Motorenstreit: Red-Bull-Teamchef stichelt gegen Mercedes

, 30.11.2017

Wenn es um die Motoren geht, könnten die Standpunkte von Mercedes und Red Bull kaum gegensätzlicher sein - Christian Horner unterstellt Toto Wolff "Amnesie"

Neue Runde im Motorenstreit zwischen Mercedes und Red Bull: Im Mittelpunkt stehen dieses Mal die Regeln für die kommende Formel-1-Saison 2018. Dann werden nur noch drei statt wie bisher vier Motoren pro Fahrer erlaubt sein. Mit den drei Aggregaten muss ein Pilot die kompletten 21 Rennen überstehen. Ab der vierten Einheit gibt es Strafen. Bei MGU-K, Energiespeicher und Kontrollelektronik sind 2018 sogar nur noch zwei Teile für das komplette Jahr erlaubt.

Christian Horner bezeichnete dieses Vorhaben am Abu-Dhabi-Wochenende als "total übergeschnappt" - und fängt sich für diese Aussage prompt einen Konter von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ein. "Wenn es 'total übergeschnappt' ist, dann hätten sie nicht auf einen geringeren Preis drängen sollen", schiebt der Österreicher Red Bull selbst den Schwarzen Peter zu.

"Alle Hersteller wurden gedrängt - oder sagen wir deutlich aufgefordert -, den Preis für die Kunden zu optimieren. Das haben wir getan, und das war die Konsequenz", erklärt Wolff, der betont, dass vier Motoren 2018 für Mercedes "absolut in Ordnung" gewesen wären. Um den Preis für Kundenteams - zu denen auch Red Bull zählt - zu senken, habe man dem Plan, auf drei Motoren zu gehen, allerdings zugestimmt.

"Soweit ich mich erinnern kann, waren alle dabei", verrät Wolff im Hinblick auf das Meeting im Jahr 2016, bei dem dieser Plan beschlossen wurde. Das will Horner wiederum nicht so stehen lassen und erklärt bei 'Sky Sports F1' süffisant: "Ich glaube, Toto leidet ein bisschen unter Amnesie." Tatsächlich sei es Niki Lauda, Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams, gewesen, der sich zuletzt ebenfalls für vier Motoren pro Saison ausgesprochen hätte.

Sinken die Kosten gar nicht?

"Die Kosten betreffen uns nicht", erklärt Horner außerdem und verrät: "Unser Preis ist nicht gesunken. Auf andere Teams trifft das vielleicht zu, aber nicht auf Red Bull. Wir zahlen noch immer eine Menge Geld." Die Bullen beziehen ihre Motoren auch in der Saison 2018 weiterhin von Renault - und offensichtlich wird man den Franzosen auch im kommenden Jahr so viel zahlen wie aktuell.

Wolffs Aussagen seien daher falsch, und der Plan, die Mammutsaison 2018 mit nur drei Motoren zu absolvieren, sei "verrückt", wiederholt Horner noch einmal. Unterstützung erhielt er dabei zuletzt auch von McLaren. Das Team aus Woking wird im neuen Jahr ebenfalls mit Renault-Power an den Start gehen. "Für mich geht das zu weit - das ist nicht mehr Formel 1", kritisierte Renndirektor Eric Boullier die Drei-Motoren-Regel zuletzt.

"Wenn es immer weniger Motoren gibt, kostet es die Hersteller eine Menge mehr, um sie zuverlässig zu machen", so der Franzose. Eine Ansicht, die auch Horner teilt. "Die Rechnung, dass es durch weniger auch günstiger wird, ist falsch", stellt er klar. Um die nötige Zuverlässigkeit zu erreichen, müssten die Hersteller noch mehr Geld in die Entwicklung stecken. Daher werde es 2018 weder für Hersteller noch für Kunden günstiger.

Auch bei Regeln für 2021 keine Einigkeit

Und auch die Eckdaten für die neuen Formel-1-Motoren ab 2021 sorgen weiter für Ärger. "Natürlich möchte Toto, dass alles so bleibt, wie es ist. Das ist auch verständlich, denn momentan haben sie den besten Motor im Feld", erklärt Horner und ergänzt: "Ich denke aber, dass dieser Motor der Formel 1 nicht die Emotion, die Lautstärke und die Performance liefert, die er sollte. Auch die Kosten sind ein wichtiger Faktor."

Nachdem die FIA die Kernpunkte für den neuen Antrieb Ende Oktober veröffentlicht hatte, regte sich von Mercedes - und auch Renault - Widerstand. Ferrari drohte sogar mit dem Ausstieg aus der Königsklasse. "Es ist immer leicht, zu seinem eigenen Vorteil zu argumentieren. Aber manchmal muss man das größere Bild im Auge behalten", fordert Horner von den Herstellern.

"Man muss die Kosten senken und die Motoren einfacher und lauter machen", erklärt er. Punkte, die in den Eckdaten für 2021 allesamt Berücksichtigung finden. Man müsse den Sport "so attraktiv wie möglich" machen, ergänzt der Red-Bull-Teamchef, der die Motorenpläne von FIA und Liberty Media gut findet. Bei Mercedes sieht man das komplett anders. Dort befürchtet man unter anderem eine Kostenexplosion.

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