Formel-1-Qualifying China 2015: Knappe Pole für Hamilton

, 11.04.2015

Nico Rosberg ist frustriert: Nur 0,042 Sekunden fehlen ihm auf die Pole-Position in Schanghai - Sebastian Vettel wieder erster Mercedes-Verfolger

Fast nach Belieben hat Lewis Hamilton die Freien Trainings zum Grand Prix von China dominiert, doch im Qualifying wurde es dann doch enger als erwartet: Lediglich 42 Tausendstelsekunden fehlten seinem Mercedes-Teamkollegen auf die Pole-Position in Schanghai - aber immerhin stehen beide Silberpfeile in der ersten Startreihe.

Dass Rosberg seinen Frust erstmals in dieser Saison nicht mehr hinunterschlucken konnte ("Come on, guys!" am Boxenfunk), ist für Marc Surer verständlich: "Das würde alles umdrehen. Er startet auf der Pole, er kann die Strategie bestimmen und, und, und. Und jetzt ist es wieder der andere", so der Formel-1-Experte. Rosberg streitet seine schlechte Laune gar nicht erst ab: "Vier Hundertstel sind nichts. Ich bin frustriert. Ich wollte heute die Pole."

Und die Chance darauf wäre durchaus vorhanden gewesen. Denn Hamilton hatte ihn zwar in Q1 (um 0,211 Sekunden) und Q2 (0,324) klar und souverän distanziert, konnte sich aber im zweiten Q3-Run aus bisher noch nicht bekannten Gründen nicht mehr steigern. Rosberg hingegen schaffte im ersten und dritten Sektor eine Verbesserung - und am Ende war er so knapp an seinem Teamkollegen dran wie noch nie in dieser Saison.

"China ist ein gutes Pflaster für mich", lächelt Hamilton, der den Grand Prix von China schon dreimal gewonnen hat. "Das Auto liegt dieses Wochenende viel besser als in Malaysia." Aber Rosberg steckt den Kopf (trotz geknickter Körpersprache bei der FIA-Pressekonferenz) nicht in den Sand: "Ich glaube, das könnte klappen morgen." Für Mercedes-Boss Niki Lauda ist sowieso nur wichtig, dass beide in der ersten Reihe stehen, denn: "Vettel lauert dahinter."

Der Malaysia-Sieger (+0,905) lieferte sich in Q3 ein Duell mit Williams-Fahrer Felipe Massa um den dritten Startplatz, in dem er nach dem ersten Reifensatz noch deutlichen Rückstand hatte, am Ende aber 0,267 Sekunden Vorsprung. "Das war eine bemerkenswerte Leistung von Vettel", zieht Williams-Technikchef Pat Symonds den Hut. Und Vettel selbst strahlt: "Heute war ein guter Tag. Der dritte Platz war unser Maximum."

"Diese Jungs waren ein bisschen schneller als erwartet, aber wir haben alles gut hinbekommen. Morgen sollten wir ein bisschen näher dran sein", ist er für den Rennsonntag sogar optimistisch. Und Mercedes hat nach der unerwarteten Schlappe von Malaysia großen Respekt vor Ferrari: "Die sind im Rennen viel stärker, weil sie mit den Reifen so gut umgehen", sagt Toto Wolff. Lauda ergänzt: "Im Rennspeed sind es nur zwei oder drei Zehntel zu Vettel. Das ist nicht viel."

Für Mercedes spricht: Während Williams im Qualifying 15 und Ferrari 17 Runden verbrauchte, konnten Hamilton/Rosberg in Q1 einen Satz Option-Reifen sparen; insgesamt benötigten sie in den drei Abschnitten nur zwölf Runden - in einem möglichen Reifenkrimi am Sonntag (wie so oft in Schanghai) sicher kein Nachteil. Aber es gab auch Probleme: Zuerst hieß es, bei Hamilton sei die Telemetrie ausgefallen, dann brannte ihm der heiße Sitz (erneut) den Hintern auf.

In der dritten Startreihe steht ein weiterer Williams (Valtteri Bottas/+1,361) neben einem weiteren Ferrari (Kimi Räikkönen/+1,450). "Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil wir das Tempo für Platz drei und vier gehabt hätten", ärgert sich Ferrari-Technikchef James Allison. Daniel Ricciardo (Red Bull/+1,758) wurde Siebter, Romain Grosjean (Lotus/+2,123) Achter - und sensationell schafften beide Sauber-Piloten den Sprung in die Top 10!

Daniil Kwjat (Red Bull) nicht. "Keine Power", funkte er. "Soll ich trotzdem weiter pushen?" Doch es hieß in Q2 nur: "Komm an die Box!" Zwar konnte er noch für eine letzte Runde auf die Strecke gehen, mehr als der zwölfte Platz war da aber nicht mehr drin. Somit schieden drei von vier Red-Bull-Piloten in Q2 aus. Die größte Aufstiegschance hatte Max Verstappen (13./Toro Rosso): "Sein Fehler kann zwei Zehntel gekostet haben", glaubt Surer - und die hätten für Q3 gereicht.

Nico Hülkenberg (Force India) verlor sein teaminternes Stallduell heute und scheiterte als 16. bereits in den ersten 18 Minuten. Genau wie die beiden McLaren-Hondas. "Es war ein Schritt nach vorne. Jetzt sind wir noch zwei Zehntel weg von Q2", sagt Fernando Alonso (18.), trotz Panne im Abschlusstraining in Q1 nur um 0,004 Sekunden langsamer als Teamkollege Jenson Button. Erfreulich auch: Beide Manor-Marussias nahmen die 107-Prozent-Hürde locker.

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Ist das schon Galgenhumor im WM-Kampf?

Neuer Pole-König Lewis Hamilton: Der K.O. für Nico Rosberg?

Es gab nicht vieles, was Lewis Hamilton und Nico Rosberg im vergangenen Jahr leistungsmäßig unterschied. Zu nennen sind einerseits 67 WM-Punkte und ein reifenschonender Fahrstil zugunsten des …

Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren emotional Welten voneinander entfernt

Dankbarkeit und Frust bei Mercedes: China-Pole süß-sauer

Schluss mit Überraschungen: Im Qualifying zum China-Grand-Prix am Samstag zeigten sich in der Formel 1 wieder die gewohnten Machtverhältnisse mit zwei Silberpfeilen an der Spitze. Lewis Hamilton …

Niki Lauda und Bernie Ecclestone könnten sich eine Mercedes-F1 vorstellen

Bernie Ecclestone träumt weiter: Mercedes-Motoren für alle!

Seit der Einführung des neuen Reglements ist eine Sache klar ersichtlich: Mercedes hat das stärkste Paket - und vor allem den stärksten Antrieb! Schon im vergangenen Jahr konnten Williams, …

Der Umgang des SF15-T mit den Reifen war bei Vettels Sieg nicht unwesentlich

Pirelli: Ferrari siegte in Sepang mit früherem Lotus-Trick

Am Ende der Wintertests, als Mercedes die Hosen runterließ, und beim Saisonauftakt in Australien sah Ferrari noch kein Land gegen Mercedes. In Malaysia drehte die Scuderia aber plötzlich den …

Ferrari auf der Jagd nach Mercedes: In Schanghai keine einfache Aufgabe

Mercedes in Gefahr? Vettel: "Da müsste einiges passieren"

Ferrari scheint auch in Schanghai der größte Herausforderer für Mercedes zu sein, doch das Bild ist nach dem ersten Trainingstag weniger klar als in Sepang. Lewis Hamilton sicherte sich 0,443 …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo