Mark Webber: Rosberg könnte dreimaliger Weltmeister sein

, 18.12.2016

Fast hätte Nico Rosberg das Schicksal der ewigen Nummer zwei gedroht, auch Mark Webber kennt diesen Stempel - Wie er das Teamduell mit Lewis Hamilton bewertet

Als Formel-1-Weltmeister aus der Königsklasse abtreten: Was Nico Rosberg gelungen ist, war Mark Webber nicht vergönnt. Der Australier wurde im Red Bull drei Mal WM-Dritter (2010, 2011 und 2013), doch der ganz große Wurf gelang ihm nicht. Dass Rosberg es nach drei Jahren des teaminternen Titelkampfes endlich nach ganz oben geschafft hat, ringt auch ihm Respekt und Anerkennung ab.

Denn Weber weiß nur zu gut, wie es ist, im Duell mit dem eigenen Teamkollegen immer wieder als Nummer zwei abgestempelt zu werden. Als er 2009 Sebastian Vettel an die Seite gesetzt bekam, hatte der heute 40-Jährige keine Antwort auf den ungestümen Youngster, der vier Mal in Folge den WM-Titel holte - im Jahr 2010 ganz knapp gegen Webber. Ein Schicksal, dass der Australier mit anderen Kollegen teilt.

"Fahrer wie ich und Felipe Massa werden oft als Nummer zwei abgestempelt", weiß Webber. So fuhr Massa 2008 (damals im Ferrari) bei seinem Heim-Grand-Prix in Brasilien als vermeintlicher Weltmeister übers Ziel, musste den Titel aber schlussendlich doch Lewis Hamilton überlassen. "Felipe hat die WM bis zur letzten Runde offen gehalten, und ich bis zum letzten Rennen", erinnert sich Webber.

Rosberg ohne Titel die ewige Nummer zwei

Doch beide mussten zurückstecken - und erhielten den Stempel der ewigen Nummer zwei. "Nico hätte dieses Schicksal auch gedroht", ist sich Webber sicher und zieht einen Vergleich zu Jenson Button: "Jenson ist sicher keine Nummer zwei, aber wenn er die WM 2009 nicht gewonnen hätte, würde man ihn heute als eine bewerten. Nico weiß das. Er wäre eine Nummer zwei ohne diesen Titel." Und das zu Unrecht, wie Webber findet.

"Er war in den letzten drei Jahren ganz bestimmt keine Nummer zwei", sagt der 40-Jährige, "aber es kann nur einen Sieger geben, und er war Zweiter. Stimmt. Aber jetzt ist Lewis die Nummer zwei." Das Argument einiger, Hamilton hätte ohne seine Defekte den Titel geholt, mehr Rennen gewonnen als Rosberg und wäre deshalb ein verdienterer Weltmeister, will Webber nicht gelten lassen.

"Nico hat die Titelentscheidung in den vergangenen drei Jahren zweimal nach Abu Dhabi getragen. Er war wirklich nahe an einem Fahrer im selben Auto dran, der unbestreitbar einer der besten Fahrer einer ganzen Generation ist. Es ist nicht so, dass Lewis Nico komplett zerstört hätte. Nico ist unwiderstehlich gefahren, und es gibt keinen, der ihm das nicht gönnt", betont Webber, der seine Fahrerkarriere in diesem Jahr beendete.

Hätte, wäre, wenn: Am Ende zählt, wer vorn ist

In seinen Augen gibt es nichts, was Rosberg noch hätte tun oder anders machen können: "Ein Rennen mehr gewinnen? Okay, dann hätte er einen Sieg mehr gehabt als Lewis. Lewis hatte ein paar technische Probleme, aber die hatte Nico 2014 und 2015 auch." Tatsächlich gewann Hamilton in der Formel-1-Saison 2016 zehn Rennen, Rosberg neun. Zudem hatte der Brite einen technisch bedingten Ausfall mehr als sein Teamkollege.

Für Webber ist das Teil des Rennsports. "So läuft's halt manchmal", sagt er und blickt auf seine eigene Saison 2016 als Porsche-Werkspilot in der Langstrecken-WM: "In der WEC haben wir dieses Jahr mit der #1 so viele Rennen gewonnen, wir standen so oft auf dem Podium, haben die meisten Runden geführt - aber wir wurden Vierter in der WM. So kann es kommen, weil du Ausfälle nicht kompensieren kannst."

Auch als er 2010 die Weltmeister knapp an Teamkollege Vettel verlor, sprach die Statistik eigentlich für Webber: "Als Sebastian 2010 Weltmeister wurde, hat er die WM auch nur für ein Rennen angeführt. Ist er deswegen ein unverdienter Weltmeister? Ich habe die WM für viel mehr Rennen angeführt, aber ich wurde nicht Weltmeister, denn nach dem letzten Rennen hatte Sebastian die Nase vorne. Nur das zählt", weiß der Ex-Red-Bull-Pilot.

Rosberg ohne Hamilton mit drei WM-Titeln

Dass Rosberg den Formel-1-Titel aller Zahlenspiele zum Trotz mehr als verdient hat, steht für den Australier außer Frage - genauso wie die Tatsache, dass der Deutsche ohne die Konkurrenz durch Hamilton bereits drei Titel in der Tasche hätte: "Natürlich! Das ist oft so." Dass es erst im dritten Anlauf gelang, ihn zu schlagen, schmälere die Leistung keineswegs, ganz im Gegenteil.

Eine wichtige Rolle dabei habe mit Sicherheit auch Rosbergs Arbeitsweise und Akribie gespielt, wie Webber zu bedenken gibt: "Wir wissen ja nicht: Wer stimmt das Auto ab, wer erledigt die Drecksarbeit? Wir sehen nur die Stoppuhr. Aber wer arbeitet mehr mit den Ingenieuren, wer bringt sich mehr ins Team ein? Ich kann mir vorstellen, dass Nico da der aktivere Part ist. Da muss man das Gesamtbild sehen."

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