rennen des Jahres wirklich bewährt? Und konnten die ausgegebenen Ziele erreicht werden?

"Ich glaube, dass es mit der Regel sehr schwierig wird, im Qualifying zu pokern", erklärte Audi-DTM-Leiter Dieter Gass beim Saisonauftakt in Hockenheim einen Vorteil der neuen Regelung. "Wenn man das versucht, kann der Schuss sehr leicht nach hinten losgehen. Dann findet man sich plötzlich nur auf P17 wieder, und dann reißt es der Gewichtsunterschied auch nicht mehr heraus."

"Wir kennen die Abstände in der DTM. Wenn du mit einem Zehntel Rückstand auf Platz 16 bist, dann war es das fürs Rennen", präzisiert Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' und erklärt: "Deswegen haben wir auch gesagt, dass wir das Gewichtssystem mit dem Qualifying verankern möchten." In diesem Jahr entscheidet die theoretisch schnellste Rundenzeit in der Qualifikation über die Performance-Gewichte.

"Dann kommt niemand mehr in die Versuchung, da strategisch einzugreifen oder Leute vom Podium runterzuziehen, wie wir es in Moskau gesehen haben oder auch am Norisring. Das geht so nicht. Das kann man gegenüber dem Fan nicht vertreten", erklärt Fritz. Tatsächlich scheint dieser Plan an den ersten drei Rennwochenende des Jahres durchaus aufgegangen zu sein.

Wer blickt da noch durch?

Allerdings bringt das aktuelle System ein anderes Problem mit sich. Für die Zuschauer ist nur schwer nachvollziehbar, wer nach dem Qualifying Gewicht einladen muss oder ausladen darf. Das komplexe System könnte theoretisch - wenn auch nicht sehr wahrscheinlich - sogar dafür sorgen, dass ein Hersteller Gewicht ausladen darf, obwohl man auf der Pole-Position steht, weil zur Berechnung eben nur die theoretischen und nicht die tatsächlichen Rundenbestzeiten herangezogen werden.

"Wenn es funktioniert, dann gibt es im Endeffekt auch gar keine Notwendigkeit, dass der Fan das unbedingt verstehen muss", stellt Dieter Gass eine gewagte These auf und erklärt: "Alle Umfragen, die ich bisher gesehen habe, sagen nicht, dass der Fan das Reglement verstehen möchte. Der Fan will attraktiven Sport sehen. Das versuchen wir zu bieten." Trotzdem kurios: Nicht nur bei den Fans sorgte das System zu Beginn das Jahres für viele Fragezeichen.

"Ich hab's noch nicht ganz verstanden", erklärte selbst der amtierende DTM-Champion Pascal Wehrlein beim Saisonauftakt in Hockenheim. "Ich glaube aber, dass es gut ist - vor allem, dass es nach dem Qualifying gemacht wird. Dadurch wird es noch mehr angeglichen. Ich denke, dass die Fahrer und Hersteller dadurch noch enger zusammenrücken. Das finde ich gut", so Wehrlein.

Fahrer und Fans nicht begeistert

Fritz präzisiert: "Im vergangenen Jahr war es viel zu unsensitiv. Wir haben immer zwei Rennen miteinander kompensiert auf einer Strecke, die spezifisch war. Das heißt, du bist in Hockenheim schlecht unterwegs gewesen, hast einen Haufen Gewicht rausgekriegt, kommst zum Lausitzring, und diese Strecke liegt dir zufälligerweise. Dann bist du völlig woanders unterwegs. Genau das wollten wir nicht mehr. Ich glaube, das System kann das auch."

Was auf dem Papier gut klingt, kommt aber trotzdem nicht bei allen gut an. "Ich bin kein wirklicher Freund davon", erklärt beispielsweise Martin Tomczyk, der Performance-Gewichte pauschal "nicht wirklich gut" findet. Das sehen auch die Leser von 'Motorsport-Total.com' ähnlich. Bei einer Umfrage gaben mehr als 76 Prozent der Teilnehmer an, dass sie Performance-Gewichte für unnötig halten. Knapp 20 Prozent sind der Meinung, dass das neue System die DTM fairer macht, und nur knapp 4 Prozent wünschen sich die alte Regelung zurück.

Immerhin: Die DTM ist an der Spitze in diesem Jahr ausgeglichen wie nie. An den ersten drei Rennwochenenden des Jahres gewann jeder Hersteller je zwei Rennen. In sechs Läufen gab es sechs verschiedene Sieger. Man sollte die Rolle der Gewichte allerdings auch nicht zu hoch einordnen, denn in vier der sechs Saisonrennen gewann am Ende das schwerste Auto im Feld...

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere DTM-News

Die meisten Überholmanöver werden heutzutage mit DRS vorbereitet

Norbert Haug kritisiert DRS: "Sorgt nicht für hartes Racing"

Die Formel 1 führte das "Drag Reduction System" - kurz DRS - in der Saison 2011 ein, die DTM zog zwei Jahre später nach. Seitdem gehen die Meinungen zu der künstlichen Überholhilfe stark …

Am Sonntag wurde noch gefeiert, doch ab Montag ging der Alltag wieder los

Lucas Auer: Kaum Zeit für den "Partymodus" nach erstem Sieg

Lucas Auer sicherte sich mit dem Sieg am Lausitzring am Sonntag seinen Platz in den Geschichtsbüchern der DTM. Der Neffe von Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger konnte als erster Österreicher …

Abt-Pilot Matthias Ekström fuhr bislang 167 Rennen in der DTM

Matthias Ekström: "Strecken in der DTM immer langweiliger"

Seit 16 Jahren fährt Matthias Ekström in der DTM und zählt damit zu den Dauerbrennern in der Serie. Aktuell ist der Schwede nur noch 69 Rennteilnahmen von Rekordmann Bernd Schneider entfernt …

Erste Startreihe in Pink: Auer und Vietoris waren im Qualifying nicht zu schlagen

DTM Lausitzring: Lucas Auer holt zweite Pole seiner Karriere

Riesenerfolg für das Mücke-Team: Beim Heimspiel auf dem Lausitzring bescherten Lucas Auer und Christian Vietoris dem Team aus Berlin die Startplätze eins und zwei. "Unglaublich! Es ist die …

Audi-Pilot Miguel Molina scheint ein echter Experte für den Lausitzring zu sein

DTM Lausitzring: Miguel Molina wiederholt Pole des Vorjahres

Miguel Molina (Abt-Audi) steht auch 2016 wieder auf der Pole-Position auf dem Lausitzring . Der Spanier, der hier bereits 2015 am Samstag ganz vorne stand, sicherte sich mit einer Zeit von 1:16.619 Minuten …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Motorsport-Total.com

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo